Wolfgang Fellner und Bianca Speck Sonntagvormittag auf oe24.tv. Mittags übernahm Niki Fellner, abends ist dann wieder Wofe dran.

Foto: Screenshot Oe24 TV

Das Motto des Tages, jedenfalls des langen Tages auf oe24.tv der Familie Fellner zum Bundespräsidentschaftswahlkampf, fand der Außenreporter in der Wiener City schon sehr früh: "Weiter hartes Warten" sei jetzt angesagt – in seinem Fall vor dem Wahllokal Renngasse auf Präsidentschaftskandidat Tassilo Wallentin.

Der Mann wusste, wovon er spricht: Das Fellner-Fernsehen hatte schon angekündigt, am Sonntag 16 Stunden zur Bundespräsidentenwahl zu senden.

"Spannung"

Das Tagesmotto aus der Wiener Renngasse stand in zartem Widerspruch zur Parole, die Wolfgang Fellner und seine Co-Moderatorin Bianca Speck mit beeindruckend beharrlichem Dauergrinsen ab sieben Uhr Früh ohne Unterlass wiederholten: "Spannung" – oder auch: "Es wird wirklich spannend".

Zu diesem Aviso mochte das Gezeigte nicht wirklich passen. Da meldet sich der Außenreporter aus den noch ein bisschen wolkenverhangenen Weinbergen, das Wochenendhaus von Gerald Grosz soll nicht weit sein. Aber er wird den Sender erst später vorlassen, und in Sichtweite des originell gekleideten Reporters war Grosz' Datsche halt noch nicht. Dabei hatte Wolfgang Fellner schon ganz gespannt gefragt, ob der Reporter nicht zeigen kann, wie der "Oe24"-Dauergast da wohnt in der Südsteiermark.

"Keine Überlegungen" in der Renngasse

Aus dem Gespräch mit einem Floridsdorfer Frühwähler destilliert Wolfgang Fellner auf eins, zwei den Trend des Wiener Arbeiterbezirks zu Walter Rosenkranz von der FPÖ, womöglich ja sogar schon zu einer Stichwahl gegen den blauen Kandidaten.

Da ist auch schon Tassilo Wallentin mit Dackeldame Mathilde Wilhelmine Auguste, das harte Warten hat sich insofern schon gelohnt, auch wenn der langjährige "Krone"-Kolumnist sich nicht festlegen will, ob er nach der Wahl auch wieder kolumnieren wird. "Keine Überlegungen" hat er dazu angestellt, und nur Missliebige könnten an dieser Stelle sagen, das wäre kein Widerspruch zum Weitermachen.

"Es wird spannend" – jetzt der Werbeblock

Wolfgang Fellner würde sowas natürlich nicht sagen – höchstens über einen ganz anderen, ein gutes Stück älteren "Krone"-Kolumnisten, mit dem er schon manche Sträuße in Kolumnen und vor Gericht ausgefochten hat (pst, wir meinen: "Krone"-Briefeschreiber Michael Jeannée). Wolfgang Fellner findet an Wallentin "sehr sympathisch", dass der nach der Wahl das Grab seines – also Wallentins – Vaters besucht.

Aber Obacht, schon sagt Wolfgang Fellner: "Es wird spannend", und er wird auch gleich sagen, warum: Erst kommt eine Werbepause. Und dann berichtet das Fellner-Fernsehen wirklich 16 Stunden durch über die Präsidentenwahl. Logisch, dass man dafür Spannung braucht.

Apnoe-Ansage in Krems

Der Außenreporter in Krems vor jenem Wahllokal, in dem bald Walter Rosenkranz von der FPÖ seine Stimme abgeben wird, braucht keine Spannung zu beschwören, er lebt sie: Minutenlang spricht er frei von Ähs und Öhs, aber auch frei von Punkt, Komma oder gar dem bei Fellners besonders beliebten Rufzeichen und scheinbar ganz ohne Luftholen über Walter Rosenkranz, dessen Gitarrestudium, seine schlagende Verbindung Libertas, seine Obmannschaft bei den freiheitlichen Studenten, seine ruhige Art im Kontrast zu Parteichef Herbert Kickl und wie diese in der Partei geschätzt wird, die Fahnenfarben der Libertas, Schwarz-Rot-Gold, wie die deutsche Fahne, und den doch "stolzen Österreicher", "stolzen Niederösterreicher" und "stolzen Kremser".

Nach der beeindruckenden Apnoe-Performance, die wir an dieser Stelle für das Guiness-Buch der Rekorde nominieren wollen, wird es gleich wieder "spannend". Und das noch lange.

Weiter hartes Warten. (Harald Fidler, 9.10.2022)

Epilog: Kurz nach 17 Uhr schien schon sehr klar, dass Alexander Van der Bellen keine Stichwahl für eine Wiederwahl braucht. TV-Chefredakteur Matthias Schrom sagt um 17.39 im ORF, er hat schon spannendere Wahlkämpfe gesehen. Und spannendere Wahlabende.

  • Update 10.10.2022: Das harte Warten und die Spannung haben sich aus Wolfgang Fellners Sicht gelohnt. Die Mediengruppe Österreich am Montag über die Quoten vom Wahltag: Von 11 bis 16 Uhr sei Oe24.tv mit 8,1 Prozent Marktanteil beim Publikum unter 50 meistgesehener Sender des Landes gewesen. Von 16 bis 20 Uhr sei man in dieser Zielgruppe meistgesehener Privatsender gewesen. 492.000 Menschen (Gesamtpublikum) haben laut Teletest zumindest eine Sekunde der 16 Stunden Wahlberichterstattung auf Oe24.tv gesehen.