Im Iran wird seit dem mutmaßlich gewaltsamen Tod der 22-jährigen Mahsa Amini protestiert.

Foto: AFP / Thomas Coex

Teheran/Wien – Bei den regierungskritischen Protesten im Iran sind nach Angaben von Amnesty International mehr als 50 Menschen von Sicherheitskräften getötet worden. Hunderte weitere Demonstrantinnen und Demonstranten wurden demnach verletzt. Das teilte die Menschenrechtsorganisation am Freitag mit. Iranische Staatsmedien hatten zuvor mehr als 40 Todesopfer gemeldet, Beobachter gehen aber von einer deutlich höheren Opferzahl aus.

Die Regierung hatte auch von Toten aufseiten der Sicherheitskräfte gesprochen. "Amnesty International liegen die Namen von 52 Frauen, Männern und Kindern vor, die von den staatlichen Sicherheitskräften getötet wurden", teilte die Organisation mit. Amnesty liege zudem die Kopie eines geleakten Dokuments vor, aus dem hervorgehe, dass das Generalhauptquartier der Streitkräfte schon am 21. September die Kommandeure in allen Provinzen angewiesen habe, mit aller Härte gegen Demonstrierende vorzugehen. Diese seien darin als "Unruhestifter und Revolutionsgegner" bezeichnet worden. Der Befehl belege, dass die Eskalation der Gewalt und der Einsatz scharfer Munition System hätten und eine bewusste Strategie der iranischen Führung seien, so die Menschenrechtsorganisation.

VIDEO: Die Sittenpolizei im Iran kann jederzeit Frauen festhalten und "belehren". Wie es dazu kam und warum die Menschen jetzt ihr Leben riskieren, um sich dagegen zu wehren.
DER STANDARD

"Internationale Gemeinschaft muss handeln"

Hintergrund der Demonstrationen ist der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Die Sittenpolizei hatte sie wegen ihres angeblich "unislamischen Outfits" festgenommen. Was genau mit Amini danach geschah, ist unklar. Die Frau war ins Koma gefallen und am 16. September in einem Krankenhaus gestorben. Seitdem demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung und das islamische System.

Amnesty erklärte: "Die Internationale Gemeinschaft muss unverzüglich und in aller Entschlossenheit handeln, um zu verhindern, dass noch mehr Menschen getötet und verletzt werden, nur weil sie für ihre Freiheit, ihre Würde und ihre Menschenrechte auf die Straße gehen."

Von der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hieß es am Freitag in einer Aussendung, dass jede Frau das Recht habe, über ihren Körper selbst zu verfügen. "Die Entscheidung für oder gegen das Tragen eines Kopftuchs ist eine höchstpersönliche, jeder diesbezügliche Zwang ist entschieden abzulehnen", schrieb IGGÖ-Präsident Ümit Vural. "Die Frauen im Iran, die nun ihr Leben riskieren, um diese Selbstbestimmung einzufordern, haben unsere Solidarität und Unterstützung verdient." (APA, 30.9.2022)