Infektionen mit Affenpocken wurden bislang in 107 Ländern gemeldet. Am stärksten ist das Virus in afrikanischen Ländern verbreitet – gerade dort sind aber keine Impfungen verfügbar.
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Vom diesjährigen globalen Ausbruch der Affenpocken sind inzwischen über 100 Länder betroffen. In Österreich wurden im Mai die ersten Infektionen gemeldet, im September ist schließlich das Impfprogramm angelaufen. Nun bereitet eine neue Variante, die in der Demokratischen Republik Kongo aufgetreten ist, Sorgen: Infektionen damit scheinen häufiger tödlich zu verlaufen.

Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gab es im Zeitraum 1. Jänner bis 6. Oktober insgesamt 71.237 bestätigte Fälle von Affenpocken in 107 Ländern. 26 davon sind tödlich verlaufen. Tatsächlich dürften Affenpocken-Infektionen aber viel mehr Tote verursacht haben – nur wurde das Virus bei den Verstorbenen nicht nachgewiesen.

Aggressive Mutation

So werden alleine in der Demokratischen Republik Kongo 120 Affenpocken-Todesfälle in diesem Jahr vermutet, die zuletzt auch durch eine aggressivere Mutation des Virus verursacht worden seien dürften, wie das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" berichtet. Der Kongo ist damit das am stärksten betroffene Land. Die neue Variante trägt den Namen "Clade I", zuvor war sie unter der Bezeichnung "Congo Basin clade" bekannt. Weltweit dominant ist die mildere Variante "Clade II", auch bekannt als "West African clade". Laut Angaben der WHO verlaufen Infektionen mit Clade I in 10,6 Prozent der Fälle tödlich, bei Clade II liegt die Mortalitätsrate dagegen bei 3,6 Prozent.

Noch ist nicht restlos geklärt, ob dieser große Unterschied bei der Sterblichkeitsrate vor allem auf die jeweilige Virusvariante zurückzuführen ist oder auch mit der Gesundheitsversorgung in jenen Regionen zu tun hat, wo die Varianten kursieren.

Keine Impfungen in afrikanischen Ländern verfügbar

Je länger die Clade-I-Variante in der Demokratischen Republik Kongo zirkuliert, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich auch außerhalb des Landes ausbreitet. Abseits von klinischen Studien wurde im Kongo jedoch noch keine einzige Impfdosis gegen Affenpocken verabreicht, wie seitens der WHO betont wird. Dasselbe gelte für jedes andere afrikanische Land.

"Wir wissen, dass die Affenpocken in der Demokratischen Republik Kongo ein Problem sind, und es ist auf unsere eigene Gefahr, dass wir dieses Problem weiterhin ignorieren", sagt Anne Rimoin von der University of California Los Angeles zum Wissenschaftsmagazin "New Scientist". "Ich glaube, wir haben weltweit ein Kurzzeitgedächtnis, und wir müssen uns daran erinnern, dass eine Infektion irgendwo eine Infektion überall sein kann." (trat, 11.10.2022)