In Mattersburg unterlag bei der Bürgermeisterwahl ein Ex-Blauer, ...

Foto: APA / Robert Jäger

... der Landeschef punktete in seiner Heimat.

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Es gilt die eiserne Regel, dass angesagte Katastrophen so nie eintreten wie vorhergesagt, also auch im Burgenland. Das legt zumindest das Ergebnis der Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl nahe. Potenzial für wilde Geschichten nach der Wahl gab es aber genug. So manche Skurrilität hätte sich ohne großes Zutun leicht zu einem Skandal aufblasen lassen. Wie etwa die Geschichte in Deutschkreutz.

Kölly wollte gewinnen

Dort trat mit Manfred Kölly ein Mann an, der bis zum Vorjahr Bürgermeister war, dann aber wegen Wahlbetrugs zu 17 Monaten bedingt verurteilt wurde. Mit den Fristen ging sich alles so gut aus, dass er bei der aktuellen Wahl wieder antreten konnte. Den Niedergang der Demokratie fürchteten da einige, wenn ein überführter Wahlbetrüger wiedergewählt wird. Dabei waren sich viele so weit sicher, dass er auch ohne Betrug die Wahl für sich entscheiden könnte. War er doch zuvor fast 25 Jahre lang ein beliebter Bürgermeister.

Am Wahlabend dann aber Entwarnung für die Demokratie: Die Liste Burgenland von Kölly kommt in der Gemeinderatswahl nur (sic!) auf 24,3 Prozent und Kölly bei der Bürgermeisterwahl nur (noch einmal sic!) auf 27,7 Prozent und damit nicht in die Stichwahl um den Chefposten in der Gemeinde.

Der Letzte wird Erster sein

Da hat manche Pinkafelderin aber groß geschaut, als sie auf der FPÖ-Kandidatenliste auf dem letzten Platz Norbert Hofer fand. Im Frühjahr hatte dieser angekündigt, in seiner Heimatgemeinde zu kandidieren, und es war sein ausdrücklicher Wunsch, den letzten Listenplatz zu bekommen, um einen Vorzugsstimmenwahlkampf führen zu müssen. Sein Rennen gelang, und er holte den ersten Platz, woraufhin sich der Dritte Nationalratspräsident in den sozialen Medien öffentlich darüber freut, wieder Kommunalpolitik machen zu können. Die FPÖ verlor bei der Wahl zwar etwas mehr als einen Prozentpunkt, hält aber die zwei Mandate. Die werden nun Norbert Hofer und der FPÖ-Spitzenkandidat Christoph Theiler besetzen. Sie sehen sich in den nächsten fünf Jahren als das Zünglein an der Waage, wenn sich SPÖ und ÖVP – beide haben elf Mandate – nicht einig werden.

Der schwarze Rote in Purbach

Die Sensation lag im Sommer schon in der Luft. Das seit 1992 ÖVP-regierte Purbach könnte einen SPÖ-Bürgermeister bekommen. Der Grund dafür lag auch am Spitzenkandidaten der ÖVP. Martin Horak übernahm kurz vor dem Jahreswechsel das Bürgermeisteramt von seinem Vorgänger Richard Hermann. So weit, so gut. Doch einen der größten Makel, den man dort und da im Burgenland haben kann, wurde er in seiner Amtszeit nicht los: Er ist ein Zuagroaster.

Das brachte ihm am Wahltag ein Minus von 11,5 Prozentpunkten für die ÖVP ein. Bei der Bürgermeisterwahl scheiterte er an der 40-Prozent-Marke. Profitiert hat Harald Neumayer, SPÖ-Spitzenkandidat, Baumeister und lange aktiv im Sportverein. Die große Aufregung blieb dann am Wahlabend aber aus. Denn Neumayer rechnete man im Ort ohnedies lange der ÖVP zu. Er selbst sagt, er war ÖVP-lastig, aber nie bei der Partei. 2017 kandidierte er, weil ihm das Tun der ÖVP nicht gefiel, für die SPÖ. Man darf folgern, dass den Purbäckerinnen und Purbäckern ein eher schwarzer Roter lieber ist als eine zuagroaster ÖVPler.

Der blaue Listige

Einen arg listigen Plan hatte Johann Tschürtz: Er wollte Bürgermeister von Mattersburg werden. Was sofort zu Fisimatenten mit der FPÖ führte. Nach langem Hin und Her war dann aber klar: Er tritt statt der FPÖ mit seiner Liste Vorwärts Mattersburg an. Sein offiziell erklärtes Ziel war stets, in die Stichwahl zu kommen. Doch er sah wohl nach dem Commerzialbank-Desaster seine Chance, der SPÖ das Bürgermeisteramt abzunehmen.

Allein, aus dem Plan wurde nichts. Zwar konnte er im Vergleich zum letzten FPÖ-Ergebnis um mehr als vier Prozentpunkte zulegen, das gelang aber der SPÖ auch. Tschürtz schafft mit seiner Liste zwar drei Mandate, aber mit 15,56 Prozent bei der Bürgermeisterwahl ist er weit abgeschlagen. Die SPÖ gewann so klar, dass sich Claudia Schlager gar keiner Stichwahl stellen braucht.

Top-Ergebnisse

Das beste Ergebnis holte die SPÖ in Tschanigraben. Dort erhielt sie 100 Prozent der Stimmen. Sie war dort aber auch die einzige Partei, die antrat. Im Ortsteil Kroisegg in Grafenschachen kam sie auf 93,9 Prozent. Unnötig zu erwähnen, dass dort Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) lebt. (Guido Gluschitsch, 3.10.2022)