Wer einen neuen und sehr gut kalibrierten 4K-HDR-OLED-Fernseher hat, für den mag die aktuelle Folge von "House of the Dragon" (Episode 7, "Driftmark") visuell ziemlich beeindruckend gewesen sein. Immerhin fanden mehrere Minuten der Handlung in großer Dunkelheit statt, es dominierten sehr dunkle Farbtöne, was den Geschehnissen eine ganz spezielle Atmosphäre verpasste.

Theorie vs. Praxis

So zumindest die Theorie, wie sie der Regisseur offenbar in seinem Kopf hatte. Die Praxis sah für viele nämlich ganz anders aus. Jenseits von High-End-Fernsehern gab es minutenlang praktisch nichts zu erkennen. Ob auf Tablets oder LCD-TVs, bei zahlreichen Zuseherinnen und Zusehern hatte das Ganze eher was von einem grauschwarzen Brei, in dem manchmal Schemen und manchmal gar nichts zu erkennen war.

Kein Wunder also, dass in den sozialen Medien schnell Unmut über diese Situation laut wurde. Auf diesen reagierte wiederum der offizielle HBO-Account flott: Es habe sich dabei um eine "bewusste kreative Entscheidung" des Regisseurs gehandelt, versichert der Pay-TV- und Streaminganbieter.

Nicht das erste Mal

Apropos Regisseur: Dieser ist nämlich kein Unbekannter, wenn es um solche visuellen Spielereien geht. War es doch Miguel Sapochnik, der bereits im Jahr 2019 bei einer "Game of Thrones"-Episode namens "The Long Night" Regie führte. Und auch diese fiel durch lange Nachtszenen auf, bei denen auf vielen Fernsehern kaum etwas zu erkennen war – und sorgte für zahlreiche empörte Reaktionen.

Nun gibt es natürlich einen Unterschied zwischen stimmungsvoller Dunkelheit und einem schwarzen Bildschirm. Und dieser dürfte in einer gewissen Ignoranz gegenüber der Realität beim Publikum zu suchen sein, wie "The Verge" herausstreicht.

Abgehoben

Das Problem ist, dass solche Filme und Serien im Studio auf sehr teuren und perfekt kalibrierten Bildschirmen geschnitten werden. Was dort zu sehen ist, ist aber typischerweise weit davon entfernt, wie es bei einem Großteil der Zuseher dann ankommt. Das liegt einerseits an den Ausgabegeräten, die bei vielen kein HDR beherrschen oder mit so feinen, dunklen Farbabstufungen nicht umgehen können.

So hätte das Ganze übrigens laut offiziellen Promotion-Bildern von HBO aussehen sollen.
Foto: HBO

Zum Teil ist aber auch die Qualität von Streamingplattformen schuld, bei denen selbst 4K HDR aufgrund niedrigerer Bitraten nicht das Gleiche ist wie das Original. Doch selbst bei Kabel- oder Satellitenfernsehen ist nicht automatisch gesagt, dass die Qualität besser ist, auch hier kommt oftmals Komprimierung zum Einsatz, die sich negativ auf die Bildqualität auswirkt. Und diese vernichtet gerade bei so geringen Farbunterschieden gerne mal entscheidende Details.

Teures Vergnügen

Wer solche Szenen wirklich so sehen will, wie sie ursprünglich gedacht waren, muss also auf die UHD-Blu-Ray warten – und schon einen ziemlich guten Fernseher haben. (apo, 4.10.2022)