Noch nie wurden so viele Vogelgrippe-Ausbrüche in Tierhaltungen registriert wie in der Saison 2021/22.

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Europa leidet unter dem schwersten jemals registrierten Ausbruch an Vogelgrippe. Fast 2.500 Ausbrüche wurden während der Saison 2021/22 in Geflügelhaltungen quer durch Europa festgestellt, bei Wildvögeln wurden mehr als 3.500 Fälle registriert, wie Daten der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zeigen. Laut diesem sind deshalb 48 Millionen Tiere in den Haltungen gekeult worden.

Nicht nur die Zahl, auch die geografische Ausdehnung des Ausbruchs sei einmalig und erstrecke sich von Spitzbergen bis Portugal sowie bis in die Ukraine. 37 europäische Länder seien betroffen. Bei anderweitig gehaltenen Tieren, etwa in Zoos, seien fast 190 Fälle registriert worden.

Angst um Weihnachtstruthahn

Die Ausbrüche könnten ungeahnte kulinarische Folgen nach sich ziehen. So sorgen sich etwa Geflügelbauer in Großbritannien bereits um den traditionellen Weihnachtstruthahn. Dort wurden in diesem Jahr bereits mehr als drei Millionen Vögel infolge von Ausbrüchen gekeult, an 155 Orten wurden Fälle von Vogelgrippe festgestellt. In mehreren Regionen des Landes wurden Präventionszonen eingerichtet. Das könnte einen Engpass an Truthähnen zu den Festtagen zur Folge haben.

Österreich ist bislang aber nicht von dieser Gefahr bedroht. Der Truthahn ist hierzulande eher die Ausnahme am weihnachtlich gedeckten Tisch. Außerdem wurden bis dato nur insgesamt vier Ausbrüche registriert, von Mitte November 2021 bis Mitte Mai 2022, in Kleinbetrieben in Ober- und Niederösterreich sowie in der Steiermark.

Wenig Gefahr für den Menschen

Vorerst besteht keine Seuchengefahr für den Menschen. Tiergrippeviren können zwar laut ECDC sporadisch zu Infektionen beim Menschen und zu milden bis hin zu schweren Erkrankungen führen. Die Viren hätten auch das Potenzial, sich stark auf die Gesundheit der Bevölkerung auszuwirken, wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. So dürfte etwa die spanische Grippe ursprünglich von Wasservögeln auf den Menschen übertragen worden sein, und auch das Grippevirus H5N1 stammt von Vögeln. Doch trotz der starken Ausbreitung und trotz Vogelgrippe-Infektionen bei Säugetieren habe es in den vergangenen Jahren im Europäischen Wirtschaftsraum keine Übertragung auf den Menschen gegeben.

Und auch weltweit habe es nur eine kleine Anzahl an Übertragungen ohne Symptome oder mit milden Verläufen gegeben. Deshalb befinde sich das Risiko für die Bevölkerung auf niedrigem Niveau – das etwas höher ist für Menschen, die berufsbedingt infizierten Vögeln ausgesetzt seien. Die EU-Behörde verwies in dem Zusammenhang auf die Bedeutung von Tests von Menschen mit Atemwegserkrankungen und kürzlichem Kontakt mit möglicherweise infizierten Tieren oder ungeklärtem Ursprung. Es sei von größter Wichtigkeit, etwaige Übertragungen früh zu erkennen.

In Österreich wurde noch nie eine Infektion des Menschen nachgewiesen, betont die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) auf ihrer Internetseite. Neben den Ausbrüchen in vier Betrieben wurden hierzulande auch insgesamt 37 Fälle der Aviären Influenza bei Wildvögeln festgestellt. (APA, kru, 3.10.2022)