Sinnstiftendes Tochter-Vater-Gespann: Sonja und Norbert Zimmermann sind Stiftungsvorstände der Berndorf-Privatstiftung und Mitinitiatoren der Mega-Bildungsstiftung.
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Wer hätte gedacht, dass zündende Ideen für unser Bildungssystem auch Unterhaltungswert haben können? Bewährte Ingredienzen helfen: ein Wettstreit zwischen Teams um einen Platz an der medialen Sonne, routinierte Showmaster zur Aufheiterung in einer langen Reihe von Präsentationen, eine rappende Showband – und natürlich ein ordentliches Preisgeld, die Mega Million der Mega-Bildungsstiftung.

Vergangenen Freitag ging die Bildungsshow über die Bühne von ORF III und kürte, ganz im kooperativen Stil von Non-Profit-Denken, gleich drei Sieger: das Projekt Grow Together, das Familien mit gefährdeten Kleinkindern mit einem "entwicklungsförderlichen Umfeld" stützen will; Sindbad, das benachteiligten Jugendlichen bei ihrem Weg in eine berufliche Ausbildung Mentoren zur Seite stellt; und Frei.Spiel, bei dem Freiwillige sozial benachteiligte Kinder mit zusätzlicher Förderung durch ein Schuljahr begleiten. Für die drei Siegerprojekte sind die Unterstützungen von je 200.000 Euro, verbunden mit einem Wachstumsprogramm der Wiener Wirtschaftsuniversität, eine ordentliche Anschubfinanzierung.

Kooperative Idee

In der österreichischen Stifterszene ist die Mega-Bildungsstiftung ein Musterbeispiel für wachsende Kooperationen gemeinnütziger Stifter und Stiftungen, um größere Räder bei ihrem zivilgesellschaftlichen Engagement drehen zu können. Initiiert von der Berndorf-Privatstiftung fanden die beiden Stiftungsvorstände Norbert und Sonja Zimmermann in der B&C-Privatstiftung einen finanzkräftigen Partner für ihre Bildungsinitiativen. Im Jahr 2019 wurde die Stiftung mit einem Startkapital von 5,5 Millionen Euro ins Leben gerufen.

Dabei war das starke Engagement für Bildung der Berndorf-Privatstiftung selbst nicht in die Wiege gelegt, sagt das Vater-Tochter-Duo Norbert und Sonja Zimmermann. Bei der Gründung waren Soziales und Kultur nicht näher bestimmte gemeinnützige Aufgaben, zusammen mit der Unterstützung der Familien von Berndorf-Mitarbeitern. Bildung stand nicht in der Stiftungsurkunde, erzählt Sonja Zimmermann im Gespräch. Und Vater Zimmermann sekundiert: "Bildung war dein Steckenpferd, ich habe ja dazu keinen Zugang gehabt, außer dass ich mit der Schule immer im Hader war."

Eine Reihe von Begegnungen hätten schließlich dazu geführt, dass Bildung vor rund einem Jahrzehnt zu einem zentralen Thema des gemeinnützigen Engagements der Berndorf-Stiftung wurde. Gespräche über die Wichtigkeit von Bildung mit dem früheren Neos-Obmann Matthias Strolz nach dessen Ausscheiden aus der Politik, sagt Norbert Zimmermann. Und die Begegnung mit Walter Emberger, dem Gründer von Teach for Austria, der Initiative für Bildungsgerechtigkeit: Von Anfang an habe man diese Initiative unterstützt, sagt Sonja Zimmermann. Als Sekundärstifter steuerte die Berndorf-Stiftung Kapital zur Gründung der Teach-for-Austria-Stiftung bei.

Motivation der Stiftung

So entwickelte sich das Bildungsengagement der Zimmermanns und der Berndorf-Stiftung weniger als großer Wurf, sondern Schritt um Schritt. Es gebe sehr viele Baustellen im Bildungssystem, sagt Sonja Zimmermann, "wir haben bald gesehen, dass es in der Bildung ein großes Fairnessproblem gibt. Kinder von Eltern, die studiert haben, werden höchstwahrscheinlich auch studieren. Sie bekommen viel Unterstützung, während Kinder aus nicht bevorteilten Familien diese Bildung nicht erhalten, obwohl sie gleiches Potenzial hätten. Auch wenn nicht alles fair ist im Leben, aber am Beginn sollte es diese Fairness geben", beschreibt sie die Motivation der Stiftung.

