Gerald Grosz postet beinahe im Stundentakt neuen Content.

Gerald Grosz ist nach seiner Karriere bei FPÖ und BZÖ politischer Freelancer und professioneller Duellant im Boulevard-TV geworden. Dort hatte er beim Sich-gegenseitig-Beflegeln mit Sparringspartner Sebastian Bohrn Mena die markigen Sprüche trainieren können, mit denen er sich um das Amt des Bundespräsidenten bewirbt. Zeit hat er ja jetzt, wo die gemeinsame Tournee auf 2023 verschoben werden musste.

Im Netz ist Grosz eine Macht und hat ebendort mit seinem bierseligen "Zipfel eine, Zipfel auße"-Video einen intellektuell frag-, aber denkwürdigen Moment in diesem Wahlkampf geschaffen. Das Kokettieren mit der Kasperl-Rolle und das Trommeln klassischer rechtspopulistischer Inhalte scheint bei Herr und Frau Österreicher gut anzukommen: Auf Facebook darf sich der Steirer über 307.000 Follower freuen – und ist damit Amtsinhaber Alexander Van der Bellen mit dessen 337.000 auf den Fersen. Das dürfte auch an der atemberaubenden Geschwindigkeit liegen, in der Grosz Postings abfeuert – zehn Beiträge pro Tag sind keine Seltenheit. Originell ist der Content nicht immer: Da werden die üblichen Wahl-Sujets weiterverbreitet oder alte Clips von oe24.tv recycelt, und auch der eine oder andere Hund will geherzt werden – so fordert es das ungeschriebene Wahlkampf-Gesetz.

Zwischen Schmäh und Verschwörung

Auffallen um jeden Preis ist bei Grosz Programm, und scrollt man durch seine Timeline, wird klar: Der 45-Jährige hat noch selten eine Interviewanfrage abgelehnt, gibt selbst auf Youtube-Kanälen mit mittelprächtiger Reichweite ausführliche Interviews und scheut auch nicht davor zurück, bei dem Verschwörungssender Auf1 auf Sendung zu gehen. Gerade unter den Inhalten vom rechten Rand wird es auch im Kommentarbereich ungustiös – mit den üblichen Verschwörungserzählungen bezüglich Untergrund-Kinderschänder über Corona-Diktatur bis Putin-Verständnis ist das gesamte Programm dabei.

Auf Instagram dürfen Grosz seine 48.000 Follower beim Tortenessen zuschauen, ihm beim Tanken beiwohnen oder Vorträge von der Berghütte hören – das kann der Medienprofi, egal was man von den Inhalten halten mag. Natürlich kommt der Kasperl-Content auch nicht zu kurz, und der Zipfel-Humor darf auch auf Instagram gedeihen.

Ein Heimspiel feiert Grosz auf Tiktok: Mit rund 115.000 Followern hat der Deutschlandsberger hier mehr als doppelt so viele Fans wie Amtsinhaber Van der Bellen und Rockmusiker und Arzt Dominik Wlazny. Der Inhalt gleicht jenem von Instagram, und Grosz gibt sich gerne nahbar: Er lädt seine Unterstützer zum Feiern in die Lugner-City ein. Das meistgesehene Video auch hier, erraten, eine Abwandlung des Zipfel-Liedes. (red, 6.10.2022)