Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner nach seiner Stimmabgabe am Vormittag. Er verlor zwar um 1,88 Prozentpunkte, konnte aber die Absolute halten.

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Die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im Burgenland begann traditionell und ohne große Überraschungen. Nämlich mit dem Ergebnis aus Tschanigraben. In der kleinsten Gemeinde des Burgenlandes sind 89 Personen wahlberechtigt, ihr Wahllokal schließt immer als eines der ersten. Noch vor Mittag waren die 80 abgegebenen Stimmen ausgezählt und gemeldet. Weil nur die SPÖ für die Gemeindesratswahl und nur Ernst Simitz für das Amt des Bürgermeisters am Stimmzettel standen, ist das Ergebnis wenig überraschend: 100 Prozent der gültigen Stimmen entfielen auf die SPÖ, Simitz bleibt Bürgermeister.

Doch er schnitt diesmal etwas schlechter ab als bei der vergangenen Wahl 2017 – 2, 5 Prozent der Stimmen bei der Bürgermeisterwahl waren ungültig und sein Ergebnis mit 93,59 Prozent um 4,77 Prozentpunkte schlechter.

SPÖ will zwei weitere Gemeinden holen

Insgesamt wählen im Burgenland 277.477 Wahlberechtigte in 171 burgenländische Gemeinden sowohl den Gemeinderat als auch den Bürgermeister respektive die Bürgermeisterin. Neben 363 Kandidaten stellen sich auch 60 Frauen zur Wahl der Bürgermeisterin.

Derzeit stellen sechs Listen je einen Bürgermeister im Burgenland, die ÖVP 82, die SPÖ 83. Bei der vergangenen Wahl drehte die SPÖ neun Gemeinden zu ihren Gunsten, die ÖVP derer zwölf. Die Ansage der SPÖ ist es, zwei bis vier weitere Bürgermeister erobern zu wollen, die ÖVP will die Anzahl der Bürgermeister im Land halten. Die FPÖ hat sich zum Ziel gesetzt, einen Bürgermeister zu stellen, die Neos wollen in fünf Gemeinderäte einziehen, die Grünen auf dem gleichen Niveau bleiben.

Badersdorf, Heugraben

Der erste ausgezählte Ort im Bezirk Oberwart ist die Gemeinde Badersdorf, wo 239 Stimmen abgegeben wurden – die Wahlbeteiligung lag hier bei 93 Prozent. In Badersdorf verliert die ÖVP von 81,1 Prozent auf 72,65 Prozent, die SPÖ gewinnt 8,47 Prozentpunkte dazu und hält nun bei 27,35 Prozent. An der Dominanz der ÖVP ändert das nichts und David Ziniel bleibt im Amt des Bürgermeisters. Er erhält bei der Bürgermeisterwahl 80,17 Prozent der Stimmen.

In Heugraben, im Bezirk Güssing, konnte die SPÖ die einst schwarze Gemeinde drehen und holt bei der Gemeinderatswahl 59,09 Prozent der Stimmen. Bei der Bürgermeisterwahl erhält der einstige SPÖ-Vizebürgermeister Walter Zloklikovits 83,33 Prozent.

Mandat von ÖVP an SPÖ in Moschendorf

Anders sieht es in Großmürbisch aus, dort gewinnt die ÖVP 15,05 Prozentpunkte und damit ein Mandat dazu und kommt nun auf 75,19 Prozent. Die SPÖ fällt von 40,14 auf 24,81 Prozent zurück.

In Moschendorf verlor die ÖVP 1,48 Prozentpunkte und ein Mandat an die SPÖ. Letztere kandidierte gemeinsam mit Unabhängigen und kommt auf 42,51 Prozent der Stimmen (+ 1,48 Prozentpunkte)

Loretto

Im Wallfahrtsort Loretto gewinnt die SPÖ bei der Gemeinderatswahl um 5,80 Prozentpunkte dazu und kommt auf 38,68 Prozent, die ÖVP verliert im gleichen Ausmaß und kommt auf 61,32 Prozent. Damit wandert auch ein Mandat von der ÖVP zur SPÖ. Bei der Bürgermeisterwahl holte Markus Nitzky (ÖVP) um 12,33 Prozentpunkte weniger Stimmen als 2017, hält aber immerhin bei 63,82 Prozent.

