Erstwählerin bei der Stimmabgabe in Wien: In ein paar Gemeinden in Tirol, Kärnten und der Steiermark lag Van der Bellen mit Rosenkranz zum Teil gleichauf.

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Heimat zieht. Für Amtsinhaber Alexander Van der Bellen hat sich dieser Slogan am Ende des Wahltags für das höchste Amt im Staat bestätigt. Das im Wahlkampf prominente Schwerpunktthema Heimat führte ihn laut Hochrechnung inklusive Briefwahlstimmen zu einer absoluten Mehrheit. Und mehr noch, der bisherige und künftige Bundespräsident punktete auch genau dort, wo er seine Heimat innerhalb Österreichs verortet: In Tirol und hier wiederum in Kaunertal, wo er den Großteil seiner Kindheit verbracht hat.

Weniger eindeutig ist dieser Zusammenhang im Fall seines stimmenstärksten Herausforderers, dem FPÖ-Kandidaten Walter Rosenkranz. Zwar schaffte er in seiner Wohngemeinde Krems an der Donau in Niederösterreich 24 Prozent – also deutlich mehr als bundesweit. Die besten Ergebnisse konnte er jedoch im Süden Österreichs einfahren. In Kärnten sowie in einzelnen steirischen Gemeinden überflügelte er Van der Bellen gar.

Van der Bellen schafft in Kaunertal knapp 90 Prozent

Kaunertal ist für Van der Bellen eine Bank. Dort erreichte er noch ohne Briefwahlstimmen den österreichweiten Top-Wert von 88,3 Prozent. Von 274 abgegebenen Stimmen in der kleinen Gemeinde entfielen gleich 241 auf ihn, die sechs weiteren Kandidaten kamen zusammengerechnet auf 32 Stimmen. Auch beim ersten Wahlgang der Bundespräsidentschaftswahl 2016 fuhr Van der Bellen in Kaunertal sein bestes Ergebnis ein. Damals schaffte er hier exakt 60 Prozent.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen beim Wandern im Kaunertal.
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Auch die weiteren Top-Resultate für Van der Bellen stammen aus Gemeinden im Westen: in Lech am Arlberg fuhr Van der Bellen 83 Prozent ein, in Jungholz waren es 81,6 Prozent, in Damüls 80,7.

2016 hatte Van der Bellen auch in Wiener Bezirken innerhalb des Gürtels herausragende Werte eingefahren: Hinter dem Kaunertal landeten damals die Wiener Bezirke Neubau, Mariahilf, Josefstadt und Alsergrund in der Top-5-Liste für den damals noch ausgewiesenen grünen Kandidaten.

Am schlechtesten schnitt Van der Bellen in Stall im Kärntner Drautal ab, dort erreichte der Titelverteidiger nur 21 Prozent. Unter 25 Prozent blieb Van der Bellen auch noch in St. Urban, ebenfalls in Kärnten, sowie im Tiroler Spiss.

Am anderen Ende der Ergebnisliste war für Van der Bellen vor sechs Jahren das Ergebnis in Namlos gestanden: In dem kleinen Ort im Tiroler Bezirk Reutte votierte im ersten Wahlgang kein einziger der damals 68 Wahlberechtigten für den Grünen. Null Stimmen gab es für Van der Bellen sonst nirgends. 2022 war dann in Namlos alles anders, Van der Bellen erreichte 18 Stimmen und damit 64 Prozent und die Absolute.

Absolute für Rosenkranz im Tiroler Ort Spiss

Wäre das Ergebnis der sonntäglichen Bundespräsidentschaftswahl in ganz Österreich so wie im Tiroler Ort Spiss – Walter Rosenkranz hätte die Kür statt Van der Bellen im ersten Durchgang für sich entschieden. 53,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler, so viel wie sonst bundesweit nirgends, votierten dort für den blauen Kandidaten. Knapp unter der Absoluten blieb Rosenkranz in Stall im Kärntner Mölltal, wo er 49,2 Prozent errang.

Am schlechtesten wiederum schnitt der FPÖ-Mann mit 4,7 Prozent im niederösterreichischen Andlersdorf ab. Auch im Tiroler Zöblen konnte er mit nur 5,6 Prozent nicht punkten.

