Verlierer: Gruppo Anti-Viola. Sieger: Austria Wien.

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Kein Ort bemerkenswerter Kreativität: der Block West im Allianz-Stadion.

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Die Austria ist in Hütteldorf seit Jahren nicht zu schlagen.

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Wien – Die Austria ist die aktuelle Nummer eins in Wien. Die Favoritner entschieden am Sonntag das 337. Derby bei Rapid trotz der Europacup-Strapazen im Vorfeld mit 2:1 für sich und zogen um einen Zähler an den nur noch siebentplatzierten Hütteldorfern, die ein Spiel weniger ausgetragen haben, vorbei auf Platz fünf. "Die drei Punkte tun uns extrem gut", sagte 2:0-Torschütze Dominik Fitz. Das Selbstvertrauen konnte so vor einer sehr schwierigen Woche aufgebessert werden.

Am Donnerstag gilt es in der Europa-Conference-League ein besseres Resultat gegen Villarreal zu holen, als es das 0:5 in Spanien war. Am Sonntag kommt mit Salzburg der Tabellenführer in die Generali Arena. "Es warten schwere Aufgaben, aber vielleicht können wir auch da was mitnehmen", hoffte Fitz auf Überraschungen.

Nach dem Liga-0:3 gegen Sturm und der Klatsche im Europacup kam der Derbyerfolg zur besten Zeit. "In unserer Situation waren die drei Punkte extrem wichtig. Nachdem wir die letzten Partien klar verloren haben befriedigt das die Seele ein bisschen und war vor allem für den Kopf sehr wichtig", sagte Fitz.

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Dessen war sich auch Trainer Manfred Schmid vollauf bewusst. "Für die Mannschaft war das ein ganz ein großartiger Tag, sie hat es sich verdient nach den beiden 'Watschn'. Wie sie aufgestanden sind, gekämpft und gespielt haben, da kann ich nur den Hut ziehen. Der Sieg hilft uns für die nächsten Wochen sehr viel weiter", sagte der 51-jährige Wiener.

Ein "sicherer Rückhalt" war Goalie Christian Früchtl, der sich mehrmals auszeichnen konnte. Marvin Martins und Andreas Gruber waren im Vergleich zum Villarreal-Match neu in der Startformation, zumal wieder fit.

Sonst nahm Schmid keine Veränderungen vor und lag mit dieser Taktik richtig. Seine Spieler sind trotz Doppelbelastung in gutem physischen Zustand. "Man merkt nicht viel Unterschied ob wir vor drei Tagen gespielt haben oder vor sieben", sagte Fitz. Man regeneriere nach den Einsätzen immer sehr gut. Zuvor wurde mit den mitgereisten Fans der Sieg zelebriert. Mehrmals liefen die Austrianer in Richtung der Fankurve und machten die Welle. "Es gibt nichts Schöneres als nach einem Derbysieg mit den Fans zu jubeln", so Fitz.

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Die Gastgeber legten einen Fehlstart hin. "Wir haben die erste Halbzeit verschlafen, das darf uns nicht passieren", war sich Anschlusstor-Schütze Ante Bajic (91.) bewusst. Sowohl beim 0:1 (4.) von Muharem Huskovic als auch vor dem Elfmetertor von Fitz (17.) nach Foul von Martin Koscelnik sah die Hintermannschaft der Grün-Weißen schlecht aus.

"Es war einfach in allen Belangen zu wenig vor allem in der ersten Halbzeit. Wir haben es der Austria zu einfach gemacht. Die zwei Tore waren absolute Geschenke", meinte der zur Pause eingetauschte Kapitän Maximilian Hofmann. Und Coach Ferdinand Feldhofer ergänzte: "Wir haben uns durch Eigenfehler stark bestraft."

Rapid hätte zwischendurch zwar durch Ferdy Druijf ausgleichen können, blieb sonst aber vor der Pause fast alles schuldig. Keine Aggressivität, kaum Ideen im Spiel nach vorne, wenig Bewegung zog sich durch das Rapid-Spiel.

Die Abwehr hatte mit den schnellen Offensivspielern der Favoritner immer wieder große Mühe. Und das nachdem sich die Rapidler eine Woche in Ruhe auf das Prestigeduell hatten vorbereiten können. Nicht zum ersten Mal passte dann die Leistung nicht, auch vor dem blamablen Out gegen den FC Vaduz im Conference-League-Playoff war das etwa der Fall.

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Feldhofer wirkte deshalb auch etwas ratlos auf der Pressekonferenz. "Wir sind noch nicht so gefestigt, um unseren Plan über ein gesamtes Spiel durchziehen zu können. Das ist der Schluss, den ich ziehen kann", sagte Rapids Trainer. Auf eine Kaderdiskussion wollte er sich nicht einlassen. Die Kritik an seiner Person wird nun wieder zunehmen, nachdem man darauf gehofft hatte, dass der 5:0-Kantersieg bei WSG Tirol vergangene Woche eine Initialzündung war.

Statt einer Fortsetzung ging die Heimmisere weiter. Vor eigenem Publikum konnten in fünf Partien erst vier Punkte gesammelt werden. "Ich denke, dass wir alle gerne in unserem Stadion spielen, aber auch die Gegner freuen sich wenn sie hier spielen können. Es ist sehr schade für unsere Fans und ärgert uns maßlos", so der 42-jährige Steirer. Noch bitterer ist eine andere Bilanz, gegen die Austria gelang auch im zehnten Anlauf im Allianz-Stadion kein Sieg. "Es tut weh im eigenen Stadion wieder nicht zu gewinnen", sagte Hofmann.

Spätestens beim nächsten Anlauf soll der Bann endlich gebrochen werden. "Wir werden wieder eine Möglichkeit kriegen und dann werden wir zurückschlagen", versicherte Stürmer Bernhard Zimmermann. Dafür bedarf es einer Steigerung in einigen Bereichen. Rapid wartet weiter seit 1. September 2019 auf einen Derbyerfolg. Der Lokalrivale jubelte über den ersten Triumph im direkten Duell seit dem Heim-6:1 am 16. Dezember 2018. (APA, 10.10.2022)