Rapid (rechts Jonas Auer gegen Matthias Braunöder) stemmte sich vergebens gegen eine Niederlage, die sich früh angekündigt hatte.

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Aufgeheizte Stimmung in Hütteldorf.

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Defensiv ließ die Austria kaum etwas anbrennen.

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Also setzten sich die Violetten verdientermaßen gegen die Grünen durch.

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Das 337. Wiener Fußball-Derby ist Geschichte, es bescherte der Wiener Austria einen 2:1-Sieg bei Rapid. Eine Serie ist gerissen, eine andere wurde prolongiert. Der Klassiker war zuletzt im Begriff, eine weitere, eigene Gesetzmäßigkeit zu entwickeln, zu schreiben. Eigen im Sinne von eigenartig, denn die jüngsten sieben Aufeinandertreffen endeten allesamt Unentschieden, Rapid und die Austria wollten offenbar nicht mehr gewinnen beziehungsweise verlieren. In der Vorsaison gab es vier 1:1.

Stadion ausverkauft

Das Allianz-Stadion war am Sonntagnachmittag mit 26.000 Zuschauern ausverkauft. Rapid hatte vor, in dieser hitzigen Atmosphäre eine bittere Serie endlich zum Reißen zu bringen. Denn in dieser relativ neuen Heimstätte (Eröffnung im Juni 2016) haben die Grünen die Violetten noch nie bezwungen, sechs Remis, drei Niederlagen. Nun sind es vier. Dabei standen die Vorzeichen ganz gut, der Gast war müde (zumindest theoretisch) und nicht angefüllt mit Selbstvertrauen, auf ein 0:3 gegen Sturm Graz folgte am Donnerstag ein 0:5 in der Conference League gegen Villarreal. Die Spanier hatten ungeahnte Grenzen aufgezeigt, die Chancenlosigkeit der Austria war fast brillant.

Trainer Manfred Schmid hatte deshalb beschlossen, das Derby in eine Art Therapiesitzung umzuwidmen. "Da kommt Rapid vielleicht gerade recht, um wieder aufzustehen. Das kann Energien freisetzen. Ich glaub nicht, dass die Mannschaft gebrochen ist."

Baustellen in Hütteldorf

Apropos Therapie: Rapid ist ein Dauerpatient, hinter den Kulissen wird gestritten, ein Präsident (Präsidentin ist auszuschließen) und ein Wirtschaftsgeschäftsführer werden dringend gesucht. Auf dem Feld hat sich die Lage etwas beruhigt, Trainer Ferdinand Feldhofer konnte nach dem 1:1 in Salzburg und dem 5:0 in Tirol durchatmen. Er erklärte das Derby "zum Highlight".

4. Minute, Feldhofer verfällt, ist am Tiefpunkt: Missglückter Abschlag von Tormann Niklas Hedl, die Austria schaltet schnell um, Doppelpass Muharem Huskovic mit Andreas Gruber, Zweitgenannter leitet den Ball per Kopf weiter, Erstgenannter macht souverän das 0:1, Rapids Abwehr ist eine Karikatur, Schmid jubelt.

14. Minute: Ferdy Drujjf vergibt einen Hochkaräter zum Ausgleich, Keeper Christian Früchtl reagiert großartig. Die Austria war allerdings spielerisch besser (Matthias Braunöder!), ballsicherer, dynamischer. Rapid stand daneben, war nur dabei, nicht mittendrin. 16. Minute: Dominik Fitz wird im Strafraum von Martin Koscelnik gelegt, der Gefoulte selbst verwertet den Elfer zum 0:2. Die Austria blieb infolge ungefährdet, Gruber hätte sogar nachlegen können (42.). Die Halbzeitführung war absolut verdient, Rapid überzeugte lediglich durch Plan- und Hilflosigkeit.

Kein Elfer für Rapid

Nach der Pause versuchten es die Zurückliegenden zumindest. Feldhofer brachte Patrick Greil, Max Hofmann und Thorsten Schick, sanfter Druck wurde aufgebaut, die Gefahr blieb aber doch begrenzt. Dominanz schießt keine Tore. 67. Minute: Zweikampf zwischen Lucas Galvao und Bernhard Zimmermann im Strafraum, der Rapidler fällt, Schiedsrichter Manuel Schüttengraber zeigt energisch auf den Elfmeterpunkt. Der Videoreferee VAR greift ein, korrigiert die Entscheidung, den klaren Irrtum.

Die Austria war trotz schwindender Kräfte abgeklärt. Bis zur 91. Minute: Der eingewechselte Ante Bajic verkürzt auf 1:2. Rapid hatte noch fünf Minuten Zeit, auszugleichen. Der Druck war nicht nur sanft, sondern heftig, es blieb aber bei der verdienten Niederlage. Sieger Fitz sagte: "Es gibt nichts Schöneres als einen Derby-Sieg." Verlierer Hofmann fand die Leistung speziell vor der Pause "unerklärlich": "Wir haben uns so viel vorgenommen, hatten keine Ruhe am Ball." Schmid lobte "die große Mentalität". Kollege Feldhofer bleibt angezählt. "Wir wurden beinhart bestraft für unsere Fehler." (Christian Hackl, 9.10.2022)

Bundesliga (11. Runde):

SK Rapid Wien – FK Austria Wien 1:2 (0:2). Wien, Allianz Stadion, 26.000 (ausverkauft), SR Schüttengruber.

Tore:
0:1 ( 4.) Huskovic
0:2 (17.) Fitz (Elfmeter)
1:2 (91.) Bajic

Rapid: N. Hedl – Koscelnik (63. Schick), Querfeld, Sollbauer (46. Hofmann), Auer – Pejic (46. Greil), Kerschbaum (78. Knasmüllner) – Zimmermann (84. Bajic), Burgstaller, Grüll – Druijf

Austria: Früchtl – Ranftl, Mühl (72. Meisl), Galvao, Martins – Braunöder, Fischer – Gruber (59. Polster), Fitz, Jukic (84. Teigl) – Huskovic (84. Tabakovic)

Gelbe Karten: Keine bzw. Ranftl, Galvao, Mühl, Früchtl