Gerade in Zeiten, in denen die Energiepreise regelrecht explodieren, sind programmierbare Thermostate mehr denn je gefragt.

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Wenig selbst machen müssen und dabei auch noch Geld sparen: Wenn es ums Heizen geht, ist eine Verbindung zum Begriff "smart" schnell gefunden. Programmierbare Thermostate regeln direkt am Heizkörper oder über Smartphone und PC, zu welcher Uhrzeit geheizt werden soll – und, vor allem auch, wann es nicht notwendig ist.

Das verspricht nicht nur eine erhebliche Steigerung des Bedienkomforts, sondern auch geringere Heizkosten. Gerade in Zeiten, in denen die Energiepreise regelrecht explodieren, sind programmierbare Thermostate also mehr denn je gefragt. Aber sind sie wirklich in jedem Anwendungsfall so smart, wie behauptet wird? Wie viel Geld lässt sich einsparen? Und gibt es Alternativen? Grundlegende Fragen und Antworten im Überblick.

Frage: Was unterscheidet programmierbare von herkömmlichen Thermostaten?

Antwort: Mit einem Thermostatkopf am Heizkörper regelt man prinzipiell die Solltemperatur des Raumes. In herkömmlichen Thermostaten befindet dafür sich ein mechanischer Temperaturfühler, der den Ventilstift steuert. Ist die gewünschte Temperatur erreicht, die man zuvor manuell mit dem Drehregler eingestellt hat, verschließt sich das Ventil und es fließt kein Heizwasser mehr nach.

Bei programmierbaren Thermostaten ist der Temperaturfühler im Gegensatz dazu elektrisch. Im Zusammenspiel mit einem integrierten Motor ermöglicht das eine automatisierte Steuerung. Unterstützt der Thermostat eine Funkverbindung, lässt er sich darüber hinaus auch mittels Smartphone, Tablet oder PC steuern.

Der Einsatz von solchen Funkthermostaten macht besonders dann Sinn, wenn das Wohnobjekt über viele Heizkörper verfügt, weil sie dann zentral auf einmal eingestellt werden können. Sind Türen und Fenster zusätzlich mit Kontaktschaltern versehen, können die Thermostate auch entsprechend auf ein Öffnen reagieren, etwa mit einem Drosseln der Temperatur.

Die Heizkostenersparnis mit programmierbaren Thermostaten kann je nach Wohnobjekt variieren. Erhöhter Bedienkomfort ist immer gegeben.
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Frage: Ist der Einsatz in jedem Haushalt sinnvoll?

Antwort: Programmierbare Thermostate sind nicht uneingeschränkt für alle Haushalte zu empfehlen. Das größte Einsparpotenzial besteht bei Altbauten, die in der Regel schlecht gedämmt sind und einen hohen Energieverbrauch haben.

"Relativ wenig einsparen lässt sich beim Neubau nach Wohnbauförderstandard, weil dort alles weitgehend optimiert ist", sagt Andreas Riedmann von Energie Tirol gegenüber dem STANDARD. Dort kämen auch häufig Fußbodenheizungen zum Einsatz, die ohnehin einen selbstregulierenden Effekt haben. Zwar lässt sich damit der Bedienkomfort steigern, die Einsparungen werden aber nicht signifikant ausfallen.

Unabhängig vom Wohnobjekt sollte man sich auch Gedanken zum eigenen Nutzungsverhalten machen. Ein automatisiertes Heizverhalten im Haushalt macht besonders dann Sinn, wenn man zu regelmäßigen Zeiten an- und abwesend ist. Wer zum Beispiel wegen Homeoffice-Regelungen sehr oft oder ständig zuhause ist, der wird zur kalten Jahreszeit ohnehin viel heizen müssen und dürfte somit lediglich vom gesteigerten Komfort profitieren.

Frage: Mit welchen Anschaffungskosten muss man rechnen?

Antwort: Die Preisspanne bei programmierbaren Thermostaten ist hoch, sie variiert je nach Ausführung . Einfache Modelle ohne Funkverbindung beginnen ungefähr bei 30 Euro pro Stück. Hochwertige funkfähige Modelle können schon bis zu 90 Euro und mehr kosten. Hinzu kommt, dass man je nach Wahl des Herstellers auch noch ein Gateway dazurechnen muss, das als Schnittstelle zwischen Thermostat und Endgerät dient und weitere 50 bis 150 Euro kostet. Für Tür- und Fensterkontakte kommen rund 20 Euro pro Stück hinzu.

Eine pauschale Antwort lässt sich auch aufgrund individueller Wohnsituationen schwer treffen. Geht man aber exemplarisch von einem System mit sechs Thermostaten, einem Gateway und drei Fensterkontakten aus, laufen die durchschnittlichen Kosten derzeit auf einen mittleren dreistelligen Eurobetrag hinaus.

Frage: Gibt es Förderungen für die Installation von programmierbaren Thermostaten?

Antwort: Da die Anschaffungskosten vergleichsweise niedrig sind, ist für Privathaushalte keine Förderung vorgesehen. Das liege auch daran, dass die Amortisationszeit bei sachgerechter Nutzung kurz sei, teilt Herbert Greisberger, Geschäftsführer der Energie- und Umweltagentur des Landes Niederösterreich, auf Nachfrage des STANDARD mit.

Frage: Wie viel lässt sich damit einsparen?

