Ann-Katrin Hopp, Martina De Santis und Marjolein Bosch erhalten für ihre Forschungsprojekte eine zweite Chance.
Fotos: Laura Alvarez/CeMM, Hannes Tkadletz, Dorothea Bosch

Jährlich müssen Anträge auf Forschungsprojekte abgelehnt werden, weil das Geld fehlt – und das auch dann, wenn die Projekte eigentlich äußerst vielversprechend sind. Das betrifft unter anderem den österreichischen Wissenschaftsfonds FWF, dessen Fördertopf nicht für die zahlreichen Projekte ausreicht, denen auch in internationalen Gutachten exzellente Aussichten bescheinigt werden. Das Problem setzt sich auf EU-Ebene fort, und viele Fachleute fürchten, dass Inflation und aktuelle Krisen dies noch verschärfen werden.

Das neue "Seal of Excellence"-Programm der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) leistet zumindest einen kleinen Beitrag, um die Schieflage einzurenken. Durch diese Exzellenzstipendien erhalten kluge Köpfe eine zweite Chance: Wer von der Europäischen Kommission einen "Marie Skłodowska Curie Seal of Excellence Award" erhält und trotz des in einem aufwändigen Begutachtungsprozess als hervorragend bewerteten Antrags aus Geldmangel nicht gefördert wird, kann sich bewerben.

Erstmals wurden nun die "Seal of Excellence Fellowships" der ÖAW vergeben. Sie gehen an die Bioingenieurin Martina De Santis, die Molekularbiologin Ann-Katrin Hopp sowie die Archäologin Marjolein Bosch. Die drei Forscherinnen erhalten jeweils 200.000 Euro für die Umsetzung ihrer Projekte in Österreich. Die Stipendien sollen "zu einem Brain Gain für unser Land" beitragen, hieß es von ÖAW-Präsident Heinz Faßmann in einer Aussendung.

Archäologie und Biologie gefördert

Martina De Santis will mit ihrer Förderung als Postdoc am Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW eine 3D-Plattform entwickeln, die die Gebärmutter nachahmt, um bestimmte Aspekte der Implantation menschlicher Embryonen zu modellieren. Das soll die Suche nach Wirkstoffen unterstützen, die bei der Familienplanung und Fortpflanzung helfen.

Marjolein Bosch untersucht am Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI) der ÖAW die sozialen, biologischen und ökonomischen Faktoren, die frühe Technologien – von Nähnadeln bis zu Jagdwaffen – während der letzten Eiszeit vor ca. 30.000 bis 12.000 Jahren geprägt haben. Sie interessiert sich dabei vor allem dafür, wie Innovationen zwischen Individuen und Gruppen weitergegeben wurden.

Ann-Katrin Hopp will am Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der ÖAW der Frage nachgehen, welche molekularen Faktoren Einfluss auf die Entstehung und Funktion von Stoffwechselorganen wie Fett- und Muskelgewebe haben und inwieweit etwa Nährstoffe die Differenzierung und Funktion von Fett- und Muskelzellen beeinträchtigen. Damit möchte sie bessere Strategien zur Behandlung von Adipositas entwickeln. (APA, red, 6.10.2022)