Wladimir Putin ehrte Ramsan Kadyrow. Dieser verehrt Putin – jedenfalls öffentlich –, kritisierte zuletzt aber die seiner Ansicht nach zu lasche Kriegsführung in der Ukraine.

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Es sagt viel über einen Staat aus, wenn Menschen wie Ramsan Kadyrow, Chef der Teilrepublik Tschetschenien, in der staatlichen Hierarchie aufsteigen.

Dass der russische Präsident Wladimir Putin seinen brutalsten Schergen zum Generaloberst ernennt, kann man getrost als Ohrfeige für die russischen Militärs bezeichnen. Aber "Putins Bluthund", der mit seinen Kadyrowzy in der Ukraine an vorderster Front wütet, muss bei Laune gehalten werden. Das erklärt auch, warum der brutale Schlächter seit Monaten die Armee, Generäle und das Verteidigungsministerium scharf kritisieren kann, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Ob ihn eine Beförderung tatsächlich ruhigstellt, bleibt abzuwarten. Immerhin spielt Kadyrow das Spiel mit und versicherte am Donnerstag Putin seine Solidarität und "unglaubliche Dankbarkeit" auf Telegram. 1,5 Millionen folgen ihm auf diesem Kanal. Kurz vorher hatte Kadyrow medienwirksam erklärt, dass er drei seiner 14 Kinder im Alter von 14, 15 und 16 Jahren an die ukrainische Front schicken werde.

Einst ein Gegner Russlands

Bisher galt die Solidarität des totalitären Tschetschenenführers vor allem sich selbst, seinem Bankkonto und vielleicht noch seinem 2004 ermordeten Vater Ahmat, dessen Nachfolger er als Präsident der nordkaukasischen Republik wurde. Im ersten Tschetschenienkrieg Mitte der 1990er hatten Vater und Sohn Kadyrow noch gegen russische Einheiten gekämpft. Im zweiten Tschetschenienkrieg wechselten sie die Seiten, zu dieser Zeit begann auch der Aufstieg Ramsans.

Seit 2007 regiert der 46-Jährige die einst so aufmüpfige Region mit eiserner Faust und von Putins Gnaden. Dem Anhänger eines sunnitischen Sufismus werden Folter, Entführungen und Morde vorgeworfen. Homosexuelle würden verfolgt und in spezielle Gefängnisse gesperrt.

Während Kadyrow und seine Leute sein Volk drangsalieren, führt er mit vorgeblich 60.000 Euro Jahresverdienst ein Luxusleben, sammelt Uhren und Autos, bewohnt einer Residenz mit hauseigener Moschee und besitzt 102 Pferde. Das Geld dafür kommt mutmaßlich auch aus der Achmat-Kadyrow-Stiftung, geleitet von Kadyrows Mutter. Seine beiden Frauen besitzen angeblich Immobilien im Wert von mindestens acht Millionen US-Dollar.

Der dritthöchste Dienstgrad der Kreml-Armee schmeichelt Kadyrows Ego und macht gleichzeitig einmal mehr deutlich, wie schmutzig Putins Krieg ist. (Manuela Honsig-Erlenburg, 6.10.2022)