Schwarzer Bürgermeister im roten Tadten

Im Bezirk Neusiedl am See, in der Gemeinde Tadten, konnte die SPÖ mit einem Zugewinn von 6,96 Prozentpunkten die einst schwarze Gemeinde drehen und kommt nun im Gemeinderat auf 52,50 Prozent. Die ÖVP verliert 3,33 Prozentpunkte und kommt auf 47,50 Prozent. Die restlichen Stimmen kommen von der FPÖ. Bei der Bürgermeisterwahl gingen allerdings 50,28 Prozent der Stimmen an den ÖVP-Kandidaten Willibald Goldenits, weshalb auch die ÖVP den Bürgermeister stellen wird.

ÖVP holt sich Schandorf und Unterfrauenhaid

In Schandorf konnte Bernhard Herics (ÖVP) die Gemeinde drehen. Hatte die SPÖ zuvor 56,01 Prozent der Stimmen, kam sie heuer nur mehr auf 42,82 Prozent. Um die 13,19 Prozentpunkte gewann die ÖVP dazu, kommt nun auf 57,2 Prozent und hat damit auch ein Mandat von der SPÖ mitgenommen. Bei der Bürgermeisterwahl konnte Herics 58,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen.

Auch das einst rote Unterfrauenhaid bekommt einen schwarzen Bürgermeister. Die SPÖ verlor 7,78 Prozentpunkte und liegt nun bei 46,75 Prozent, die ÖVP legte auf 53,25 Prozent zu. Bei der Bürgermeisterwahl holte Thomas Niklos (ÖVP) 55,86 Prozent und löst Friedrich Kreisits (SPÖ) als Bürgermeister ab.

Große Zugewinne für SPÖ in Stotzing und Lutzmannsburg

16,67 Prozentpunkte und damit zwei Mandate wanderten in Stotzing von der ÖVP zur SPÖ. Die ÖVP hat aber im Gemeinderat mit 60, 13 Prozent der Stimmen immer noch eine klare Mehrheit und stellt auch mit Thomas Tiwald (57,55 Prozent) den Bürgermeister.

Von 36,9 auf 68,7 Prozent konnte die SPÖ in Lutzmannsburg zulegen. Die Stimmen kommen von der ADL, der Aktiven Dorfliste Lutzmannsburg, die 2017 noch 32,4 Prozent der Stimmen bekam und diesmal nicht mehr antrat. 0,6 Prozentpunkte holte sich auch die ÖVP, die nun bei 31,3 Prozent liegt. Die Bürgermeisterwahl konnte Roman Kainrath (SPÖ) mit 72,98 Prozent der Stimmen für sich entscheiden.

FPÖ in Wörterberg aus dem Stand auf 11 Prozent

Aus dem Stand auf 10.95 Prozent kommt die FPÖ in Wörterberg. Die SPÖ bleibt mit 50,65 Prozent zwar stärkste Partei verliert aber 1,84 Prozentpunkte. Die Verluste der ÖVP sind größer und liegen bei 8,75 Prozentpunkten – sie kommt nun auf 38,8 Prozent.

In Bernstein hingegen verliert die FPÖ um 11,2 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 4,9 Prozent. Auch die SPÖ verliert dort um 1,41 Prozentpunkte bleibt aber mit 57 Prozent stärkste Partei. Dazugewonnen hat die ÖVP, fast 10 Prozent, und liegt nun bei 35,2 Prozent.

Mehr als 80 Prozent...

Im Bezirk Oberpullendorf hatte die SPÖ in Neutal schon bisher mit 80,1 Prozent der Stimmen einen satten Vorsprung gegenüber der ÖVP. Den baute sie nun um mehr als drei Prozentpunkte noch einmal aus und kommt nun auf 84,3 Prozent. Noch deutlicher ging die Bürgermeisterwahl mit 86,83 Prozent für Erich Trummer (SPÖ) aus. Dagegen ist Grafenschachen, wo sich die SPÖ nur von 78 auf 78,1 Prozentpunkte verbessern konnte schon fast normal.

