Harvey Weinstein im Gerichtssaal in Los Angeles im Oktober 2022. Fünf Jahre nachdem die Vorwürfe gehen ihn öffentlich wurden.

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New York / Los Angeles – Fünf Jahre nachdem Berichte der "New York Times " über sexualisierte Übergriffe und Gewalt in der Filmbranche durch Harvey Weinstein veröffentlicht wurden, steht der frühere Filmproduzent erneut vor Gericht. Seit Montag werden die Geschworenen für den Prozess "People v. Harvey Weinstein" ausgewählt.

In dem Prozess geht es um elf Anklagepunkte, darunter Vergewaltigung und andere sexuelle Übergriffe an fünf Frauen, die zwischen 2004 und 2013 passiert sein sollen. Die Frauen werden im Prozess anonymisiert und als "Jane Doe #1 – #5" bezeichnet. Die meisten Übergriffe sollen in Hotels in Beverly Hills stattgefunden haben. Bei einer Verurteilung droht Weinstein eine Strafe von 140 Jahren Gefängnis. 2020 wurde Weinstein bereits wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt. In diesem Prozess blieben die Betroffen nicht anonym, in dessen Zentrum standen die Vorwürfe der Friseurin Jessica Mann und der Produktionsassistentin Mimi Haleyi. Sie sind zwei der insgesamt 80 Frauen, die Weinstein seit dem Herbst 2017 sexuelle Übergriffe und Gewalt vorwerfen.

Unschuldsbeteuerungen

Sowohl beim aktuellen Prozess als auch bei jenem von 2020 weist Weinstein jede Schuld von sich und sagt, es wären stets einvernehmliche sexuelle Handlungen gewesen. 2020 glaubte die Jury den Zeuginnenaussagen mehrerer Frauen und nicht Weinsteins Unschuldsbeteuerungen. Im Sommer hat ein Berufungsgericht in New York einem Einspruch gegen das Urteil stattgegeben. Laut Weinsteins Anwälten hätte er keinen fairen Prozess erhalten. Weinstein sprach in einer Mittteilung davon, dass "am Ende" seine Unschuld bewiesen werden würde.

Im Oktober 2017 sprachen die Schauspielerin Ashley Judd und weitere Frauen erstmals in einem "New York Times"-Artikel öffentlich über sexualisierte Übergriffe durch Harvey Weinstein. Mehr als ein Dutzend Frauen warfen dann in einem Bericht der Zeitschrift "The New Yorker" Weinstein sexuelle Übergriffe vor. Berichtet wurde auch von Stillschweigevereinbarungen, die Frauen unterschreiben sollten.

Die US-Schauspielerin Alyssa Milano twitterte am 15. Oktober den Aufruf an Betroffene, von sexueller Gewalt unter dem Hashtag #MeToo zu schreiben. Diese Phrase hatte bereits die Aktivistin Tarana Burke 2006 auf der Plattform My Space in Rahmen einer Kampagne für afroamerikanische Frauen und Mädchen verwendet. Burke wollte sie damit bestärken, ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch zu teilen. (red, 11.10.2022)