Walter Rosenkranz beim Hartberger Oktoberfest.

Foto: Screenshot FPÖ TV

"Mir geht es gut, wenn ich einmal keine Krawatte trage", sagt Walter Rosenkranz in einem Interview auf dem Parteikanal FPÖ TV auf Youtube. Lockerer wird es aber trotzdem nicht mehr, denn Rosenkranz spult die übliche freiheitliche Rhetorik ab, sieht sich von den Medien angegriffen – und das natürlich unter der Gürtellinie. Die Fragen stellt Marie Christine Giuliani, zuletzt Moderatorin der ORF-Show "Bingo" und seit 2021 beim Kanal der FPÖ.

Die Videoplattform Youtube ist es auch, wo der FPÖ-Kandidat die stärkste positive Resonanz der Zusehenden bekommt: "Viel Kraft, Herr Rosenkranz, wünsche Ihnen viel Erfolg. Gottes Segen und Schutz" lautet der meistgelikte Kommentar. Auch das Verhältnis von Likes zu Dislikes spricht klar für den blauen Kandidaten.

Ohne Krawatte: Lockerer wird es nicht.
FPÖ TV

Alles andere als ein Heimspiel für Rosenkranz ist dagegen die Social-Media-Plattform Facebook – trotz des größten Budgets von 60.000 Euro. Mit vergleichsweise bescheidenen 12.000 Followern liegt Rosenkranz klar hinter Marco Pogo (33.723), Gerald Grosz (307.012) und Amtsinhaber Alexander Van der Bellen mit 337.591 Followern. Auf Facebook erhält man als Beobachter von Walter Rosenkranz gemischte Signale: Der Waldviertler bemüht sich, sehr staatsmännisch zu wirken und Sympathiepunkte zu sammeln, etwa indem er von Schülern gebastelte Plakate in die Kamera hält oder mit Hunden kuschelt.

Hunde spielen im Social-Media-Auftritt von Walter Rosenkranz eine große Rolle.

Andererseits liest man auch klassische Sprüche wie "Deine Stimme gegen das System!", und gleichzeitig wird eine Kampagne gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen gefahren. Der Spagat zwischen Staatsmann und Hardliner wirkt ein wenig so, als hätte man sich in der Riege der FPÖ-Strategen schwergetan, den richtigen Ton zu treffen. Das merken auch die Fans: Hier mischt sich Zuspruch mit harter Kritik. Vor allem die Kampagne gegen Van der Bellen scheint nur bei der strammsten Wählerschaft der FPÖ anzukommen. Neben üblichen Verschwörungserzählungen in den Kommentaren (Freimaurer! Ibiza-Attentat! Great Reset!) kommt harte Kritik, warum man im Wettbewerb um das höchste Amt im Staat auf den Schmutzkübel zurückgreift.

Ferner liefen: Tiktok und Instagram

Der Tiktok-Auftritt des FPÖ-Volksanwalts wirkt ebenfalls ein wenig altvaterisch. Zusammenschnitte aus Polit-Diskussionen, "Hintergrund"-Videos aus Fotoshootings, Talking-Head-Videos und Ausschnitte aus Bierzeltreden werden wohl keine Originalitätspreise abräumen und zogen bislang nur 1.704 Follower an. Kein Wunder, der Account wurde erst Mitte Juli erstellt. Der Instagram-Account von Walter Rosenkranz dürfte ebenfalls eher die Kernwählerschaft oder ein älteres Publikum ansprechen: Getanzt und gesungen wird hier nicht, stattdessen wieder Viecherl herzen, Hände schütteln, Bier anstechen. Wie schon in der großen Analyse des STANDARD nachzulesen ist: Einen lockeren Social-Media-Wahlkampf sucht man bei Rosenkranz vergeblich. (red, 5.10.2022)