An der Stelle muss man dann auch Leithaprodersdorf erwähnen. Dort hat die ÖVP von 76,8 auf 84,2 Prozent zugelegt, gleichzeitig die SPÖ von 14,6 auf 15,8 Prozent. Die Stimmen kommen von einer Liste, die nicht mehr antritt. Martin Radatz (ÖVP) konnte auch die Bürgermeisterwahl entsprechend klar für sich entscheiden.

In Olbendorf gewinnt die SPÖ um 6,3 Prozentpunkte dazu und liegt nun bei 85 Prozent. Die FPÖ rutschte von 7,1 auf 2,4 Prozent ab, die Liste Neun kam aus dem Stand auf 12,5 Prozent, die ÖVP die 2017 noch 14,2 Prozent hatte, trat als solche nicht mehr an.

Stadtschlaining

Fast alles beim Alten blieb in Stadtschlainig. Die SPÖ verliert 0,17 Prozentpunkte und hält bei 66,8 Prozent, die ÖVP gewinnt um 1,28 Prozentpunkte und kommt auf 31,2 Prozent. Die FPÖ, die 2017 auf 3,1 Prozent kam, war nicht mehr vertreten.

In Kobersdorf legt die SPÖ um 5,37 Prozentpunkte auf 53,9 Prozent zu, die ÖVP um 0,55 Prozentpunkte auf 31 Prozent. Die Grünen verloren 0,56 Prozentpunkte und haben weiterhin kein Mandat im Gemeinderat, die FPÖ, die 2017 3,2 Prozent hielt, war nicht mehr vertreten.

SPÖ verliert in Pinkafeld

Überraschend ist das Ergebnis aus Pinkafeld, wo die SPÖ von 52,8 auf 44,4 Prozent zurückfällt (-8,41 Prozentpunkte). Um 15,16 Prozentpunkte legte die ÖVP zu und kommt auf 40,9 Prozent. Damit herrscht zwischen den beiden Parteien auch Mandatsgleichstand im Gemeinderat. Die Grünen (2017: 4,7 Prozent) waren nicht mehr vertreten, die FPÖ verlor rund einen Prozetpunkt auf 8,6 Prozent, die Neos rutschten von 7 auf 6,1 Prozent.

In Stegersbach legt die SPÖ hingegen zu, von 58,6 auf 66,2 Prozent, die ÖVP verliert 3,04 Prozentpunkte und kommt auf 30,29 Prozent, die FPÖ kommt nach einem Minus von 1,42 Prozentpunkten auf 3,5 Prozent.

Güssing

Keine allzu großen Veränderungen gibt es in Güssing. Die SPÖ konnte 1,6 Prozentpunkte dazugewinnen und kommt nun auf 53,5 Prozent, die ÖVP verliert 2,4 Prozentpunkte und kommt auf 40,3 Prozent, die FPÖ verliert 0,8 Prozentpunkte und kommt auf 6,2 Prozent.

Oberpullendorf

In Oberpullendorf gewinnen sowohl SPÖ als auch ÖVP dazu, was vor allem auf Kosten der Grünen geht, die 2017 noch 5,9 Prozent hielten und heuer nicht mehr vertreten waren. Die ÖVP baut ihre Absolute um 2,55 Prozentpunkte aus und kommt nun auf 55,8 Prozent, die SPÖ legt um 1,06 Prozentpunkte zu und kommt auf 42 Prozent.

Hornstein und Wimpassing

Eine Gemeinde, die von der SPÖ unbedingt zurückgewonnen werden wollte, ist Hornstein. Bürgermeister Christoph Wolf hat die einst ewig rote Gemeinde 2017 gedreht. Doch aus der neuerlichen Wende wurde nichts. Die ÖVP legt um 1,06 Prozentpunkte zu und kommt nun auf 56,8 Prozent, die SPÖ rutscht auf 43,2 Prozent weiter ab.

