Das Wasser im Hotelpool könnte sich beim nächsten Urlaub kühler anfühlen – eine Folge der hohen Energiepreise.

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Wer in denn nächsten Monaten einen Hotelurlaub macht, könnte beim Planschen im hoteleigenen Pool ins Frösteln kommen. Denn nicht nur in Privathaushalten wird Energie gespart, auch so manches Hotel dreht an den Reglern. Dann wird etwa die Wassertemperatur im Schwimmbad um drei Grad reduziert oder die Sauna erst ab 15 Uhr aufgegossen.

Dabei hätte zuletzt alles so rosig ausgesehen. In den Sommermonaten noch war in der Hotelbranche eine deutliche Erholung von den letzten zwei Corona-Jahren zu spüren. Nun bangt man wieder, und die Branche macht sich aktuell auf hohe Energierechnungen gefasst.

Die Gäste zahlen

"Hotels, die aktuell ihre Budgets festlegen, gehen vom Doppelten bis zum Dreifachen für das kommende Jahr aus. Die Krise wird die Branche ganz krass treffen, das wiegt im aktuell laufenden Hotelbetrieb sehr schwer", sagt Martin Schaffer, Experte für Hotelimmobilien beim Beratungsunternehmen MRP Hotels mit Sitz in Wien.

Und nicht nur die Sparmaßnahmen werden direkt an die Gäste weitergegeben, auch die Mehrkosten. Hotels hätten gar keine andere Wahl, als die Preise für Übernachtungen zu erhöhen, sagt Schaffer. Theoretisch müsste der Hotelurlaub laut dem Experten um 15 bis 20 Prozent ansteigen, weil die Kosten stärker steigen als die Inflation. Praktisch gesehen seien diese Preisanhebungen in einem schwachen Marktumfeld aber "eher unrealistisch", sagt Schaffer; und er gibt zu bedenken, dass man nicht diverse Leistungen streichen könne, wenn der Übernachtungspreis zudem hoch bleibe oder sogar weiter steige.

Zweiturlaub gestrichen

Hinzu kommt, dass aktuell die Nächtigungszahlen zurückgehen, weil die Menschen ihren privaten Konsum herunterschrauben und auf den Zweit- oder Dritturlaub verzichten, weiß Schaffer. Und wenn insgesamt weniger Urlauberinnen und Urlauber kommen, steigen die Preise für jene, die noch buchen, einmal mehr. Gerade für den Skiurlaub stehen die aktuellen Prognosen schlecht. "Wenn der Skipass für einen Tag 75 Euro kostet, werden viele sich das zweimal überlegen", sagt Schaffer. Und auch Unternehmen sparen derzeit bei den Reisekosten, was die Hotels ebenfalls trifft, denn viele Fortbildungen finden dort statt.

Wie in vielen Branchen fehlen auch in der Hotellerie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben den steigenden Kollektivverträgen ist das ein zusätzlicher Grund dafür, dass hier ebenfalls die Kosten für die Hotels steigen werden: "Und das wenige Personal, das da ist, will mehr Geld haben", sagt Schaffer.

Aus all diesen Gründen wird auch in der Hotellerie versucht – nun einmal mehr –, die Energiekosten zu reduzieren. Das kann etwa durch den Einbau eines neuen Heizsystems und die Umstellung auf erneuerbare Energien gelingen. Prinzipiell sind die Voraussetzungen für diese Energieformen gut, da meist ausreichend große Flächen auf Dächern bzw. für technische Ausrüstung in Kellergeschoßen vorhanden ist. Allerdings liegen den Hotels hier meist noch einige andere Steine im Weg. So müssen sich laut Martin Schaffer Eigentümer und Betreiberinnen meist erst darüber einig werden, wer den Umstieg auf Photovoltaik oder Erdwärme bezahlen muss. "Meist übernehmen die Eigentümerinnen diese Investitionen, obwohl die Betreiber profitieren – hier müsse ein fairer Mittelweg gefunden werden", glaubt Schaffer.

Material fehlt

Und auch die Lieferengpässe machen vor der Branche nicht halt. Immer wieder komme ihm zu Ohren, sagt Schaffer, dass in Unternehmen Materialien etwa für Photovoltaikanlagen, Erdwärmepumpen sowie die notwendigen Geräte Mangelware sind. Ebenso sind Unternehmen betroffen, die jetzt noch Kapazitäten für neue Aufträge in so einer Größenordnung haben. Aktuell wird nur in einem kleinen Teil der Häuser bereits Energie mittels nachhaltiger Methoden erzeugt.

Kleinere Maßnahmen, etwa Müllreduktion, Wassersparen mittels spezieller Duschköpfe, das Reduzieren der Raumtemperatur um ein Grad oder der Einsatz von LEDs steht hingegen schon in vielen Hotels an der Tagesordnung. "Diese Dinge sind leicht umsetzbar, weil es keine Komforteinbußen gibt und sie dennoch viel bringen, wenn man die gesamte Energiebilanz betrachtet", sagt Schaffer.

Maßnahmen erklären

Am ehesten würden Sparmaßnahmen, die auch gut fürs Klima sind, von den Gästen angenommen, "wenn man sie mit auf die Reise nimmt, es erklärt und nicht grundlos Annehmlichkeiten streicht", weiß der Experte. Also ganz ähnlich, wie es heute schon in vielen Hotelbadezimmern den Hinweis gibt, der Umwelt zuliebe das eine oder andere Handtuch ein zweites Mal zu benutzen.

Und wer weiß, vielleicht hängen bald auch im Wellnessbereich der Hotels Schilder mit der Aufschrift: "Wir sparen beim Heizen – der Umwelt zuliebe." (Bernadette Redl, 6.10.2022)