Von den Hallen der Messe München nordwärts Richtung Autobahn, über die A94 drüber und am Kleingartenverein No. 76 vorbei; dann noch über die Bahntrasse, und voilà – rechter Hand befindet sich das Gewerbegebiet von Aschheim bei München. Und in ihm die fünf Bürogebäude, in die der Zahlungsdienstleister Wirecard eingemietet war.

Das einst für Wirecard geplante Headquarter wurde im Sommer 2020 zu einem pandemiekonformen Multi-Tenant-Bürogebäude umgeplant.
Visualisierungen: Beyond Visual Arts / Rock Capital Group

Bis zum Sommer 2020. Am 25. Juni krachte das Wirecard-Kartenhaus aus bekannten Gründen zusammen, und damit begann auch bei der Rock Capital Group, die ihren Sitz in Grünwald südlich von München hat, das große Zittern. Der Entwickler hatte nämlich bereits mit dem Bau eines maßgeschneiderten neuen Bürogebäudes mit 42.000 Quadratmeter Nutzfläche für den ehemaligen Börsenliebling begonnen.

Neue Zentrale

Mit seinen damals rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wollte Wirecard Ende des heurigen Jahres von den fünf Objekten ein paar Hundert Meter weiter in die neue Zentrale ziehen. In einem älteren Gebäude, das in den dortigen Neubau integriert wird, hatte Wirecard schon zuvor seinen Sitz.

Doch Wirecard wurde aufgeblattelt, ein Bilanzskandal enormen Ausmaßes ruchbar. Der CEO wurde verhaftet, der COO seilte sich ab. In Aschheim gingen die Lichter aus.

In Grünwald brannten die Lichter länger: Krisenstimmung. "Wir standen plötzlich ohne Hauptmieter da", sagt Andreas Wißmeier, Geschäftsführer Asset Management bei der Rock Capital Group. Zudem war ja auch gerade Pandemie, und auf einmal stand grundsätzlich "der Bedarf an Büros in der bisherigen Konfiguration in der Diskussion".

"Pandemiekonform"

Doch man habe in Windeseile alles nochmals neu geplant. Der eine große Mieter wird nun durch mehrere kleine ersetzt, das Gebäude wird also vom Single- zum Multi-Tenant-Objekt. Und es wird nun auch ein völlig neues Bürokonzept verfolgt: In dem nun "HEADS" genannten Gebäude werde "das erste pandemiekonforme Büro" entstehen. Man verspricht eine saubere, keimfreie Raumluft mithilfe von Luftfiltern sowie Wärmetauschern, die sonst nur in Spitälern zum Einsatz kommen, außerdem selbstöffnende Türen und berührungslose Armaturen. "Deutschlands erstes Immune-Office", nennt es Wißmeier.

Die kleinste nun verfügbare Fläche ist 400 Quadratmeter groß.
Visualisierungen: Beyond Visual Arts / Rock Capital Group

Doch man habe sich auch die Frage gestellt, wie ein Büro nach Corona aussehen muss, "damit die Menschen wieder freiwillig ins Büro wollen". Wißmeier erklärt das anhand des ersten Mieters Essity, der unter anderem – ausgerechnet – Klopapier herstellt und im Oktober 2023 auf 8500 Quadratmetern einziehen wird: Dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden "begrünte Atrien, Yoga-Flächen, Concierge-Service, Paketstation mit Kühlboxen und Duschen für alle, die mit dem Rad ins Büro kommen", vorfinden.

Mietermix

Die kleinste nun verfügbare Fläche ist 400 Quadratmeter groß. "Wir streben einen Mietermix an, bei dem sich etablierte Unternehmen ebenso angesprochen fühlen wie Start-ups", sagt Wißmeier. Mietinteressenten seien die Umsetzung von New-Work-Konzepten ebenso wie der Immune-Office-Ansatz besonders wichtig. "Viele suchen seit der Pandemie flexible Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität und Technik, mit der sich auch strenge Hygienevorschriften umsetzen lassen." (Martin Putschögl, 1.10.2022)