Den Namen Altweibersommer lasse ich mir gerne gefallen, so lange er uns noch einmal die Knochen – ganz unabhängig von deren Alter – so richtig wärmt. Es dräut ein kalter Winter in vielerlei Beziehung. Über den September darf man nicht schimpfen, weil ja jeder Tropfen, der vom Himmel fällt, ein Segen ist. Aber regnen kann es doch bitte schön auch bei 18 Grad, es müssen nicht acht sein – abgesehen davon, dass nass und kalt den Trauben auf den Rebstöcken nicht guttut. Wenigstens der Weinkeller sollte gut gefüllt sein, wenn beim großen Blackout die Wasserhähne trocken bleiben.

Kein Grund zur Panik, wir beißen die morschen Altweiberzähne zusammen. Sparen würden wir übrigens auch, wenn wir die Bundespräsidentenwahl in einem Akt über die Bühne bringen. Diesmal bitte keine Aufwärmübungen, der Pick muss halten. Gegen die Juli – she/her, so viel man weiß, und auch nicht mehr jung – ist echt nichts zu sagen.

Dies caniculares, Hundstage, für den Namen gibt es eine die Spezies nicht diskriminierende Erklärung: das Aufgehen des Sternbilds Großer Hund. Nur findet dies durch die Richtungsänderung der Erdachse heute gar nicht mehr während der Hundstage – Ende Juli bis Ende August – statt. Ist eben nichts mehr, wie es war. Wenn Sie das mit der Erdachse wissen wollen, googeln Sie "Präzession"! Nein, doch nicht, braucht zu viel Strom! Irgendwo wird doch noch ein Alte-Leut-Brockhaus herumstehen? (Gudrun Harrer, 5.10.2022)