Der Personalmangel in der Pflege spitzt sich immer mehr zu. Die Regierung will dieser Entwicklung entgegenwirken.

Foto: Einigung über neue Schulformen

Wien – Der Ministerrat hat am Freitag per Umlauf eine Vorlage zu den geplanten neuen Pflegeschulformen beschlossen. Zuletzt gab es dazu Uneinigkeit in der Regierung, da das Finanzministerium wegen der laufenden Budgetverhandlungen die Kosten dafür beeinsprucht hatte. Nun können die derzeitigen Schulversuche zu Pflege-BHS (berufsbildende höhere Schulen) und Pflegefachschulen ab 2023/24 ins Regelschulwesen überführt werden.

Bis 2026 soll es zur Finanzierung der Pflegeschulen bis zu 350 Millionen Euro vom Bund geben. Im Vollausbau stehen dann bis zu 8.000 Plätze zur Verfügung. Das entsprechende Gesetz muss noch im Nationalrat beschlossen werden.

Pflegefachassistenz und Matura nach fünf Jahren

Die neuen "Höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung" sind als fünfjährige BHS konzipiert, die zur Matura führen. Absolventinnen und Absolventen erlangen damit die allgemeine Hochschulreife und zusätzlich einen Abschluss als Pflegefachassistenz oder alternativ als Sozialbetreuerin beziehungsweise Sozialbetreuer. Sie stehen damit in einer Reihe mit Höheren Technischen Lehranstalten (HTL), Handelsakademien (HAK), Höheren Lehranstalten für wirtschaftliche Berufe (HLW) oder Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP). Seit 2020 gibt es dazu Schulversuche.

An den dreijährigen Fachschulen (berufsbildenden mittleren Schulen) können die Lehrinhalte einer weiterführenden Pflegeausbildung (etwa Pflegeassistenz) vorgezogen werden. Auch dazu laufen bereits Schulversuche.

Mindestens 600 Ausbildungszuschuss pro Monat

Die Schülerinnen und Schüler der neuen Schulformen mit Pflege-Schwerpunkt erhalten auch den neuen Ausbildungszuschuss von mindestens 600 Euro pro Monat – allerdings eingeschränkt auf ihre Praktikumszeiten. Wer eine Sozialbetreuungsschule besucht, bekommt den Ausbildungsbonus für die Dauer eines Jahres.

"Mit der Schaffung der neuen Pflegeschulen setzen wir einen wichtigen Part der Pflegereform der Bundesregierung um. Dabei trägt der Bildungsbereich entscheidend dazu bei, mittel- und langfristig Pflegekräfte in Österreich gut ausbilden zu können", so Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung. "Durch einen monatlichen Zuschuss von 600 Euro für die Zeit der Pflichtpraktika gestalten wir die Ausbildung an mittleren und höheren Lehranstalten für Pflege und Sozialbetreuung auch finanziell attraktiv", meinte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne). "Damit schaffen wir langfristig 8.000 zusätzliche Ausbildungsplätze. So ermöglichen wir Jugendlichen einen früheren Einstieg in einen sozial spannenden Beruf mit der Option eines Abschlusses inklusive Matura." (APA, 30.9.2022)