Schulter an Schulter mit Fremden, in einem großen offenen Raum mit täglich neu zugeteilten Schreibtischen? Das war in Zeiten von Corona mit Lockdowns und Social Distancing plötzlich nicht mehr vorstellbar.

Der Boom der servicierten Büros wurde von der Pandemie nur kurz gestoppt.
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Das Ende der großen Coworking-Spaces hat die Pandemie aber dennoch nicht bedeutet. Auch weil das, was man sich gemeinhin unter Coworking vorstellt, nicht immer das ist, was man als Coworking bekommt: Ja, es gibt auch die flexibel anmietbaren Schreibtische in hippen Büros, aber die großen Anbieter setzen vor allem auf servicierte Büros mit Empfangsservice und Feierabendevents. Am Ende vermieten sie also Büroflächen – aber mit dem Flair eines Coworking-Spaces.

Nur noch servicierte Büros?

Und dieser servicierte Aspekt ist laut dem Wiener Büroberater Andreas Gnesda wieder "ganz massiv" im Kommen. Und mehr noch: "Ich glaube, es wird eine Zeit geben, in der es nur noch servicierte und möblierte Konzepte gibt." Manche Coworking-Anbieter würden globalen Unternehmen gleich ein weltweites Bürokonzept anbieten, was gut ankomme "in Zeiten, in denen ausgelagert wird".

Auch EHL-Büromarktexperte Stefan Wernhart spricht vom "zukunftsträchtigen Bereich" der servicierten Büros. "Diese sind auch für größere Unternehmen mit dynamischem Mitarbeiterstand sehr interessant, etwa für zeitlich begrenzte Projektarbeiten oder auch für kleinere Hubs im Speckgürtel, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht so weit anreisen müssen."

In Wien sperrte kürzlich unter anderem der erste "Ruby Workspace" auf.
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Interesse abgeflaut

Interessanterweise scheint das Interesse internationaler Anbieter an Standorten in Österreich derzeit aber ordentlich abgeflaut zu sein. IWG (Regus, Spaces) suche zwar nach wie vor nach neuen Standorten, heißt es, und die Münchner Ruby Gruppe, an der Soravia beteiligt ist, hat mit Ruby Paul in der Alten Post in Wien soeben den ersten Workspace in Österreich in Betrieb genommen. Für die Workspace-Expansion folgt man den Hotels der Gruppe, um Synergien zu heben, erklärt Fabian Zellinger, Group Director bei Ruby.

Doch das Nürnberger Unternehmen Design Offices, das schon 2019 nach Österreich wollte, hat die Pläne weiterhin auf Eis liegen, heißt es zum STANDARD. Und auch der US-Riese We Work wollte eigentlich noch vor der Pandemie nach Wien, doch das Unternehmen schlitterte bekanntermaßen in große finanzielle Probleme. In München expandiert We Work aber schon wieder, und zwar mit österreichischen Partnern: Vor dem Sommer gab die Imfarr Holding bekannt, dass We Work auf 14.000 Quadratmetern im Büroprojekt Elementum, das Imfarr gemeinsam mit Schweizer Partnern bis 2025 südlich des Hauptbahnhofs errichtet, einen (dann) fünften Münchner Standort eröffnen wird.

Österreicher als Partner

Es ist nicht das einzige Projekt, das österreichische Entwickler in Deutschland für einen großen Flex-Office-Anbieter errichten: In Berlin baut Wert Invest gemeinsam mit bzw. für den aus Israel stammenden Anbieter Mindspace ein ehemaliges Warenhaus aus dem Jahr 1913 in der Nähe des Hackeschen Marktes in ein modernes Bürogebäude um. 4000 Quadratmeter wird der "Boutique-Flex-Office-Anbieter", wie man sich selbst nennt, dort anmieten. In Frankfurt hat die CA Immo AG 7000 Quadratmeter im Turm "One" an Spaces vermietet (siehe auch Seite 10). Und in Hamburg hat die Signa in ihrem Projekt Elbtower, das bis 2025 umgesetzt wird, ebenfalls von Spaces-Mutter IWG einen Mietvertrag für 4000 Quadratmeter in den Etagen 38 bis 40 unterschrieben bekommen.

In Wien expandieren die "Local Heroes": Your Office eröffnete im Wiener IZD Tower den siebten Standort in Österreich. "Hochwertige, elegant möblierte Büro- und Besprechungsräume sowie temporäre Projektflächen" in unmittelbarer Nähe zur Uno-City verspricht Geschäftsführer Michael Graf. Und Andys.cc hat ebenfalls gerade einen Turm bezogen, nämlich eine Etage im HoHo Wien in der Seestadt. Auch hier ist es der bereits siebte Standort in Österreich, der sechste in Wien. (Martin Putschögl, Franziska Zoidl, 5.10.2022)