Mudhoney aus Seattle spielen am Mittwoch in Ebensee den Prä-Corona-Klassiker "Touch Me I’m Sick!".

Foto: Michael lavine

Was wäre eine Europatournee ohne Stopp in Ebensee? Die US-Band Mudhoney hat die Frage für sich mit "Nichts!" beantwortet und tritt am Mittwoch im Kino Ebensee auf.

Mudhoney zählen zu den Urgesteinen des Grunge. Die Band fand 1988 in Seattle zusammen, benannt ist sie nach einem feingeistigen Film des Regisseurs Russ Meyer. Dem verdankt die Welt eine Reihe von Klassikern des entrischen Geschmacks, B- und C-Movies wie Faster, Pussycat, Kill, Kill! oder Beyond The Valley of Dolls. Oberweitenklassiker des Schmuddelkinos, für die man Lichtspielhäuser aufsuchen musste, die vornehmlich von Herren mit aufgestellten Mantelkrägen besucht wurden.

Warner Records Vault

Mit ihrem zwischen Garagenrock und Metal angesiedelten Sound waren sie Wegbereiter und Pioniere des Grunge. Mudhoney um Mark Arm wurden nie so groß und berühmt wie Nirvana oder Soundgarden, dafür leben sie noch, sind aktiv und treten mit ihrer Musik immer noch jede Tür ein, die sich ihnen in den Weg stellt.

Ewige Hinterbänkler

Zwar wurde der Vierer in der Goldgräberstimmung der Musikindustrie in den frühen 1990ern vom Warner-Label Reprise unter Vertrag genommen. Ihr Smells Like Teen Spirit blieben sie aber schuldig. Doch es reichte für eine gepflegte Weltkarriere weit unterhalb der Top 40, für die Mudhoney immer zu dreckig waren. Ihr größter "Hit" ist das manifeste Touch Me I’m Sick, das den Außenseiterstatus der Band auf den Punkt bringt. Auf dem Cover dieser ihrer ersten Single ist eine Klomuschel aus der Froschperspektive abgebildete. So ein Häusl-Sujet verkauft sich nicht so gut wie ein süßes Baby im Pool.

Das Cover ihrer EP Superfuzz Bigmuff schuf hingegen den ästhetischen Grundstein des Labels, fotografiert wurde es von Charles Peterson, dem ultimativen Bildchronisten der Seattle-Szene.

Sub Pop

Vielen gelten diese ewigen Hinterbänkler als die bessere Grunge-Band. Ein Schicksal, das sie mit Tad (Doyle) teilen, ebenfalls ein Urgestein dieses Umfelds, ebenfalls einer, der für die große kommerzielle Karriere einen zu exzentrischen Humor besaß. Mudhoney waren das erste Aushängeschild des Sub-Pop-Labels, nach ihrem Ausflug ins Big Business kehrte die Band wieder dorthin zurück und veröffentlicht beständig Alben, wobei das letzte, Digital Garbage, schon wieder vier Jahre her ist. Doch Mudhoney existieren längst neben der Zeit.

Sie haben etliche Bands zur Gründung bewegt und pflegen ihren räudigen Legendenstatus. Für ein druckvolles 90-Minuten-Set haben sie genug Songs, den Spaß daran und das Können sowieso. Flanellhemden und zerlegte Bluejeanshosen gibts heute längst bei jedem KiK und H&M. Bei Mudhoney kann man den Kram wenigstens einmal authentisch durchschwitzen. (Karl Fluch, 4.10.2022)