Dabei sollen von der Stiftung unterstützte schulische Initiativen nachhaltig wirken, erklärt Sonja Zimmermann. Sie sollten nicht nur wie Nachhilfe kurzfristig ein Problem lösen, sondern zu Verbesserungen führen, die vom Schulsystem übernommen werden können. Bildung sei eine Kernaufgabe des Staates und müsse das auch bleiben, sagt Norbert Zimmermann. Zwar gibt die Republik jährlich viele Milliarden für Kindergärten, Schulen, Fachhochschulen und Universitäten aus. Aber es schade dem Staat nicht, wenn sich "die Stakeholder" – Eltern, Lehrpersonal, Schülerinnen und Schüler – engagieren, so wie es freiwillige Feuerwehren und das Rote Kreuz gebe, und die gemeinsame Initiative eine bessere Schule möglich machen.

Kultur des Teilens

Wie kommt man dazu, aus dem Gewinn eines florierenden Unternehmens – der Berndorf AG – substanzielle Anteile für gemeinnützige Arbeit einzusetzen? In gewisser Hinsicht war die Gründung einer Privatstiftung, die 24 Prozent der Unternehmensanteile hält und aus ihrem Gewinnanteil ihre gemeinnützige Tätigkeit finanziert, ein Zufallsergebnis. 1988 wurde die sanierungsbedürftige staatliche Berndorf AG durch ein Management-Buy-out unter Führung von Norbert Zimmermann privatisiert. "Unser Zugang war die Kultur des Teilens", sagt Zimmermann, daraus entstand ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell mit Anteilen am Unternehmen.

Diese Beteiligung habe jedoch "einen Webfehler" gehabt, der sich erst mehr als eineinhalb Jahrzehnte später herausstellen sollte, erklärt Norbert Zimmermann. Denn nach der Pensionierung von Mitarbeitern behielten diese ihre Anteile, die Basis zur Beteiligung für neue Mitarbeiter wurde damit immer schmäler. Aus diesem Dilemma entstand schließlich "ein wunderbares Projekt", sagt Norbert Zimmermann. Die Mitarbeiterbeteiligung wurde neu strukturiert, und die Mitarbeiter verkauften ihre Anteile an eine neu gegründete Privatstiftung – die diesen Kauf mit einem Kredit finanzierte, der aus den Gewinnanteilen zurückbezahlt wurde. Ab den 2010er-Jahren konnte die Stiftung endlich ihre gemeinnützige Tätigkeit richtig aufnehmen, erklären die Zimmermanns.

Breite Beteiligung

Die vor drei Jahren gegründete Mega-Stiftung sei inzwischen sichtbarer als die Berndorf-Stiftung selbst. "Das Leben ist voller Zufälle, wir hatten guten Kontakt zur B&C-Stiftung, aber keine Andockmöglichkeit", erzählt Norbert Zimmermann. Das Andocken gelang schließlich beim Bildungsthema. "In der Berndorf-Stiftung haben wir den Ball sehr flach gehalten, mit der Mega-Stiftung entstanden jetzt größere Aufmerksamkeit und die nötige professionelle Betreuung." Durch die Projekte und die Partnerschaft mit ORF III entsteht eine breite Beteiligung. "Wann gibt es schon im Fernsehen eine Stunde, in der man über Bildung redet? Wir glauben, dass es möglich ist, eine Situation zu schaffen, damit Politik nicht mehr wegschauen kann und die Politik lernt zuzuhören."

Bei einem Anliegen, das die Zimmermanns mit anderen gemeinnützigen Stiftern in Österreich teilen, wäre das Zuhören – und Handeln – der Politik besonders gefragt: der steuerlichen Regelung der Unterstützung von Bildungsprojekten. Denn während für Spenden an Universitäten oder Kultureinrichtungen keine Kapitalertragssteuer zu bezahlen ist, müssen Unterstützungen für schulische Initiativen voll versteuert werden. Dabei sei das Geld, das in die Stiftung fließt, bereits einmal versteuert worden. Sonja Zimmermann: "Es ist absurd: Wenn man eine Schule in Burkina Faso unterstützt, ist das als Entwicklungshilfe nicht KeSt-pflichtig, wenn die Schule in Österreich ist, schon. Steuerlich wäre es wurscht, ob wir einen Maserati kaufen oder eine Bildungsinitiative unterstützen." (Helmut Spudich, 6.10.2022)