Warteschlange vor einer Postfiliale in Wien-Neubau. Hier wird gerade umgebaut, was den Betrieb zusätzlich beeinträchtigt.

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Schnell was von der Post abholen oder ein Packerl aufgeben, das geht derzeit in vielen Postfilialen nicht. Vor allem in Wien ist es besser (und nervenschonender), Wartezeiten von etwa einer halben Stunde einzurechnen – zu Spitzenzeiten auch mehr. Post-Pressesprecher Markus Leitgeb bestätigt auf STANDARD-Anfrage, dass derzeit ein Betrieb herrsche wie sonst nur zur Weihnachtszeit. Und das hat mehrere Gründe:

Klimabonus abholen

Viele Kundinnen und Kunden holen ihren Klimabonus ab und lassen sich das Geld bei der Post-eigenen Bank 99 auszahlen oder überweisen. Auf diesen Zustrom habe man sich vorbereitet und zusätzliches Personal für die Erledigung des Paketdienstes eingesetzt, heißt es bei der Post. Da aber nur bestimmte Filialen und Postpartner den Klimabonus ausbezahlen, kommt es dort zu einer stärkeren Kundenfrequenz.

Wahlkarten besorgen

Viel Arbeit bescherten und bescheren der Post zudem Wahlen, konkret die Wahlkarten für die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen im Burgenland am kommenden Sonntag sowie die Briefwahl für den Bundespräsidenten am 9. Oktober. Vor allem letztere treibt viele Menschen mit gelben Abholzetteln zu Postschaltern. Das zu erledigende Pensum dürfte in ganz Österreich rund 500.000 Wahlkarten betragen, mehr als je zuvor.

In Wien Pensionen auszahlen

Dritter Faktor, der nur in Wien zum Tragen kam, waren in der aktuellen Woche Pensionsauszahlungen. Pressesprecher Leitgeb erinnert daran, dass es in der Bundeshauptstadt, im Gegensatz zu den anderen Bundesländern, keine Geldzustellung durch die Post gibt, sondern hier die Auszahlung der Pensionen ausschließlich in den Geschäftsstellen direkt über die Bühne geht.

Kaum Pausen

Besonders beeindruckend war in den vergangenen Tagen die Warteschlange vor der Filiale in der Zieglergasse in Wien-Neubau, die sich zeitweise vom Straßeneingang durch den gesamten Innenhof schlängelte. Wer hierher musste, hatte aber auch besonderes Pech, weil die Poststelle gerade umgebaut wird und der Betrieb in einem Ausweichquartier erledigt wird. Die Schlange wirkte aber abschreckender, als sie tatsächlich war, zwanzig Minuten anstellen war gar nicht so schlimm. Leid tun kann einem eher das Postpersonal, das kaum in der Lage ist, sich Pausen zu gönnen. Es gibt ja auch sonst nicht wenig zu tun: Die Post beliefert in Österreich täglich rund 4,7 Millionen Haushalte und Unternehmen mit Briefen, Paketen, Werbesendungen und Printmedien. (Michael Simoner, 30.9.2022)