Eine Faust, die eine knallrote Flasche umfasst, ein Hoodie, der mit "100 % konzernfrei" beschriftet ist. Was wie die Kleiderordnung bei diversen Protestdemos anmutet, ist in Wirklichkeit eine Kollektion der unabhängigen heimischen Bierbrauer. Es ist ein Jahr her, dass zehn österreichische Privatbrauereien ein gemeinsames Siegel präsentierten.

Mit der Initiative wollen die Privatbrauereien – darunter auch die beiden großen Brauer Ottakringer und Stiegl – die österreichische Bierkultur fördern und sichtbar machen. Denn zwei Drittel des österreichischen Biermarktes sind in der Hand ausländischer Großkonzerne, in Slowenien liegt der Anteil gar bei 80 Prozent. "Man muss sich einfach auf die Füße stellen, um Vielfalt zu erhalten", erläutert Ewald Pöschko, Initiator und Obmann des Vereins und gleichzeitig Chef der Braukommune Freistadt.

Unabhängig, konzernfrei, solidarisch: Die Kollektion der österreichischen Privatbrauereien richtet sich an eine junge, bewusst konsumierende Zielgruppe.
Foto: Ingo Pertramer

Da trifft es sich gut, dass die Corona-Pandemie ein neues Bewusstsein für regionale Produkte hervorgebracht hat – auch wenn die Brauereien wie viele andere Branchen unter den Einschränkungen und Sperren litten. Innerhalb eines Jahres stieg die Mitgliederzahl des Vereins auf 38 Betriebe an, Anfang Jänner 2023, wenn wieder neue Brauer aufgenommen werden, wird man bei 42 stehen. "Dann sind im Prinzip alle namhaften Brauereien vertreten", so Pöschko. Zwar gibt es hierzulande 328 Braustätten, viele davon sind allerdings Kleinstproduzenten. Und die Craft-Bier-Welle habe das Thema Bier zwar neu belebt, insgesamt sei man beim Bierkonsum aber konservativ, sagt Pöschko. Zwei Drittel des in Österreich getrunkenen Biers seien Märzen-Biere.

Unabhängig

Um die Flaschen und Dosen mit dem Aufdruck: "Österreichische Privatbrauereien, 100 % unabhängig" schmücken zu dürfen, gibt es allerdings einige Regeln: Die Brauereien müssen ihren Sitz in Österreich haben und dürfen nicht unter Einfluss eines ausländischen Unternehmens stehen. Weiters darf das Bier nicht nur als Markenname existieren, und der Betrieb muss seit drei Jahren als Privatbrauerei tätig sein. Die Größe spielt keine Rolle, auch Kleinstbrauereien sind gern gesehene Mitglieder. Nun will man die Sichtbarkeit der Privaten weiter stärken. Heimisches Bier soll nicht nur getrunken, sondern das Bekenntnis dazu auch am Körper getragen werden, und zwar in Form einer Kollektion mit dem Namen "Braushirts". Sie soll vor allem jüngere Zielgruppen ansprechen, jene, die bewusst keine "Neun-Euro-Shirts kaufen und denen die Produktionsbedingungen sehr wichtig sind, für die Mode kein Wegwerfartikel ist", erklärt Pöschko.

38 Brauereien sind derzeit im Verein vertreten, Anfang 2023 werden noch vier dazukommen.
Foto: Montage

Denn die Teile erfüllen einige Qualitätsansprüche: Die Baumwolle stammt aus Bioproduktion, gefärbt werden die Kleidungsstücke mit Biofarben, und sie tragen das "Fair Wear"-Siegel. Die einzelnen Teile aus der Kollektion, T-Shirts, Hoodies, Polo-Shirts, Sweater und Taschen, haben daher auch ihren Preis. Ein T-Shirt kommt auf 45 Euro, ein Hoodie auf 85 Euro. Am günstigsten ist die "Light Tote Bag" um zwölf Euro. Produziert wird nicht auf Halde, sondern nach der Bestellung, daher muss man zehn bis zwölf Tage rechnen, bis man die Sachen per Post geliefert bekommt.

Angefertigt wird auf Bestellung.
Foto: Ingo Pertramer

Entworfen wurden die Stücke gemeinsam mit dem Label Prostshirts, das seit zwei Jahren schräge T-Shirts produziert – unter anderem für heimische Winzerinnen wie die Rennersistas. Die Fotos – aufgenommen im typischen Wirtshausambiente – stammen von Fotograf Ingo Pertramer.

Dass die Kollektion vor allem Junge ansprechen soll, heißt natürlich nicht, dass sie nicht auch von älteren Generationen getragen werden könnte. Selbstverständlich besitze er die Sachen aus der Kollektion auch, meint Ewald Pöschko auf Nachfrage – das Braushirt wird unter dem Sakko getragen, für den Sweater sei es ihm "noch ein bisserl zu warm". (Petra Eder, 7.10.2022)

Die Kollektionsteile sind aus Biobaumwolle und tragen das Fairwear-Siegel. Das hat auch seinen Preis, ein Hoodie kommt auf 85 Euro.
Foto: Ingo Pertramer