Die milliardenschweren Hilfen der Regierung mögen kurzfristig die Folgen der Energiekrise abfedern. Doch sie können nur Zeit kaufen, bis ein großangelegtes Fossilen-Entzugsprogramm Österreich und Europa in eine unabhängigere und nachhaltigere Energiezukunft führt.

Große Photovoltaikprojekte scheitern an Regionalpolitik und Bürgerprotesten.
Foto: IMAGO/Christian Ender

Auf dem Papier hat sich Österreich bereits entschieden: Bis 2040 will das Land klimaneutral sein, bis 2030 seinen Strom bilanziell komplett aus erneuerbaren Energien beziehen. Um das Ziel zu erreichen, müssten täglich mehrere Hundert Solaranlagen und alle drei Tage ein Windrad installiert werden.

Angesichts des derzeitigen Tempos erscheint das geradezu utopisch. Bis ein Windpark genehmigt ist, vergehen durchschnittlich acht Jahre, im Westen Österreichs dreht sich bis heute keine einzige Turbine. Große Photovoltaikprojekte scheitern an Regionalpolitik und Bürgerprotesten.

Fast immer geht es um Ästhetik – doch der Sinn für diese geht nur so weit, wie der Blick aus dem Vorgarten reicht. Wahrlich gibt es Schöneres als einen Windpark und schwarze Photovoltaikflächen. Doch auch viel Hässlicheres: etwa die Kriegsverbrechen Russlands in der Ukraine, die wir mit unseren Gaskäufen indirekt mitfinanzieren; das undemokratische Regime in Kasachstan, Österreichs größtem Öllieferanten. Richtig hässlich werden aber vor allem die Folgen einer ungebremsten Klimakatastrophe, die Millionen Menschenleben kosten wird. Ist uns Landschaftsschutz das wirklich wert? (Philip Pramer, 2.10.2022)