Antwort: "Jeder Raum, der in Österreich beheizt wird, ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck", sagt Energieexperte Andreas Riedmann. Es gebe daher auch keine pauschale Antwort, wie viel Energie sich mit programmierbaren Thermostaten einsparen lasse: Heizsystem, Vorlauftemperatur, Dämmung, Sonnenlichteinfall und viele weitere Faktoren spielen dabei einen Rolle.

Projekte, in denen schlechtgedämmte Gebäude auf smarte Heizlösungen umgerüstet worden sind, legen aber nahe, dass man mit einer Energieersparnis von bis zu zehn Prozent rechnen kann. Wer sein individuelles Einsparpotenzial in Euro ermitteln möchte, ist am besten beraten mit den jeweiligen Landesenergieagenturen seines Bundeslandes, die telefonisch oder vor Ort genaue Auskunft erteilen können.

Frage: Wie wartungsintensiv sind programmierbare Thermostate?

Antwort: Die Geräte sollten einmal im Jahr rechtzeitig vor der Heizsaison auf ihre Funktionalität überprüft werden. Dabei sollte man kontrollieren, ob die interne Batterie noch intakt ist, ob das Ventil fest am Heizkörper sitzt und ob die angezeigten Werte auch plausibel sind.

Energieberater Riedmann warnt in diesem Zusammenhang vor einem Fehler, der im Umgang mit programmierbaren Thermostaten zu den häufigsten zählt: "Leistet man sich so ein Device, beschäftigt man sich die ersten Wochen und Monate recht viel damit. Ist dann aber die Batterie leer, verliert man das Interesse, und der Thermostat erfüllt seinen Zweck nicht mehr."

Bedienung und Installation sind in der Regel sehr einfach gestaltet.
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Frage: Ist die Bedienung auch für Leute verständlich, die nicht unbedingt technikaffin sind?

Antwort: Die Bedienung am Thermostat selbst wie auch über App sollte keine Kopfzerbrechen bereiten und ist durchgehend intuitiv gehalten. Viele Hersteller bieten im Internet zudem übersichtliche Videoanleitungen zu ihren Produkten an. Kauft man die Produkte vom Fachbetrieb, kann man sich die Nutzung auch erklären lassen.

Frage: Kann man programmierbare Thermostate selbst montieren?

Antwort: Die Installation ist in der Regel sehr einfach selbst zu bewerkstelligen. Nach dem Lösen einer Überwurfmutter lässt sich der alte Thermostatkopf problemlos gegen den neuen programmierbaren tauschen. Je nach Hersteller kann es vorkommen, dass man davor noch einen beigelegten Adapter anstecken muss. "Im Zweifelsfall aber besser von der Installateurin erledigen lassen – idealerweise gleich mit einem Heizungsservice", rät Energieexperte Riedmann in diesem Zusammenhang.

Frage: Welche Alternativen gibt es?

Antwort: Was den Bedienkomfort von smartem Heizen mit vergleichsweise geringem Aufwand bei der Umrüstung angeht, sind programmierbare Thermostate zwar alternativlos. Sie sind aber nicht die einzige Lösung, mit der man Heizkosten einsparen kann. Für Energieberater Riedmann wäre die richtige Anwendung einfacher Thermostatköpfe in vielen Haushalten schon ein Gewinn: "So unsexy der herkömmliche Thermostatkopf ist, so einfach ist er. Der hat keine Batterien, der funktioniert einfach. Das sind neben der Anschaffung letztlich auch alles Kostenpunkte, man braucht nicht immer die beste und teuerste Lösung."

Ein Thermostat, dessen Gebrauchsanleitung man befolgt, sei der größte Schritt für eine Ersparnis, alles darüber hinaus "gute Zusatzleistung". Auch ein kostengünstiges Hygrometer könne dabei helfen, das richtige Lüftungsverhalten zu timen. So lassen sich die Heizkosten immerhin um einen niedrigen einstelligen Prozentbereich reduzieren. "Es können viele kleine Prozenteinsparungen sein, die dann in Summe doch viel ausmachen", resümiert Riedmann.

Frage: Was ist für Mieterinnen und Mieter vor der Installation zu beachten?

Antwort: Will man programmierbare Thermostate in einer Mietwohnung installieren, empfiehlt es sich zunächst mit dem Heizungsbetreiber in Kontakt zu treten, ob eine Installation überhaupt möglich ist. Aus juristischer Sicht stellt sich aber vor allem die Frage, ob eine Zustimmung von der Vermieterin oder dem Vermieter einzuholen ist. Die ist grundsätzlich dann erforderlich, wenn es sich um wesentliche Änderungen am Mietgegenstand handelt.

"Wenn ein solcher Thermostat ohne Eingriff in die Substanz und leicht rückführbar angebracht werden kann und es keine widersprechende Regelung im Mietvertrag gibt, würde ich die Anbringung generell als unwesentliche Veränderung einstufen, welche dem Vermieter/der Vermieterin nicht angezeigt werden muss", sagt Simona Böhm von der Mietervereinigung Österreichs. Eine Durchsicht des Mietvertrags und eine Abklärung im Einzelfall ist also in jedem Fall zu empfehlen.

Die alten Thermostate sind aber weiterhin aufzubewahren. Sollte man die Wohnung wieder zurückgeben, müssen sie nämlich wieder angebracht werden, um den ursprünglich angemieteten Zustand wiederherstellen zu können. (Benjamin Brandtner, 7.10.2022)