Winner.

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Man muss es dem Trainer von RB Salzburg anrechnen: Er hat es vorhergesagt. "Wir müssen im Detail unterwegs sein", sagte Matthias Jaissle vor dem Duell in der Champions League mit Dinamo Zagreb. Jaissle erwartete ein Spiel "auf Messers Schneide". Es wurde eine Partie ohne feine Klinge. Salzburg setzte sich dank eines Elfmeter-Treffers von Noah Okafor mit 1:0 (0:0) durch. Zagreb traf in der Nachspielzeit zum vermeintlichen Ausgleich, der Treffer fiel aber aus einer Abseitsstellung.

Salzburg spielte in einem 4-4-2 mit einer Mittelfeld-Raute. Zwischen den Stürmern Okafor und Benjamin Sesko mogelten sich hin und wieder Luka Sucic und Nicolas Capaldo. Zagreb stellte sich mit einem 3-5-2 dagegen, defensiv wurde es ein 5-4-1. Die Kroaten gefielen sich in der abwartenden Rolle – und wurden in Kontern gefährlich. Zum ersten Mal in der 7. Minute durch einen Fernschuss, kurz später durch eine flüssige Kombination über das ganze Spielfeld. Beide Male war Salzburg-Torhüter Philipp Köhn zur Stelle. In der 17. Minute traf Okafor aus spitzem Winkel das Außennetz. Kapitän Andreas Ulmer schoss gleich zweimal auf ein kroatisches Abwehrbein (23.).

High Intensity

In Salzburg ist man High-Speed-Fußball gewohnt. Am Mittwoch gab es stattdessen High-Intensity. Dinamo bekam vermehrt Fouls gepfiffen, die Stimmung im Stadion wurde schlechter. Salzburg überraschte mit einem zaghaften Pressing, das erst in der eigenen Hälfte ernst betrieben wurde. Coach Jaissle stand stets mit mindestens einem Bein außerhalb seiner Zone. Er brüllte und gestikulierte, sah von seinem Team nur Halbchancen und schlampige Pässe. Dinamo verteidigte gut.

Nach der Halbzeit wurde der Trend deutlicher: Die Salzburger kontrollierten das Spiel, ohne zu dominieren. Als dem österreichischen Serienmeister die Ideen auszugehen schienen, kam der Antritt des Kapitäns. 69. Minute: Ulmer erkennt eine Lücke in der Verteidigung, ein Geistesblitz im 648. Profispiel. Er zieht von links in den Sechzehner, am Gegenspieler vorbei und nimmt einen Körperkontakt wahr. Ulmer fällt, Foulpfiff, Elfmeter. Okafor verwandelt.

"Ein super Laufweg", sagte Jaissle über Ulmer. "Das macht die Erfahrung aus, deshalb hat er auch gespielt."Das Spiel war mit 28.864 Zuschauerinnen und Zuschauern ausverkauft. Die Bad Blue Boys, die Ultras aus Zagreb sind gefürchtet und berüchtigt. Im Stadion waren sie laut und böse: Nach dem 1:0 zündelten sie mehrere Bengalos und eine Rakete. Die Ermahnung vom Stadionsprecher war nett und brachte nichts. Zagreb musste offensiver spielen, doch Torhüter Köhn hielt die Führung mit einer starken Parade im Eins-gegen-Eins gegen den eingewechselten Josip Drmic fest.

Drama in der Nachspielzeit: Zunächst vergab Sesko in der Nachspielzeit eine Riesenchance auf das 2:0. Drmic traf per Kopf zum Ausgleich, drehte jubelnd ab, ignorierte aber die Fahne des Schiedsrichterassistenten. Der Stürmer stand knapp im Abseits, der Treffer wurde aberkannt.

Gute Chancen

"Hinten raus wurde es zach, jetzt herrscht pure Freude", sagte Jaissle nach dem Match. Der Anspruch von Salzburg ist es, Mannschaften wie Dinamo vor eigenem Publikum zu schlagen. Am kommenden Dienstag folgt die nächste Chance, auswärts im kultigen und baufälligen Maksimir-Stadion von Zagreb. Mit einem weiteren Sieg würden die Chancen auf den Aufstieg aus Gruppe E und den Einzug ins Achtelfinale steigen. Nach der Reise nach Zagreb wartet ein Heimspiel gegen Chelsea (25. Oktober), zum Schluss geht es ins Mailänder San Siro gegen AC Milan (2. November). (Lukas Zahrer, 5.10.2022)

Fußball-Champions-League, Gruppe E, 3. Runde:

Red Bull Salzburg – Dinamo Zagreb 1:0 (0:0).
Red-Bull-Arena, 28.864 Zuschauer (ausverkauft), SR Treimanis (LAT)

Tor: 1:0 (71.) Okafor (Foulelfmeter)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer (79. Wöber) – Capaldo, Seiwald, Sucic (92. Gourna-Douath), Kjaergaard – Sesko, Okafor (79. Adamu)

Zagreb: Livakovic – Moharrami (80. Bockaj), Theophile-Catherine (76. Drmic), J. Sutalo, Peric, Ljubicic – Ivanusec (87. Baturina), Misic, Ademi – Orsic (80. Spikic), Petkovic