Mit so einem kleinen Fisch hätte man nicht gewonnen, aber es wäre auch klar gewesen, dass man nicht betrogen hat.

Foto: IMAGO/blickwinkel

In Cleveland wurde die scheinbar heile Welt des Wettfischens erschüttert: In dem Moment, als Turnierleiter Jason Fischer mit einem Messer den Glasaugenbarsch öffnete und ein Bleigewicht herausholte, war am vergangenen Freitag klar, dass nichts mehr so sein würde, wie es gewesen war. Selbst in solch einem archaischen, ursprünglichen, ehrlichen Sport wie "Wer hat den größeren Fisch gefangen" war der Betrug angekommen.

Zuvor hatte Jacob Runyan als Mitglied eines Zweierteams beim Turnier des "Lake Erie Walleye Trail" die fünf vermeintlichen Siegerfische an Land gezogen. Etwa 1,8 Kilogramm hatte jeder von ihnen beim abschließenden Wiegen. Doch dann fühlte Fischer die Kügelchen im Bauchraum der Tiere: "Es ist ja nicht so, als ob sie Steine fressen würden", sagte er, wie mehrere US-Medien, darunter die "New York Times", berichten.

Die Menge tobte. Manche wollten gar die Polizei rufen. Das Preisgeld von rund 30.000 Dollar für Runyan und seinen Partner Chase Cominsky war auf jeden Fall dahin. Und so auch ihr Ruf. Die beiden hatten alle Wettbewerbe des "Lake Erie Walleye Trail" im Juni, Juli und nun im September gewonnen, wie das Onlineportal "The Blade" beschrieb. Außerdem seien sie bereits in einigen anderen Turnieren siegreich gewesen.

Frage der Zeit

Ein Angelexperte sagte der "New York Times", dass es mit dem Fortschreiten der Technologie und den aufgeblasenen Preisgeldern nur eine Frage der Zeit gewesen sei, dass sich Schummeleien in den Sport einschleichen würden. Dabei sei Betrug weiter verbreitet, als man es vermuten würde: bereits mitgebrachte Fische, Fischen in verbotenen Gewässern, die Tiere mit Eis vollstopfen und so weiter.

Nun wird die Tragweite des Betrugs von Team Runyan/Cominsky untersucht. Ob frühere Preisgelder zurückgefordert werden können, ist unklar. Denn einen Stimmenstresstest sowie einen Polygraphentest hätten die beiden bestanden, als sie zu den vorherigen "Lake Eerie Walleye Trail"-Wettbewerben befragt wurden, sagt Fischer: "Offenbar sind sie sehr gut darin, Menschen zu täuschen." (bbl, 4.10.2022)