Die Umstellung auf Wasserstoff läuft in vielen Bereichen. Das erfordert Geld und birgt neue Risiken.

Foto: Foto: APA / dpa / Nicolas Armer

Bei der Suche nach alternativen Antriebsstoffen spielt Wasserstoff eine große Rolle – vor allem dann, wenn er mit grünem Strom hergestellt wurde. "Mehr als 90 Prozent des derzeit hergestellten Wasserstoffs ist aber noch grau", sagt Vafa Ahmadi, Manager des Fonds "CPR Invest – Hydrogen A2 Eur-ACC" bei Amundi Investments. Hier müsse noch viel getan werden.

Ahmadi ist aber zuversichtlich, dass sich in den kommenden Jahren noch viel tun wird, damit grüner Wasserstoff als ein Teil der Lösung für den Klimawandel salonfähig wird. Denn einerseits sind die Kosten für die Herstellung erneuerbarer Energie in der Zeit von 2015 bis 2020 um 55 Prozent gesunken. Andererseits haben sich auch die Kosten für die Elektrolyse zur Herstellung von Wasserstoff im selben Zeitraum halbiert.

"Die Kostensenkung in diesen Bereichen wird weitergehen, das wird grünen Wasserstoff breiter einsatzfähig machen", sagt der Fondsmanager. Die Kosten für die Herstellung von grünem Wasserstoff sind laut Ahmadi nämlich jetzt schon geringer als jene für die Herstellung von grauem Wasserstoff. Denn die dafür eingesetzte fossile Energie (Erdgas, Kohle) hat sich vor allem durch den Krieg in der Ukraine massiv verteuert.

Weiter Weg

Doch bis grüner Wasserstoff in der Mobilität oder der Industrie als echte Alternative eingesetzt werden kann, wird es dauern. Österreich produziert derzeit nur ein Prozent des Wasserstoffs, der EU-weit gebraucht würde. Zur Einordnung: Aktuell werden in der EU fünf Millionen Tonnen Wasserstoff hergestellt. Im Jahr 2030 sollen es 20 Millionen Tonnen sein. Attraktiv macht Wasserstoff, dass bei der Nutzung keine CO2-Emissionen entstehen. Damit kann Wasserstoff zur Dekarbonisierung vieler Industrien und des Verkehrs beitragen. Die EU hat bereits im Juli 2020 eine Wasserstoffstrategie auf den Weg gebracht. Inhaltlich geht es darum, Wege zu finden, wie das Potenzial von Wasserstoff durch Investitionen, Regulierung, Schaffung von Märkten sowie Forschung und Innovation ausgeschöpft werden kann.

Vor allem im Bereich der Finanzierung sind auch Investoren gefragt. "Für die Transformation hin zu Wasserstoff muss das ganze System umgestellt werden", sagt Ahmadi. Von der Herstellung bis zum Einsatz brauche es auch Lager- und Transportkapazitäten. Und nicht jede Industrieanlage kann einfach auf einen anderen Antriebsstoff umgestellt werden. "Das sind hohe Kosten, die auf die Industrie zukommen", sagt Ahmadi.

Bewußtsein wächst

Das Mindset diesbezüglich ändere sich aber. Unternehmen könnten bei Großinvestoren oft nur noch punkten, wenn sie die Dekarbonisierung wirklich verfolgen und Ziele dabei erreichen. Das steigende Bewusstsein für eine nötige Veränderung und die Finanzierung durch öffentliche und private Investoren hätten laut Ahmadi dem Wasserstoff Antrieb gegeben. Und es zeige sich, dass die Dekarbonisierung auch bei Anlegern ein großes Thema bleibe. Der Wasserstoff-Fonds, den Ahmadi managt, hat seit Fondsstart im November 2021 mehr als 700 Millionen Euro eingesammelt. Der Fonds investiert in Hersteller von Wasserstoff (inklusive Forschung und Entwicklung) ebenso wie in die gesamte Wertschöpfungskette.

Wie schnell eine Transformation gehen kann, wenn Wille und Investment passen, zeigt Japan. Der japanische Konzern Kawasaki Heavy Industries hat im Jänner einen Wasserstofftanker fertiggestellt – es ist das erste Schiff dieser Art. Das 116 Meter lange Schiff kann 75 Tonnen flüssigen Wasserstoff transportieren, der auf minus 253 Grad Celsius heruntergekühlt wird. Damit will Japan künftig Wasserstoff aus Australien importieren.

Neue Risiken

Dass die Industrie im Energieumbruch ist, zeigt sich auch daran, dass Versicherungen sich Gedanken über neue Risiken machen. "Die geplanten Megaprojekte der Wasserstofftechnologie erfordern eine Ausweitung des Risikomanagements", heißt es in einer Analyse von Allianz Global. Potenzielle Gefahren bei der Produktion, der Lagerung und dem Transport von Wasserstoff gehörten proaktiv gemanagt. Dazu zählen Brände, Materialversprödung oder Betriebsunterbrechungen. Versicherer erwarten eine steigende Nachfrage nach Schutz für Wasserstoffprojekte. (Bettina Pfluger, 7.10.2022)