In Florida wird immer offensichtlicher, wie gewaltig die Sturmschäden sind. Die tatsächliche Todeszahl dürfte deutlich höher sein.

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Im Bundesstaat South Carolina kam es zu Überschwemmungen von Straßen und Flutwelle. Die Winde schwächten sich auf rund 95 Kilometer pro Stunde ab.

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Tallahassee (Florida)/Washington – Hurrikan Ian hat Behördenangaben zufolge 50 Menschen in Florida das Leben gekostet. Viele der Opfer seien ertrunken, teilte die zuständige Sicherheitsbehörde des südlichen US-Bundesstaates am Freitag mit. Nachrichtenkanäle berichteten mit Verweis auf die Angaben von Vertretern der Landkreise, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer deutlich höher liege. Noch konnten die Suchmannschaften aber nicht in alle betroffenen Gebiete vordringen. Etwa 10.000 Menschen werden weiterhin vermisst, erklärte Kevin Guthrie, Chef des Notfallmanagements im Bundesstaat Florida.

Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 55 Kilometern pro Stunde habe der Sturm an Kraft verloren, teilte das Hurrikan-Zentrum am frühen Samstag (Ortszeit) mit. Nach Angaben des Nationalen Hurrikan-Zentrums ist die Gefahr aber noch nicht gebannt. Man müsse in North- und South Carolina, Virginia und West Virginia weiter mit Sturmfluten und starken Winden rechnen, hieß es.

Zerstörung in Kuba und USA

Die Zahl der Toten dürfte in den kommenden Tagen noch steigen. Ian hatte am Mittwoch als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie 4 die Südwestküste Floridas getroffen und dort verheerende Verwüstungen angerichtet. Der Wirbelsturm hatte sich über Florida zunächst abgeschwächt, über dem Atlantik dann aber wieder an Stärke gewonnen.

Millionen Menschen in Kuba und im Südosten der USA waren in den vergangenen Tagen von den heftigen Winden, Überschwemmungen und der Zerstörung betroffen, die Ian ausgelöst hat. Am Dienstag war Ian zunächst als Hurrikan der Kategorie drei von fünf in Kuba auf Land getroffen und hatte dort schwere Schäden angerichtet. Mindestens drei Menschen starben der Regierung zufolge.

Da die Stromversorgung in großen Teilen des Karibikstaats noch nicht wiederhergestellt wurde, kam es zudem in den letzten drei Tagen wiederholt zu Protesten. In der Hauptstadt Havanna errichteten einige Anrainer des zentrumsnahen Stadtteils Vedado am Samstagabend (Ortszeit) mit umgekippten Müllcontainern eine Straßensperre. Ein paar Dutzend Teilnehmer demonstrierten dort auf Töpfe schlagend, weil sie seit fünf Tagen weder Strom noch fließendes Wasser hatten. Nach Berichten in sozialen Medien gab es auch in anderen Stadtteilen Proteste.

Überflutete Straßen in South Carolina

Am Mittwoch erreichte Ian als Hurrikan der zweithöchsten Kategorie die Küste Floridas. Bei seinem Zug über den US-Bundesstaat hinterließ er Zerstörungen und Überschwemmungen. Nach Florida zog Ian zunächst aufs Meer hinaus, gewann dort an Kraft und erreichte am Freitag erneut die US-Küste – diesmal in South Carolina. Dort traf er im mit Windgeschwindigkeiten von 140 Stundenkilometern erneut auf Land.

Später wurde Ian zu einem post-tropischen Wirbelsturm heruntergestuft. Das NHC warnte dennoch vor heftigen Regenfällen, flutartigen Überschwemmungen und starken Winden. Auf TV-Bildern waren komplett überflutete Straßen und ein teilweise zerstörter Pier zu sehen. Umfallende Bäume unterbrachen Stromleitungen. Nach Angaben des Analysehauses CoreLogic rechnen Versicherer mit Schäden in Höhe von 28 bis 47 Milliarden Dollar.

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Sturm soll sich über Virginia auflösen

In South Carolina wurde wegen des Hurrikans der Notstand ausgerufen. US-Präsident Joe Biden rief die Bevölkerung auf, sich an die Anweisungen der Behörden zu halten. Zu den Verwüstungen in Florida sagte Biden: "Wir fangen gerade erst an, das Ausmaß der Zerstörung zu sehen." Hurrikan Ian werde "wahrscheinlich zu den schlimmsten in der Geschichte des Landes zählen", sagte der US-Präsident.

Zudem wird Biden kommende Woche nach Florida und Puerto Rico fliegen, um sich ein Bild von den Hurrikan-Schäden der vergangenen Tage zu machen. Das kündigte das Weiße Haus in der Nacht zum Sonntag an. Zunächst werde Biden am Montag in das vom Hurrikan Fiona heimgesuchte Puerto Rico reisen. Am Mittwoch werde Florida folgen. Dort waren am Samstag noch rund 1,2 Millionen Haushalte ohne Strom, in South- und North Carolina sowie in Virginia weitere 300.000.

Das Hurrikan-Zentrum erwartete am Samstag, dass Ian auf seinem Weg in Richtung Norden weiter an Kraft verlieren wird. Der Sturm sollte sich im Laufe des Wochenendes über Virginia auflösen. (APA, red, 1.10.2022)