Bei der Bundespräsidentschaftswahl vor sechs Jahren hatte der Kandidat der FPÖ Norbert Hofer geheißen. Den ersten Wahlgang hatte er damals mit 35 Prozent der Stimmen bundesweit für sich entschieden – was zu einer Stichwahl gegen Van der Bellen führte.

Der politisch und privat im burgenländischen Bezirk Oberwart beheimatete Hofer verzeichnete jedoch 2016 nicht an seinem dortigen Wohnort Pinkafeld sein bestes Ergebnis – sondern im unweit gelegenen Ort Wiesfleck. Dort erreichte er 64 Prozent.

Wlazny fährt fast 18 Prozent im Tiroler Rattenberg ein

Dominik Wlazny alias Marco Pogo erreichte in Rattenberg im Bezirk Kufstein fast 18 Prozent – und landete damit in der kleinen Tiroler Gemeinde auf Platz zwei hinter Van der Bellen. In Seefeld-Kadolz in Niederösterreich sowie in Weißbach bei Lofer in Salzburg schaffte es Wlazny, der auch Frontmann der Rockband Turbobier ist, über die 15-Prozent-Marke.

In Wien kam Wlazny noch ohne Wahlkarten auf 10,85 Prozent. Im Bezirk Simmering, wo der Gründer der Bierpartei auch Bezirksrat ist, schaffte Wlazny mit 14,18 Prozent das österreichweit viertbeste Ergebnis.

Spannend ist im Fall Wlazny auch Namlos: Das ist jene Gemeinde im Tiroler Bezirk Reutte, in der 2016 – österreichweit einmalig – Van der Bellen null Stimmen erhielt. Sechs Jahre später gab es in Namlos null Stimmen für Wlazny. Es war übrigens die einzige Gemeinde österreichweit, die null Prozent für Wlazny auswies. Das zweitschlechteste Ergebnis erreichte Wlazny mit 1,1 Prozent übrigens in Van der Bellens Heimatgemeinde Kaunertal.

Wallentin punktet im Burgenland

Rechtsanwalt Tassilo Wallentin fuhr seine vorläufig besten Ergebnisse noch ohne Briefwahlstimmen im Burgenland ein: In der Kleingemeinde Badersdorf votierten knapp mehr als 25 Prozent für den Ex-Krone -Kolumnisten, im nahen Bildein waren es 20 Prozent, dicht gefolgt von Schachendorf, Mühlgraben und Sieggraben.

Grosz schaffte es in einer steirischen Gemeinde über 25 Prozent

Der ehemalige BZÖ-Chef und nunmehrige Polit-Blogger Gerald Grosz schaffte sein bestes Ergebnis in seinem Heimat-Bundesland Steiermark: In der Weinbau-Gemeinde Sankt Andrä-Höch gelangen ihm 25,3 Prozent, im nahen Gralla waren es 17,3 Prozent. In Bürg-Vöstenhof in Niederösterreich wählten 16,7 Prozent für Grosz, ehe mit Wettmannstätten sowie Leutschach an der Weinstraße wieder zwei steirische Gemeinden folgten.

MFG-Chef Brunner kratzt in einer Gemeinde an Zehn-Prozent-Marke

Für Michael Brunner, der für die impfkritische Partei MFG in den Wahlkampf gezogen war, ging die Präsidentschaftskür im Tiroler Ort Hinterhornbach mit Abstand am besten aus. 9,7 Prozent der Stimmen gingen dort an ihn. Konkret handelte es sich dabei jedoch um nur drei der 31 abgegebenen Stimmen. Bundesweit errang Brunner laut Hochrechnung 2,1 Prozent der Stimmen

Acht Prozent für Staudinger im Tiroler Untertilliach

Der Waldviertler Schuhfabrikant Heinrich Staudinger schaffte im Tiroler Ort Untertilliach 8,6 Prozent: sechs von 74 abgegebenen Stimmen. Knapp über acht Prozent kam Staudinger sonst auch noch im oberösterreichischen Mörschwang. (David Krutzler, Irene Brickner, 9.10.2022)