Wien – Ö1 könnte wegen Sparvorgaben von rund 900.000 Euro eine Reihe gewohnter Formate verlieren – oder ihr Umfang dürfte deutlich eingeschränkt werden: Das erfuhr DER STANDARD am Freitag aus einer Klausur des Senders mit Senderchef Martin Bernhofer.
"Finanzielle Lage im ORF sehr angespannt"
- Update: ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher erklärt dazu auf Anfrage: "Die finanzielle Situation im ORF ist aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage sehr angespannt und konzernweit werden Einsparungen evaluiert – nicht nur bei Ö1. Welche Maßnahmen genau getroffen werden, wird in den derzeit laufenden Budgetverhandlungen besprochen. Über- und Mehrstunden werden in allen Bereichen des Hauses gerade überprüft. Allerdings sollen sich die Einsparungen bei Ö1 vor allem auf weniger gehörte Sendungen und programmliche Randzonen beschränken, um die Auswirkungen auf unser Publikum möglichst gering zu halten. Gleichzeitig haben wir uns vorgenommen, Programminnovationen in der Radio-Primetime umzusetzen. Dazu zählt beispielsweise eine Stärkung der Ö1-Morgensendung." Mehr dazu im Interview mit Thurnher hier.
"Zeit-Ton", "Rudi", "Moment am Sonntag"
Infrage gestellt wären nach diesen Informationen etwa die "Jazznacht", das "Kunstradio", "Passagen", "Kinderuni", "Heimspiel", "Philosophie am Feiertag". Auf der Sparliste soll zudem "Zeit-Ton" für moderne, auch experimentelle Musik im Nachtprogramm von Ö1 stehen.
Kolportiert werden weiters "Rudi, der Radiohund" und "Moment am Sonntag" als mögliche Streichkandidaten im Zuge eines größeren Sparprogramms.
Budgets für das Europäische Forum Alpbach oder das Donauinselfest sollen wackeln, auch für Übertragungen aus Salzburg.
ORF-intern wurde zudem ausgegeben, aus Budgetgründen keine Mehr- und Überstunden zu machen; deshalb sollen etwa die deutschsprachigen Nachrichten auf FM4 am Wochenende ausfallen.
Bei einer internen Informationsveranstaltung des ORF mit Generaldirektor Roland Weißmann haben Mitarbeiter nach dem angekündigten Stopp von Mehr- und Überstunden hinterfragt, was dann mit den im ORF üblichen "Mehrdienstpauschalen" geschehe, die häufig in höheren Rängen üblich sind. Diese Pauschalen seien "jetzt kein Thema", soll der General gesagt haben , berichten einzelne Sitzungsteilnehmer, andere verneinen diesen Ablauf wiederum. Über eine Prüfung der Mehr- und Überstunden habe in der Sitzung vor allem Finanzdirektorin Eva Schindlauer gesprochen. (fid, 30.9.2022)