In der Nachbargemeinde Wimpassing bemühte sich Bürgermeister Ernst Edelmann (SPÖ) um einen Solarpark, der bis nach Hornstein hätte reichen sollen. Die Hornsteiner stimmten dagegen und die ÖVP Wimpassing kämpfte ebenfalls hart gegen diesen Park. Nach einer Volksbefragung wurde das Vorhaben gekippt und die Konservativen sahen damit das Ende des roten Bürgermeisters kommen, der die Gemeinde ebenfalls 2017 drehte. Nun legt die SPÖ in Wimpassing um 9,1 Prozentpunkte zu und kommt auf 48,1 Prozent, die ÖVP verliert 5,78 Prozentpunkte und kommt nun auf 36,2 Prozent. Ernst Edelmann kommt bei der Bürgermeisterwahl auf 59,66 Prozent.

Oberwart

Mit einem Plus von 14,6 Prozentpunkten legt die SPÖ in Oberwart deutlich zu und kommt nun auf 46,8 Prozent. Sie bleibt hinter der ÖVP Zweiter, die trotz eines Minus von 1,63 Prozentpunkten mit 47,3 Prozent den ersten Platz im Gemeinderat hält. Deutlicher verloren hat die FPÖ mit minus 7,12 Prozentpunkten, die nun bei 5,3 Prozent liegen und statt drei nur mehr ein Mandat halten.

Eisenstadt

Auch in der Landeshauptstadt verliert die ÖVP – um 1,88 Prozentpunkte. Sie bleibt am Ende bei 53,4 Prozent. Die SPÖ gewinnt fast 4 Prozentpunkte dazu und kommt auf 26 Prozent. Gewinner sind auch die Grünen, die im 1,34 Prozentpunkte auf 10, 4 Prozent zulegen. Die FPÖ verliert 5,62 Prozentpunkte und kommt am Ende auf 5,6 Prozent.

Mattersburg

Die FPÖ gab aus, einen Bürgermeister stellen zu wollen. Und das konnte nur Johann Tschürtz in Mattersburg sein. Doch daraus wurde nichts. Die Liste Vorwärts Mattersburg, mit der Tschürtz den Bürgermeister in Mattersburg hätte holen sollen, kam nur auf 12,14 Prozent. Die Wahl gewann die SPÖ, die um 4,34 Prozentpunkte zulegte und nun bei 55,6 Prozent steht. Die ÖVP verlor 8,29 Prozentpunkte und steht nun bei 23,7 Prozent. Die Grünen verloren 0,58 Prozentpunkte und sind nun bei 3,7 Prozent – was bedeutet, sie konnten ihr Mandat halten.

Last but not least: Purbach

Die letzte Gemeinde, die bei dieser Wahl fertig ausgezählt wurde, war Purbach. Auch hier drehte die SPÖ eine einst schwarze oder türkise Gemeinde. Mehr als 11 Prozentpunkte legte die SPÖ zu und kommt nun auf 53,9 Prozent. Die ÖVP verlor um 11,54 Prozentpunkte und liegt jetzt bei 40,1 Prozent. Die Grünen kamen aus dem Stand auf 5,2 Prozent, die FPÖ, 2017 noch bei 5,5 Prozent, scheint diesmal nicht mehr auf.

Bürgermeister-Wechsel

Auch in Andau, Gattendorf, Geresdorf-Sulz, Heugraben, Horitschon, Lutzmannsburg, Obendorf im Burgenland, Sankt Michael im Burgenland und Unterrabnitz-Schwendgraben wird künftig die SPÖ den Bürgermeister stellen. Die ÖVP konnte die Gemeinden Bad Tatzmannsdorf, Neuhaus am Klausenbach, Schandorf, und Unterfrauenhaid zu ihren Gunsten drehen. In Kleinmürbisch übernimmt die ÖVP-nahe Liste Wolf Kleinmürbisch von Wolfgang Wolf das Bürgermeisteramt von der SPÖ.

Die Summen im Land

Insgesamt wurden 210.293 Stimmen ausgezählt. Die SPÖ verzeichnet Zugewinne in der Höhe von 4,39 Prozentpunkten, gesamt sind das 48,8 Prozent der Stimmen bei der Gemeinderatswahl. Die ÖVP fällt um 1,96 Prozentpunkte auf 39,9 Prozent zurück. (Guido Gluschitsch, 2.10.2022)