Takumi Minamino (links) und Stefan Lainer (rechts) sind Dinamo Zagreb vor sechs Jahren unterlegen.

Foto: APA/KRUGFOTO

Nun gibt es die Gelegenheit zur Revanche.

Foto: AP/Florian Schroetter

Ticker: Salzburg vs. Dinamo Zagreb, Mi., 18.45 Uhr

Das neunte Scheitern war grausam. August 2016, Champions-League-Playoff: Salzburg führt vor Heimpublikum gegen Dinamo Zagreb — bis zur 87. Minute. Stefan Lainer fälscht einen Schuss unhaltbar ab. Das Unheil nimmt seinen Lauf, in der Verlängerung erzielt Dinamo das 2:1 und zieht in die Gruppenphase ein.

Wer das Scheitern zulässt, ermöglicht gleichzeitig, sich später zu übertreffen. Am Mittwoch empfängt Salzburg den Gegner aus Zagreb erneut. Um 18.45 Uhr (live auf Sky und Servus TV) steigt das dritte Gruppenspiel der laufenden Saison in der Königsklasse. "Das wird ein absoluter Kracher für uns", sagt Salzburgs Trainer Matthias Jaissle. Sein Team geht als Favorit ins Spiel, auch wenn der Coach in der Öffentlichkeit bescheiden klingt: "Wir müssen absolut ans Limit gehen. Das wird eine Partie auf Augenhöhe."

Mehr Einnahmen

Dinamo Zagreb gehört zu jener Gruppe an Vereinen, die Salzburg in den vergangenen Jahren überholt, wenn nicht sogar abgehängt hat. Zumindest ist das der Anspruch der Verantwortlichen im Verein. Im Zehn-Jahres-Ranking des europäischen Verbandes (Uefa) liegt Salzburg auf Platz 28, Dinamo auf Platz 44. Salzburg hat im vergangenen Jahrzehnt mehr Punkte im Europacup gesammelt als die Kroaten. Das ist deshalb wichtig, weil ein großer Teil des Preisgelds für die Champions League nach dieser Rangliste vergeben wird. Die Bullen bekommen alleine wegen ihrer Platzierung – unabhängig von den Ergebnissen der laufenden Saison – 13,6 Millionen Euro. Das ist knapp doppelt so viel, wie an Dinamo geht. Die Champions League belohnt dauerhaft gute Leistungen langfristig, es ist ein elitärer Kreis.

Dabei ist Dinamo Zagreb noch deutlich mehr auf Einnahmen aus dem Europacup angewiesen als Salzburg. Erlöse aus TV-Verträgen der kroatischen Liga sind gering, ebenso die Ticketeinnahmen. Man ist abhängig von Transfers, um das Budget aufzustellen — trotz der Dominanz in der nationalen Liga.

Neues Stadion für Dinamo

"Wenn du keinen großen Transfer machst, bekommst du ein Problem", sagte Ex-Dinamo-Trainer Nenad Bjelica einmal in einem Ballesterer-Interview. "Die Infrastruktur in Kroatien ist katastrophal." Das Maksimir-Stadion in Zagreb ist nicht überdacht, Bjelica nennt das "peinlich". Zudem ist seit einem Erdbeben vor zwei Jahren eine Tribüne einsturzgefährdet. Das mindert die Einnahmen. Um 60 Millionen Euro soll ein neues Stadion errichtet werden, die Pläne dazu wurden vor einem Jahr vorgestellt, der Baubeginn verzögert sich.

Demgegenüber steht das Stadion Salzburg, wie die Heimstätte der Bullen in der Champions League heißen muss; Sponsorennamen sind in Uefa-Wettbewerben nicht erlaubt. Am Mittwoch werden rund 29.000 Fans in der Arena erwartet, davon 1.500, die zu Dinamo halten.

Es ist acht Jahre her, dass Salzburg zum ersten Mal eine zweistellige Millionensumme als Ablösezahlung für einen Spieler erhalten hat. Sadio Mané erzwang im Sommer 2014 einen Transfer zum FC Southampton für 23 Millionen Euro. Seither sind Transfers dieser Größenordnung zur Gewohnheit geworden, es folgten Geldströme für Naby Keita, Erling Haaland oder Brenden Aaronson. Gleichzeitig gelingt es Dinamo Zagreb nicht mehr in dieser Regelmäßigkeit, Top-Transfers abzuwickeln. Zuletzt gab’s von RB Leipzig im Sommer 2021 knapp 19 Millionen für Verteidiger Josko Gvardiol.

Weniger Titel

Nur bei den Meistertiteln könnte es für Salzburg schwierig werden vorbeizuziehen. Dinamo steht bei 33 nationalen Meisterschaften, davon 22 in der kroatischen Liga. Der 16-fache Meister Salzburg hätte Dinamo frühestens 2040 überholt — falls Dinamo bis dahin nicht nachlegt. Das scheint unrealistisch, seit 2000 hieß der Meister 18-mal Dinamo.

Milan ist Tabellenführer in Gruppe E mit vier Punkten, gefolgt von Zagreb (drei), Salzburg (zwei) und Chelsea (ein Zähler). Schon in einer Woche spielt Salzburg wieder gegen Dinamo, dann im Maksimir-Stadion. Die zwei besten Teams steigen ins Achtelfinale auf, der Gruppendritte darf in der Europa League weiterspielen. Trainer Jaissle: "Machen wir uns nichts vor: Diese zwei Spiele werden entscheidend sein." (Lukas Zahrer, 4.10.2022)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zum Spiel der Champions-League Salzburg – Dinamo Zagreb am Mittwoch:

Gruppe E – 3. Runde:

Red Bull Salzburg – Dinamo Zagreb (Wals-Siezenheim, Red Bull Arena, 18.45 Uhr/live Sky, ServusTV und DAZN, SR Treimanis/LAT)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Wöber, Ulmer – Capaldo, Seiwald, Sucic, Kjaergaard – Okafor, Sesko

Es fehlen: Fernando (Oberschenkel), Kameri (Schulter)

Dinamo Zagreb: Livakovic – Moharrami, Ristovski, Peric, J. Sutalo, Ljubicic – Ademi, Ivanusec, Misic – Orsic, Petkovic

Es fehlt: B. Sutalo (Wade)

Fraglich: Ristovski, Misic (beide angeschlagen)

Zweites Gruppenspiel (21.00): Chelsea – AC Milan

Bereits gespielt: Zagreb – Chelsea 1:0, Salzburg – Milan 1:1, Milan –Zagreb 3:1, Chelsea – Salzburg 1:1

Noch zu spielen: Zagreb – Salzburg, Milan – Chelsea (11. Oktober), Salzburg – Chelsea, Zagreb – Milan (25. Oktober), Milan – Salzburg, Chelsea – Zagreb (2. November)