Das A1 Datacenter kann im Notfall mit diesem Dieselgenerator weiterbetrieben werden.

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Sendemasten können 30 Minuten lang über einen integrierten Akku mit Strom versorgt werden.

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Es ist ein düsteres Bild, das Vertreter der europäischen Telekombranche zeichnen: Demnach ist es denkbar, dass es durch die Energiekrise bei der Versorgung mit Mobilfunksignalen zu Ausfällen kommen kann, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf vier Führungskräfte aus der Telekommunikationsbranche aus Deutschland, Frankreich, Schweden und Italien.

In vielen europäischen Ländern gebe es aktuell nicht genügend Notsysteme, um ausfallende Gaslieferungen aus Russland und Wartungspausen französischer Atomkraftwerke abzufedern. Ein strenger Winter könnte demnach die Netzinfrastruktur der Telekombetreiber auf eine Belastungsprobe stellen. Telekommunikationsunternehmen in Deutschland und Schweden haben ihre Regierungen bereits über mögliche Netzausfälle informiert.

Erklärvideo: Blackout: Übersteht Österreich einen Stromausfall?

DER STANDARD

Sender können 30 Minuten im Batteriebetrieb arbeiten

Doch wie ist die Lage in Österreich? Auch wenn man aktuell nicht von einem Totalausfall der Stromversorgung ausgeht, sieht man sich bei den heimischen Mobilfunkern auf Engpässe vorbereitet, wie eine Nachfrage des STANDARD ergab. So sind allein bei A1 alle rund 8.500 Mobilfunksendestationen mit ihren 25.000 Sendeeinrichtungen mit Notbatterien ausgestattet. Diese halten im Fall eines Stromausfalls das Mobilfunknetz noch 30 Minuten am Laufen – manche Anlagen können unter Notfallbedingungen bis zu vier Stunden weitersenden. Dennoch ist nach zwei Stunden ohne Strom mit massiven Einschränkungen im Betrieb zu rechnen.

Eine Frage des Diesels

Der Notbetrieb kann aber weiterlaufen, denn sollte der Strom länger ausfallen, kommen mobile Aggregate zum Einsatz. Diese Generatoren können aber nicht das gesamte Netz abdecken und werden laut den Mobilfunkern im sogenannten Backbone-Netz, also dem Hauptstrang oder Basisnetz, eingesetzt. Diese Netze sind auf einen Notstrombetrieb mit Dieselaggregaten von 72 Stunden ausgelegt, können aber durchaus länger operieren, solange Diesel nachgeliefert wird, berichtet man bei A1. Die Netzbetreiber A1, Magenta und "3" verfügen über eigene mobile Notstromaggregate, diese wurden aber nicht in der aktuellen Energiekrise angeschafft, sondern sind schon länger im Einsatz, um etwa lokale und zeitlich begrenzte Stromausfälle zu überbrücken.

Als kritische Infrastruktur werden Telekombetreiber bevorzugt mit Diesel beliefert, sollte es aufgrund eines Blackouts zu Versorgungsengpässen kommen. So betont man etwa bei "3", dass Datacenter georedundant sind, also ein Datacenter jeweils die Verkehrslast eines anderen übernehmen kann. Die gesamte Telekominfrastruktur nur mit Dieselaggregaten am Laufen zu halten ist aber allein schon aus wirtschaftlichen Gründen unmöglich.

Dazu kommt, dass der Notbetrieb mit Dieselaggregaten eine logistische Herausforderung darstellt und über einen längeren Zeitraum mit enormen Schwierigkeiten verbunden ist, wie man bei den Netzbetreibern betont. Da die laufende Versorgung mit Diesel im Fall eines totalen Stromausfalls über längere Blackout-Perioden nicht lückenlos gewährleistet ist, liegt hier der natürliche Flaschenhals im System. "Auf dem Weg zur Tankstelle fallen Ampeln aus und verursachen Staus. Zahlungssysteme fallen aus, ebenso sind die Pumpen der Tankstellen außer Betrieb. Es ist, als würde man in einem Haus den FI-Schalter umlegen. Ohne Strom geht nichts mehr", erklärt Christian Traunwieser, Sprecher von Magenta Telekom, die logistischen Herausforderungen.

Festnetztelefonie funktioniert länger

Dennoch: "Vielleicht sind wir in weiten Teilen Europas, wo die Stromversorgung ziemlich stabil und gut ist, etwas verwöhnt", sagte ein leitender Angestellter der Telekommunikationsbranche gegenüber Reuters. "Die Investitionen im Energiespeicherbereich waren vielleicht geringer als in manch anderen Ländern."

Einen kleinen Trost gibt es für alle Festnetznutzenden: Dieses bleibt im Fall eines Stromausfalls länger online, nämlich acht bis 72 Stunden – das gilt für Festnetztelefonie und Internet, wenn der Anschluss direkt an eine Vermittlungsstelle angeschlossen ist. (Peter Zellinger, 5.10.2022)