670 verschiedene Sticker umfasst das Panini-Sammelalbum zur Fußball-WM 2022.

Foto: APA/dpa/Marijan Murat

Spannung, wenn man ein neues Packerl in Händen hält. Der spezielle Geruch, wenn es geöffnet wird. Und dann Freude, wenn ein begehrtes und bisher fehlendes Pickerl die Sammlung ergänzt. Oder Enttäuschung, wenn man schon zum x-ten Mal denselben Ladenhüter erhält, der auch an der Tauschbörse mit Gleichgesinnten wertlos ist. Wer einst selbst die Panini-Sammelalben zu einer Fußball-WM gefüllt hat, kennt die damit verbundenen Gefühle.

Nostalgie beiseite, auch heuer ist die italienische Firma mit einer neuen Ausgabe am Start. Zwar später als üblich, da die diesjährige Wüsten-WM in Katar erst am 21. November beginnt. Neu ist auch der Preis für ein Packerl mit fünf verschiedenen Stickern, der heuer einen Euro beträgt. Zum Vergleich: Bei der vorangegangenen WM 2018 in Russland kostete eine Tüte, wie es offiziell heißt, noch 90 Eurocent. Verglichen mit der aktuellen Teuerungswelle ist der Preisauftrieb bei den Pickerln relativ glimpflich ausgefallen, nämlich elf Prozent in vier Jahren.

Dennoch, um das Sammelalbum vollzubekommen, müssen die – mitunter auch schon erwachsenen – Fans einiges an Geld in die Hand nehmen. Insgesamt gilt es in der europäischen Ausgabe heuer 670 verschiedene Bilder zu sammeln, sie zeigen die 32 teilnehmenden Mannschaften sowie etliche zusätzliche Motive wie die Fußballstadien. Wer extremes Glück hat und niemals eine Karte ein zweites Mal erhält, muss insgesamt nur 134 Packerln kaufen und eben so viele Euro dafür ausgeben. Allein, die Chance dafür geht gegen null.

Abnehmende Chancen

Bei den ersten fünf Pickerln beträgt die Trefferchance noch 100 Prozent, nimmt dann aber kontinuierlich ab. Bei der sechsten Karte beträgt die Quote immerhin noch 665 durch 670, also noch mehr als 99 Prozent. Zäh wird es erst, wenn das Stickeralbum schon weitgehend gefüllt ist. Fehlen nur noch 19 Sticker, hat man statistisch gesehen immer erst rund die Hälfte der benötigten Packerlkäufe hinter sich, bis das Album gefüllt ist. Bei der letzten fehlenden Karte beträgt die Trefferchance gerade einmal bescheidene 0,1 Prozent pro zusätzliches Pickerl.

Diese Rechnung beruht auf der Annahme, dass alle Motive gleich oft in den Packungen vertreten sind – was aber mutmaßlich nicht der Fall ist. In der Praxis gibt es recht seltene Exemplare ebenso wie Massenware, die fast schon alle Sammelnden besitzen.

Nicht qualifiziert: Das österreichische Team sucht man im Sammelalbum zur Fußball-WM in Katar unter den 32 Mannschaften vergeblich.
Foto: 670 viele verschiedene Sticker umfasst das Panini-Sammelalbum zur Fußball-WM 2022.

Über den Kauf von Stickerpackungen das Album zu komplettieren geht also enorm ins Geld. Insgesamt werden dafür rund 1.000 Euro fällig, wenn man alle Sticker auf diese Weise käuflich erwirbt. Ganz schön viel für junge Fußballbegeisterte, die oft über gar kein eigenes Einkommen verfügen. Zum Glück können die Sticker auch auf dem Schulhof oder in einschlägigen Internetbörsen getauscht werden.

Online nachbestellen

Wenn auch das nicht zum Sammelerfolg führt, können fehlende Exemplare auch beim Hersteller online nachbestellt werden. Allerdings startet Panini diesen Service erst am 14. Oktober, bis dahin liegt der Fokus am Verkauf der Stickerpackungen, die auch in verschiedenen Bündeln angeboten werden. Der Preis für nachbestellte Motive ist bisher unbekannt.

Dennoch, selbst mit einem vollen Sammelalbum ist auch in einigen Jahren wohl kein allzu großer Reibach zu machen. Eine kurzer Blick auf Willhaben.at zeigt, dass etwa das volle Exemplar zur Fußball-WM 1982 in Spanien um 375 Euro als Verhandlungsbasis angeboten wird. Zu den Ausgaben jüngerer Turniere liegen wesentlich günstigere, einstellige Angebote vor. Zum ersten Mal brachte Panini das Sammelalbum zur WM 1970 in Mexiko auf den Markt.

Bei der nächsten Fußball-EM 2024 in Deutschland endet übrigens die – offenbar finanziell lohnende – Partnerschaft zwischen dem Organisator und Panini, die im Jahr 1980 begann. Die nächsten zwei EM-Turniere wird der US-Hersteller Topps begleiten und die offiziellen Pickerl dafür vertreiben. Als Werbeträger holte sich die Firma dafür die portugiesische Trainerlegende José Mourinho ins Boot. Ob es damit auch zu einem neuen Konzept kommen wird, bleibt allerdings offen. (Alexander Hahn, 2.10.2022)