Die SPÖ hat im ganzen Land Zugewinne. So auch in der Landeshauptstadt Eisenstadt. Der sensationelle Erfolg bleibt ihnen dort aber verwehrt.

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Eisenstadt steht fast schon exemplarisch für die gesamte Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl im gesamten Burgenland. Die SPÖ gewinnt dazu, die ÖVP verliert. Allerdings: Die wahre Sensation bleibt aus.

So schließt Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP) in Eisenstadt zwar mit einem Minus von 1,9 Prozentpunkten ab, hält aber mit 53,4 Prozent weiter die Absolute. Die SPÖ legt um fast vier Prozentpunkte zu, gewinnt auch ein weiteres Mandat – der große politische Umbruch wird deswegen in der kleinsten Großstadt jedoch nicht passieren.

Die letzte ausgezählte Gemeinde, Purbach, erlebte einen Bürgermeisterwechsel, die einst ÖVP-geführte Gemeinde ist nun rot. Nach einem Zugewinn von 11,01 Prozentpunkten kommt die SPÖ in Purbach nun auf 53,9 Prozent, die ÖVP verliert 11,54 Prozentpunkte und liegt bei 40,1 Prozent.
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Kölly sorgt nicht für die Sensation

In Deutschkreuz schaffte es der ehemalige Bürgermeister Manfred Kölly, der nach seiner Verurteilung wegen Wahlfälschung nun doch wieder in den örtlichen Chefsessel zurückkehren wollte, nicht einmal in die Stichwahl – diese wird unter ÖVP und SPÖ ausgetragen.

Insgesamt waren 277.477 Menschen zur Wahl in 171 Gemeinden berechtigt. Sie wählten sowohl den Gemeinderat als auch den Bürgermeister respektive die Bürgermeisterin. Neben 363 Kandidaten stellten sich auch 60 Frauen zur Wahl als Bürgermeisterin. Die meisten von ihnen traten rund um die Hauptstadt, also in Eisenstadt und im Bezirk Eisenstadt Umgebung, an.

Vor der Wahl stellten sechs Listen je einen Bürgermeister im Burgenland, die ÖVP 82, die SPÖ 83. Die Ansage der SPÖ war es, zwei bis vier weitere Bürgermeister erobern zu wollen, die ÖVP wollte die Anzahl der Bürgermeister im Land halten. Die FPÖ hat sich zum Ziel gesetzt, einen Bürgermeister zu stellen, die Neos wollen in fünf Gemeinderäte einziehen, die Grünen auf dem gleichen Niveau bleiben.

Bürgermeisterwechsel

Die SPÖ übererfüllte ihr Ziel und kann in Andau, Gattendorf, Geresdorf-Sulz, Heugraben, Horitschon, Lutzmannsburg, Oberdorf im Burgenland, Sankt Michael im Burgenland und in Unterrabnitz-Schwendgraben einen weiteren Bürgermeister stellen.

Die ÖVP stellt zwar vier neue Bürgermeister in Bad Tatzmannsdorf, Neuhaus am Klausenbauch, Unterfrauenhaid und in Schandorf. Dort konnte Bernhard Herics (ÖVP) die Gemeinde drehen. Hatte die SPÖ zuvor 56 Prozent der Stimmen, kam sie heuer nur mehr auf 42,82 Prozent. Um die gleichen 13,19 Prozentpunkte gewann die ÖVP dazu, kommt nun auf 57,2 Prozent und hat damit auch ein Mandat von der SPÖ mitgenommen. Bei der Bürgermeisterwahl konnte Herics 58,2 Prozent der Wählerinnen und Wähler von sich überzeugen.

Wolf im Schafspelz

Eigentlich kann man auch den Wechsel des Bürgermeisters von der SPÖ zur Liste Wolf Kleinmürbisch als einen Wechsel hin zur ÖVP nennen. Wolfgang Wolf war einst in der ÖVP, diese tritt nicht mehr an, dafür eben Wolf mit seiner Liste. Wolfgang Wolf holte mehr als 50 Prozent der Stimmen im Gemeinderat und 58 Prozent bei der Bürgermeisterwahl. Die ÖVP hatte beim letzten Wahlgang 2017 rund 40 Prozent.

Insgesamt allerdings, musste die ÖVP Chefposten hergeben. Die FPÖ verfehlte ihr Ziel ebenso: Sie erhielten keinen Bürgermeister. Johann Tschürtz landete in Mattersburg bei 12,1 Prozent.

Bürgermeister ohne Rückendeckung

Spannend ist auch die Situation in Tadten und Hannersdorf, die auf die Tatsache zurückgeht, dass im Burgenland der Gemeinderat und der Bürgermeister in einer eigenen Wahl bestimmt werden. So ist nun Willibald Goldenits (ÖVP) ein schwarzer Bürgermeister im roten Tadten – im Gemeinderat kommt die SPÖ auf 52,5 Prozent und konnte die einst schwarze Gemeinde drehen.

In Hannersdorf dirigiert Gerhard Klepits (ÖVP) einen Gemeinderat ohne eigene Mehrheit.

In Unterrabnitz-Schwendgraben, wo 625 Menschen stimmberechtigt waren, gewann die SPÖ um fast 16 Prozent dazu und liegt mit 49,6 Prozent nur mehr ganz knapp hinter der ÖVP. Aber sie liegt dahinter und hat ein Mandat weniger. Für Spitzenkandidat Franz Schiefer (SPÖ) ein Grund zum Feiern und zum Fürchten. Denn er hat die Bürgermeisterwahl mit fast 52 Prozent für sich entscheiden können und muss gegen die ÖVP-Mehrheit regieren.

Er kann sich ja mit Otto Horvath aus Sankt Michael im Burgenland zusammentun. Der steht nun nämlich vor fast genau der gleichen Situation. Aber nur fast, denn er holte sich den Bürgermeistersessel mit nur einer einzigen Stimme Vorsprung auf Langzeitbürgermeister Erich Sziderits (ÖVP).

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Das große Ganze

Insgesamt wurden 210.293 Stimmen ausgezählt. Die SPÖ verzeichnete Zugewinne in der Höhe von 4,39 Prozentpunkten. Sie konnte 48,8 Prozent der Stimmen bei der Gemeinderatswahl holen. Die ÖVP fiel um 1,96 Prozentpunkte auf 39,9 Prozent zurück. Die FPÖ verlor 2,83 Prozentpunkte und liegt bei 3,5 Prozent.

Wollte man das mit der vergangenen Landtagswahl vergleichen, wo die SPÖ auf fast 50 Prozent der Stimmen kam, die ÖVP auf etwas mehr als 30 Prozent, so lässt sich doch ein Trend ablesen. Einer, der zugunsten der SPÖ ausfällt. Allerdings ist dieser doch deutlich geringer, als dies die Querelen der ÖVP im Bund in den vergangenen Monaten nahelegen würden.

Doch Gemeinderats- und vor allem Bürgermeisterwahlen sind Persönlichkeitswahlen. Das betonen fast alle Kandidatinnen und Kandidaten. Anders sieht das Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ). Er sieht durch den Ausgang der Wahl die Sozialdemokratie im Burgenland bestätigt. (Guido Gluschitsch, 2.10.2022)