Man bekenne sich weiterhin zu Nachhaltigkeitszielen, heißt es seitens der Bundespensionskasse.

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Vom kleinen privaten Konto bis zum milliardenschweren Pensionsfonds: Es gibt derzeit wohl keinen wichtigeren Trend in der Finanzwelt als die sogenannten ESG-Kriterien. ESG steht für "environmental, social and governance" und bedeutet, dass man Investitionsentscheidungen an Fragen wie Klimaschutz, sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit ausrichtet. Eine Reihe von Allianzen haben sich in sinne von ESG international herausgebildet. Sie vergeben, wenn man so will, Gütesiegel für ESG-Investitionen, sofern die Teilnehmer gewisse Standards einhalten.

Eine davon: die britische Glasgow Alliance for Net Zero (GFANZ). Sie hat sich, wie der Name schon sagt, vor allem dem Klimaschutz verschrieben. Laut dem britischen "Economist" vereint GFANZ Investments im stolzen Wert von 130 Billionen US-Dollar. Geleitet wird das Bündnis, das aus sieben Untergruppen besteht, von Mark Carney, bis 2020 Gouverneur der britischen Zentralbank.

Investments im Wert von 130 Billionen US-Dollar

Nun gibt es allerdings Ärger innerhalb der GFANZ – und das wirft ein Schlaglicht auf ein generelles Problem im ESG-Geschäft: den Wildwuchs an Kriterien und überbordende Bürokratie bei ihrer Ausformulierung und Durchsetzung. Häufig bestehen überdies Zweifel daran, ob ESG-Investments wirklich derart ökologisch und sozial ausfallen, wie sie es vorgeben zu sein.

Im Fall der GFANZ klagen Beteiligte konkret über komplexe Tracking- und Reporting-Standards, die äußerst zeit- und personalintensiv ausfallen würden, berichtet die "Financial Times". Konkret drohen die beiden US-Großbanken JPMorgan Chase und Morgan Stanley, eine Untergruppe der GFANZ-Allianz zu verlassen, weil sich Anforderungen ständig ändern würden.

Zwei Investoren scheren aus

Weitere zwei Investoren sind schon gegangen: Neben einem Pensionsfonds aus Australien handelt es sich dabei auch um eine österreichische Einrichtung: die Bundespensionskasse aus Wien, die Zusatzpensionen von Dienstnehmern des Bundes veranlagt, insgesamt 1,3 Milliarden Euro.

Warum ist ausgerechnet die Bundespensionskasse bei den ESG-Vorgaben ausgeschert? Die Entscheidung "wurde vom Gesamtvorstand der Bundespensionskasse getroffen, um Kapazitäten für die zunehmende regulatorische Nachhaltigkeitsberichterstattung sicherzustellen", heißt es gegenüber dem STANDARD. "Aus Kapazitätsgründen kann nur eine selektive Anzahl an Initiativen aktiv unterstützt werden."

Grundsätzlich bekennt sich die Einrichtung weiterhin zu Nachhaltigkeitszielen, wird betont. Man nehme "bei allen Veranlagungen eine Beurteilung von ESG-Risiken vor". Bis zum Jahr 2040 sollen – analog zu den Klimazielen der Regierung – keinerlei Investments mehr stattfinden, die einen Klimaschaden nach sich ziehen. (5.10.2022)