Auch Schutzimpfungen werden im Mutter-Kind-Pass verzeichnet.

Foto: imago /Westend61/Mareen Fischinger

Linz/Wien – Während sich die Verhandlungen für eine Reform des Mutter-Kind-Passes in der Endphase befinden, erhöhen die Ärztekammern den Druck. Wien, Niederösterreich und Steiermark hätten bereits den Ausstieg mit Ende März 2023 beschlossen, in den Kammern in Oberösterreich und Kärnten liefen die Vorbereitungen, hieß es am Donnerstag. Weit optimistischer zeigte man sich im Gesundheitsministerium. Gegenüber der APA rechnete man dort mit einem baldigen Ende der Reformgespräche.

Auf Ärztekammerseite nannte der Fachgruppenvertreter für Frauenheilkunde und Geburtshilfe in Oberösterreich und Bundes-Fachgruppenobmann Thomas Fiedler das gestiegene Volumen an Leistungen sowie eine fehlende Valorisierung der Honorare in den vergangenen 28 Jahren als Grund für den Ärger der Ärzte. Auch wenn die Mutter-Kind-Pass-Untersuchung in Österreich "eine Erfolgsgeschichte" sei, müssten endlich die Rahmenbedingungen an das Heute angepasst werden. So sei es beim ursprünglichen Honorar von 18,02 Euro geblieben, obwohl sich die Vorsorgeleistungen seit 1994 deutlich erhöht hätten.

Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung

"Wir stellen jetzt auf scharf", formulierte Fiedler die Gangart von den einzelnen Länderkammern. Mit neun Ministerinnen und Ministern habe er in der Vergangenheit Gespräche geführt. Auch wenn er zum Teil auf offene Ohren gestoßen sei, sei in der Sache nichts weitergegangen, so der Bundes-Fachgruppenobmann. Daher entschieden sich bereits drei Länderkammern zur Aufkündigung. Mediziner würden die im Pass angeführten Untersuchungen dann nicht mehr als Kassenleistung anbieten.

Sollte jetzt "nicht Bewegung" in diese Angelegenheit kommen, rechnet Fiedler damit, dass Oberösterreich spätestens Ende des Jahres auch den Beschluss zum Ausstieg treffen werde. Auch Kärnten plane dies.

Niederösterreichs Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig unterstützt laut einer Aussendung die Ärztekammer-Forderung nach einer Attraktivierung von Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen. Es handle sich um eine große Errungenschaft, die es "an den Fortschritt der Zeit anzupassen" gelte, so die SPÖ-Politikerin.

Im Gesundheitsministerium zeigte man sich in einer schriftlichen Reaktion um Beruhigung bemüht. "Die umfassende Reform des Mutter-Kind-Passes ist uns ein zentrales Anliegen und befindet sich bereits im Finale. Sie umfasst sowohl die fachliche Weiterentwicklung als auch die Digitalisierung des Mutter-Kind-Passes", hieß es darin: "Wir befinden uns dazu in einem engen Austausch, es gab alleine während der letzten Tage auch mehrere Gespräche mit der Ärztekammer. Mit einem Ergebnis ist zeitnah zu rechnen." (APA, 6.10.2022)