Alexander Van der Bellen will Präsident bleiben.

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Wien – Vor der Bundespräsidentenwahl am Sonntag haben die Hofburg-Bewerber am Freitag noch einmal ihre Unterstützer zusammengetrommelt, um für sich Stimmung zu machen. Amtsinhaber Alexander Van Bellen bekräftigte vor zahlreicher Politprominenz, dass sein erwarteter Sieg "ka g'mahte Wies'n" sei, und bat darum, auch wirklich wählen zu gehen. Ein paar Kilometer entfernt am Favoritner Viktor-Adler-Markt teilte unterdessen FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz kräftig gegen Van der Bellen aus.

Voll und bunt ging es bei Van der Bellens Wahlkampfabschluss im Marx-Palast in Wien zu, waren doch Promis fast aller Parteien gekommen, um den Bundespräsidenten und Ex-Grünen-Chef zu unterstützen.

Zahlreiche Gäste beim Wahlkampfabschluss des amtierenden Bundespräsidenten.
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Vizekanzler Werner Kogler und die Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer waren ebenso da wie SPÖ-Obfrau Pamela Rendi-Wagner, Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger, Ex-ÖVP-Ministerin Maria Rauch-Kallat, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und dessen Amtsvorgänger Michael Häupl (der mit Ausnahme Van der Bellens selbst mit dem meisten Applaus bedacht wurde).

Rosenkranz-Kundgebung schlecht besucht

Für freiheitliche Verhältnisse schon fast im intimen Rahmen hat der blaue Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz seinen Wahlkampf abgeschlossen. Zwar hatte sich die Partei ein weiteres Mal den Viktor-Adler-Markt im Arbeiterviertel Wien-Favoriten als Schauplatz auserkoren. Eingefunden hatten sich Freitagnachmittag aber lediglich ein paar Hundert Fans. Der Stimmung tat dies keinen Abbruch, teilte Rosenkranz doch gegen Amtsinhaber Alexander Van der Bellen aus.

Rosenkranz-Fans in Wien-Favoriten.
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Rosenkranz hatte sich gleich zu Beginn der Veranstaltung unter die Fans gemischt, die – wie ebenfalls üblich – von der John Otti Band in Stimmung gebracht wurden. Selbst ein Foto mit Van der Bellen, der neben der Bühne zumindest auf einem Plakat anwesend war, nahm er gut gelaunt in Kauf. Danach nahm er noch auf einem blauen Wahlkampf-Quad Platz, musste die Gemüter unzufriedener Passanten abkühlen und streichelte Hunde.

Grosz-Auftritt am Vormittag

Bereits am Vormittag hatte einer der Konkurrenten aus dem rechten Lager, der frühere FPÖ- bzw. BZÖ-Politiker Gerald Grosz, auf dem Platz vor der Präsidentschaftskanzlei seine Abschluss-Pressekonferenz gehalten. "Unser Land steht am Sonntag vor einem Scheideweg", meinte Grosz, der einmal mehr betonte, dass er dem "Establishment" einen "Denkzettel" verpassen wolle.

Gerald Grosz auf dem Ballhausplatz.
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Ein konkretes Wahlziel nannte er nicht. "Wir starten bei null, in diesem Sinne ist jede Stimme ein Riesenerfolg für mich." Es sei jedoch sein Bestreben, Van der Bellen in eine Stichwahl zu zwingen. Grosz schwärmte von der "romantischen Vorstellung", dass er demnächst mit dem Präsidenten in eine Diskussionsrunde gehen könnte.

Scherzchen bot auch Bierpartei-Chef Dominik Wlazny, der seine Anhänger am Nachmittag auf dem Stephansplatz mit Rockmusik und einer kurzen, launigen Rede zu mobilisieren versuchte. Wlazny wandte sich von der Laderampe eines Klein-Lkws an sein vorwiegend junges Publikum von mehreren Hundert Leuten. In den "gefühlt 500.000 Medienterminen", die er absolvieren musste, sei die Frage seiner Motivation zu kurz gekommen, fand Wlazny.

Dominik Wlazny auf dem Stephansplatz.
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Er sei nach seiner zerrissenen Hose und seinem Nasenring gefragt worden. "Ich wurde auch gefragt, warum ich nicht mit einem Bier da sitze, was ich mir manchmal gewünscht hätte", witzelte er. Seine Motivation sei die Notwendigkeit von Veränderung. "Ich weiß, dass man sich nicht wie ein Depp aufführen sollte, wenn ein Staatsgast kommt. (...) Das würde von den anderen Kandidaten nicht jeder schaffen."

Staudinger lud nach Schrems

In heimatlichen Gefilden beging Schuhproduzent Heinrich Staudinger sein Wahlfinale, er lud am späten Nachmittag in den "Gastro-Corner" seiner Möbelhalle in Schrems (Niederösterreich).

Wahlkampffinale in Schrems.
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Rechtsanwalt und Ex-"Krone"-Kolumnist Tassilo Wallentin absolviert erst am Samstag seinen finalen Wahlkampf-Auftritt beim Oktoberfest in der Wiener Lugner-City. Keinen eigenen Schlussauftritt geplant hat MFG-Chef Michael Brunner. (red, APA, 7.10.2022)