Foto: Goran Stanzl/PIXSELL via www.imago-images.de

Metas "Horizon Worlds" soll das Aushängeschild des Metaverse werden, leidet aber unter massiven Qualitätsproblemen, sodass sogar die eigenen Entwickler sie nicht benutzen wollen, wie aus internen Memos hervorgeht, die "The Verge" vorliegen.

In einer Nachricht vom 15. September verordnet Vishal Shah, der leitende Metaverse-Manager, dem Entwicklerteam für den Rest des Jahres einen "Qualitäts-Lockdown". Bis dahin sollen Programmfehler, Qualitätslücken und Leistungsprobleme behoben sein. Darüber hinaus wird die App nicht mehr für neue Nutzer geöffnet sein.

Die App soll Metas virtuelle Welt werden, in der die Avatare der Nutzenden miteinander agieren können. Später soll daraus das Metaverse entstehen – ein Ziel, das für Meta-Chef Mark Zuckerberg über allem steht. Das Unternehmen pumpt jährlich Milliarden in die Vision des Firmengründers. Die Multiplayer-Plattform wurde im Dezember letzten Jahres für Metas Quest-Headset veröffentlicht und verzeichnete anfangs 300.000 Nutzende. Auch eine Web- und Desktopversion sind geplant, auch wenn Vishals Memos darauf hindeuten, dass der Webstart verschoben werden dürfte.

Zweifel an der "Magie" von "Horizon Worlds"

Vishal hält die Idee hinter "Horizon Worlds" – ein virtuelles soziales Netzwerk – weiterhin für stark, aber das aktuelle Feedback von Entwickelnden, Benutzenden und Testenden sei in seiner Gesamtheit nicht tolerierbar. So machen Stabilitätsprobleme und Bugs den Testenden unmöglich, die "Magie von Horizon" zu erleben.

"Horizon Worlds" ist seit dem Test-Launch in den Negativschlagzeilen. Jüngst sorgte die Grafikqualität für Spott, als Mark Zuckerberg den Start der App in Frankreich und Spanien ankündigte und ein Bild veröffentlichte, das kaum den technischen Standards entspricht. Zuckerberg ruderte zurück und veröffentlichte schnell noch Screenshots eines fortschrittlicheren Avatars, aber der Schaden war angerichtet. Das Unternehmen hat angekündigt, bei der Connect-Konferenz am 11. Oktober umfassende grafische Updates zu präsentieren.

App wird von eigenem Team kaum benutzt

Ein zentrales Problem bei der Entwicklung der App dürfte laut Shah sein, dass die eigenen Entwicklerinnen und Entwickler die VR-Umgebung aufgrund der Probleme kaum nutzen. "Wenn wir Horizon nicht lieben, wie können wir erwarten, dass die Benutzer es lieben?", fragt Shah laut dem Bericht. In einem weiteren Memo vom 30. September beschwert sich Schah erneut, dass die Nutzung von "Horizon Worlds" firmenintern nicht zugenommen habe. Jeder Mitarbeiter ist nun verpflichtet, einmal pro Woche in die VR-Umgebung einzutauchen. Dennoch musste Shah eingestehen, dass die Onboarding-Erfahrung der App verwirrend und frustrierend sei. Dem Team warf der Manager vor, nicht flexibel genug zu arbeiten. "Wir arbeiten an einem Produkt, das nicht für den Markt geeignet ist", erklärt Shah weiter.

Eine Meta-Sprecherin erklärte gegenüber "The Verge", das Unternehmen sei "zuversichtlich, dass das Metaversum die Zukunft des Computing ist und dass es um Menschen herum gebaut werden sollte". Sie sagte, das Unternehmen "nehme ständig Qualitätsverbesserungen vor und reagiere auf das Feedback der Entwickler-Community. Dies ist eine mehrjährige Reise, und wir werden das, was wir bauen, immer besser machen." (pez, 7.10.2022)