Alles wird teurer. Das gilt auch für Lebensmittel. Selbst wenn die Preiserhöhungen bei den Nahrungsmitteln derzeit laut den heimischen Statistikern moderat und nicht oberster Treiber der Inflation sind – gestiegen sind die Preise allemal. Im September voraussichtlich um 1,6 Prozent gegenüber dem August. Da lagen die Preise im Vergleich zum Vorjahresaugust um 9,3 Prozent höher.

Folgt man einem aktuellen Preismonitor der Arbeiterkammer (AK), schlägt die Teuerung bei Nahrungsmitteln an manchen Stellen durchaus kräftig durch. So kostet demnach ein Einkaufskorb "mit preiswertesten Lebens- und Reinigungsmitteln" seit September 2021 um 33,2 Prozent mehr. Besonders schwer wiegen die Preise für Sonnenblumenöl, Mehl oder Butter.

Manche Lebensmittel sind deutlich teurer geworden. Dennoch landen viel zu viele noch immer in der Tonne.
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Während gar nicht so wenige sich nun wohl überlegen müssen, ob sie sich derzeit die Butter aufs Brot streichen können oder anderswo beim Essen Abstriche machen, landen nach wie vor viel zu viele Lebensmittel im Müll. Allein in Österreich wird jedes Jahr zumindest eine Million Tonnen Lebensmittel über die gesamte Wertschöpfungskette – vom Privathaushalt über die Produzenten bis zu Handel und Gastronomie – hinweg verschwendet, darauf machte jüngst die NGO WWF gemeinsam mit dem Unternehmen Too Good To Go aufmerksam. Und das allen Bemühungen gegenzusteuern zum Trotz.

Das Problem ist den meisten Menschen auch bewusst. Das legt zumindest eine Befragung des Lebensmittelkonzerns Iglo Österreich nahe. Demnach ist es in den Köpfen der Bevölkerung angekommen. 97 Prozent der Befragten gaben zu Protokoll, etwas gegen die Lebensmittelverschwendung zu unternehmen. Die erstaunliche Erkenntnis: Trotz höherer Lebensmittelpreise ist der Wert gegenüber dem Vorjahr (98 Prozent) nicht gestiegen.

Planung und Einkaufsliste

Doch man tut, was man kann: 74 Prozent gaben an, Lebensmittel auch über das Mindesthaltbarkeitsdatum hinaus zu verwenden, wenn diese noch in Ordnung sind. Nicht wenige setzen auf Planung und verschaffen sich regelmäßig einen Überblick darüber, was zu Hause im Kühlschrank (67 Prozent) vorrätig ist. Gut die Hälfte plant mittels Einkaufsliste.

So weit, so vernünftig. All das bewirkt am Ende aber zu wenig: 71 Prozent der Befragten, und damit genau so viele wie 2021, erklärten, in den letzten drei Monaten Lebensmittel entsorgt zu haben. Allen voran werden Brot und Gebäck (40 Prozent) weggeschmissen, gefolgt von Obst (36 Prozent) und Gemüse (27 Prozent). Dazu landen häufig Milch- (20 Prozent) und Wurstprodukte (16 Prozent) in der Tonne. Wobei es laut dieser Erhebung vor allem Ältere sind, die ihren Bedarf offenbar besser einschätzen: Während 40 Prozent der 50- bis 69-Jährigen angeben, in den vergangenen drei Monaten keine Nahrungsmittel weggeworfen zu haben, sind es bei den 18- bis 29-Jährigen nur 17 Prozent.

Der Weg vom Kühlschrank zum Mistkübel ist meistens nicht weit. Oft orientieren sich Menschen alleine am Mindesthaltbarkeitsdatum. Dass es sich dabei nicht um ein Verfallsdatum wie bei Medikamenten oder ein Verbrauchsdatum handelt, ist nicht allen Konsumenten klar.
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WWF und Too Good To Go fordern von der Regierung nun mehr Engagement in der Sache. Zur Erinnerung: Das türkis-grüne Regierungsprogramm sieht seit 2020 einen Aktionsplan gegen Lebensmittelverschwendung über die gesamte Wertschöpfungskette vor. Dem WWF zufolge fehlen die nötigen Schritte noch weitgehend. Freiwillige Maßnahmen würden aber nicht reichen, es brauche wirksame Gesetze, monieren die Umweltlobbyisten. Sie nennen abgesehen von mehr Weiterbildung in diesem Bereich unter anderem rechtlich verbindliche Reduktionsziele für alle Sektoren und eine öffentliche Berichtspflicht für große Unternehmen im Lebensmittelsektor. Auch die Datenlage gelte es zu verbessern.

Mindesthaltbarkeit

Manche britische Handelsketten gehen seit Monaten einen anderen Weg. Waitrose ist der jüngste britische Supermarkt, der das Mindesthaltbarkeitsdatum bei Hunderten von Produkten abgeschafft hat, um der Lebensmittelverschwendung entgegenzuwirken. Davor hatten bereits Tesco und Marks & Spencer das von vielen Konsumenten als Verbrauchszeitpunkt interpretierte Datum auf der Verpackung bei einigen ihrer Produkte ins Ausgedinge geschickt. (Regina Bruckner, 3.10.2022)