Erst vor wenigen Tagen ließ die Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) aufhorchen. Sie erwartet im Wintertourismus heuer deutliche Preissteigerungen von um die 20 Prozent. Viele Betriebe würden ihre gestiegenen Kosten an Urlauberinnen und Urlauber weitergeben. Fast parallel dazu gab die Regierung ein neues Förderprogramm bekannt: 1,3 Milliarden Euro wird der Staat an Betriebe als Energiekostenzuschuss auszahlen.

Aber wenn so viele Firmen ihre gestiegenen Kosten ohnehin an die Kundinnen und Kunden weitergeben – sind solche Programme da sinnvoll?

Rund um diese Frage drehte sich der Videotalk "STANDARD mitreden" diese Woche. Die Ökonomin Claudia Kettner-Marx kritisiert die Regierungsstrategie: "Ich bin ja dafür, etwas zu tun", sagt die Wifo-Ökonomin. "Aber nur bei Betrieben, die ihre hohen Kosten nicht weitergeben können, weil sie im starken Wettbewerb stehen." Doch genau das mache die Regierung nicht. Beispiel: Warum bekommen Betriebe Zuschüsse zu ihren gestiegenen Spritkosten, obwohl sich diese leicht weitergeben lassen?

Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) verteidigte das Paket: Angesichts der enormen Preissprünge seien die 1,3 Milliarden Euro nicht viel mehr als ein "Pflaster", sagt Kocher, der auch weitere Maßnahmen fordert. "Wir brauchen eine Lösung, wie die Energiepreise mittelfristig runtergehen, sonst haben wir in Österreich ein riesiges Problem, und zwar bei allen Unternehmen." Kocher hat auch einen Vorschlag, was zu tun wäre. Seine Idee? Im Video skizziert er sie.

Woher kommt Wohlstand der Zukunft?

Besonders Sorgen macht ihm in puncto Wettbewerbsfähigkeit, dass in den USA und Asien Energie billiger zur Verfügung steht. An dieser Stelle hakte die deutsche Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner vom Dezernat Zukunft, einem deutschen Thinktank, ein. Ja, wir können uns die Hilfen leisten, sagt Philippa Sigl-Glöckner. Aber: Die große Frage sei, woher der Wohlstand der Zukunft kommen wird. "Denn unser Wohlstand baut wesentlich auf Industrie auf, und diese baut wesentlich auf billige Energie auf."

Sigl-Glöckner macht gleich einen interessanten Vorschlag zu möglichen Überförderungen: Wer sicherstellen will, dass Geld nicht an falschen Stelle landet, muss Steuern erhöhen. Ein Vorschlag, der auf viel Widerspruch stieß.

Außerdem im Tal: Fiskalrat-Chef Christoph Badelt sagt, dass auch er kein Finanzierungsproblem sieht, aber dennoch immer "unruhiger" werde, weil der Staat so viel Geld an Menschen austeilt, die es gar nicht brauchen. Der Ökonom Jan Kluge vom wirtschaftsliberalen Thinktank Agenda Austria argumentiert, dass Österreich mit den Ausgaben das Kernproblem, nämlich die hohe Inflation, nicht entschärfe. Auch im kommenden Jahr und im übernächsten werden daher enorm hohe Ausgaben auf den Staat zukommen. Welche Alternativen es gibt? Erfahren Sie es im Video. (Video: Anna Caroline Kainz, 8.10.2022)