Die Harten im Garten: Franz Fuexe stehen dem Garteln auf ihrem neuen Album eher kritisch gegenüber.

Foto: Jakob Wallner

In seiner 2021 vielbeachteten türkisen Feschisten-Satire Salonfähig widmet der Wiener Autor Elias Hirschl der Band ein ganzes Kapitel. In dem kann die geneigte Kundschaft daheim auf dem sicheren Sofa recht lebensnah miterleben, wie das so zugeht auf einem Konzert von Franz Fuexe. Nicht nur auf der Bühne fliegen im Genre unverheirateter junger Männer mit zu Leerlaufhandlungen neigendem Triebstau die Fetzen.

Immerhin handelt es sich bei dem im Dialekt brüllenden Quartett aus dem Mostviertel um eine "pseudolinksradikale Satire-Punk-Band". Die eckt in bester Punk-Tradition schon allein mit ihrem geschmacklosen Namen bei der breiten Masse an. Dazu kommen Lieder wie Every-body Linksextrem oder Nihilismus 0.0 und Songzeilen wie "Du depperte Sau!", "Helene Fischer – linksextrem! Der Verfassungsgerichtshof ist linksextrem!" oder "Politisch korrekt, einfach perfekt, so nennt man das, wenn ein Nazi verreckt!". Das Konzert kulminiert in der schönen Beobachtung eines Romanprotagonisten: "Ich meine, wie fühlt man sich, wenn man erstochen wird, aber nicht an Messer glaubt?"

honigdachs

Das ist natürlich starker Tobak. Franz Fuexe reißen beim Rauchen vorher den Filter von den Zigaretten. Und Elias Hirschl ist ein guter Junge. Er darf dank dieser literarischen Trauerarbeit anlässlich eines Wien-Konzerts von Franz Fuexe in einem Grindlokal in Gürtelnähe das Geleitwort zum neuen selbstbetitelten Album Franz Fuexe schreiben.

Die Stücke auf dieser vierten beim Label Honigdachs erschienenen Studioarbeit wurden, so wie schon jene von >Musik aus dem Jahr 2019, von Bilderbuch-Produzent Zebo Adam am Mischpult betreut. Erstmals konnte jetzt die live auch technisch entgegen allen dumpfen Punk-Klischees perfekt, rasant und rattenscharf inszenierte Frontalattacke der Franz Fuexe im Studio ohne Gegenwehr des Publikums adäquat umgesetzt werden. Kurz gesagt, die Faust passt auf das Auge.

Immer auf die Zwölf

Thematisch hat sich der auch für Mavi Phoenix tätige Bassist Jürgen Schallauer als Kopf der Fuexe für Sänger Mil Pesos schöne neue Lieder in Ich-Form ausgedacht und thematisch das Schmähführen etwas über die Randale hinaus Richtung allgemeine Gesellschaftskritik erweitert. Es gibt ein schönes, selbstverständlich etwas billig angelegtes Lied über einen Bobo im Wiener Hipsterbezirk Neubau: "I bin a Selfmade Man, a richtiger Hallodri / ka Sandler, ka Druffi, ka Hippie, ka Studi / I hob no nie verloren und trotzdem gwinn i immer / I hob a Pin-up Poster vo da Thatcher im Zimmer."

Der Problembär Verbrennungsmotor wird in Moto GP verhandelt. Wunderschön auch das mit einem schleppenden Gitarrenintro der US-Metal-Wüteriche Slayer behübschte Garten = Leben: "Wanns ned boid regnet, dann kippt mei Teich." Das zwänglerische Garteln rund um das Haus herum wird in einem dazugehörigen Videoclip veranschaulicht. Heutzutage hört man ja Musik immer auch mit den Augen. Panik und Scheiß auf de Leit rennen schließlich mit ihrer Klage über die Angst der Menschen vor der Angst offene Türen bei Leuten ein, die sich vom Installateur die Toilettenanlage ausbauen lassen, weil sie beschließen, sich dort künftig nicht mehr erleichtern zu wollen.

Triggerwarnung: Bei Franz Fuexe kommen viele schlimme Wörter vor, live bei der Präsentation des Albums anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Band wird man davon aber akustisch nur wenig verstehen. Franz Fuexe gehen auf die Zwölf. Dem Sänger sollte man beim Konzert übrigens lieber nicht in die Augen schauen. Das macht ihn nur unnötig aggressiv. Es reicht ja schon, wenn er dich sieht. (Christian Schachinger, 6.10.2022)