Die ehemalige OGH-Präsidentin und Politikerin Irmgard Griss wurde mit dem Lifetime-Achievement-Award ausgezeichnet.

Foto: Marlene Rahmann

Engagierte Juristinnen, Kanzleien und Rechtsabteilungen vor den Vorhang holen – so lautet das Ziel der Promoting-the-Best-Awards. Die Preisverleihung, die von Women in Law gemeinsam mit der Vereinigung Österreichischer Unternehmensjuristen (VUJ) organisiert wird, fand am Dienstag bereits zum fünften Mal statt. Der Award habe sich "gerade in der aktuellen angespannten Recruitment-Situation zu einem Aushängeschild für moderne und zeitgemäße Arbeitsformen in Richtung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter etabliert", sagt Andreas Balog von der VUJ.

Preise wurden dieses Jahr in zehn Kategorien mit einem Fokus auf Leistung, Digitalisierung und Frauen vergeben. Der Women-in-Law-Award in der Kategorie Juristin des Jahres 2022 ging an Natalie Harsdorf-Borsch, die interimistische Chefin der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB). Die Gründerin des Women Competition Law Network Austria ist die erste Frau mit Führungsrolle in der Behörde. Damit habe sie Vorbildfunktion für Frauen im Bereich Wirtschaftsrecht, heißt es in der Begründung der Jury. Als interimistische Leiterin der BWB hat sie zudem das Führungsteam um drei Referatsleiterinnen ergänzt und die Behörde im vergangenen Jahr in ein papierloses Arbeiten übergeleitet sowie alle Prozesse digitalisiert.

Frauen in männerdominierter Branche

Der Women-in-Law-Award in der Kategorie Rechtsanwaltskanzlei geht dieses Jahr an DLA Piper. Der Preis wird an Kanzleien verliehen, die in der männerdominierten Branche Konzepte zur Förderung von Juristinnen auf Partnerlevel oder Neuernennungen von Partnerinnen erfolgreich umsetzen. Mit einem Frauenanteil von einem Drittel ist DLA Piper auf Equity-Partner-Ebene Vorreiter in Österreich, so die Jurybegründung. Bis 2030 sei ein Anteil von 40 Prozent geplant. Zudem soll international ab sofort mindestens die Hälfte aller Mitarbeitenden, die zu Partnern befördert werden, unterrepräsentierten Gruppen angehören.

Der Promoting-the-Best-Lifetime-Achievement-Award wurde an die ehemalige Präsidentin des Obersten Gerichtshofs (OGH) und Neos-Politikerin Irmgard Griss verliehen. Überzeugt haben die Jury ihr beeindruckender beruflicher Werdegang als OGH-Präsidentin und Ersatzmitglied am Verfassungsgerichtshof und ihre Tätigkeit als Präsidentin des Netzwerks der Höchstgerichtspräsidenten der Europäischen Union. Griss sei eine "starke Frau als Persönlichkeit in all diesen verschiedenen Bereichen".

Arbeitsmarkt wird "arbeitnehmerzentriert"

Der 21st-Century-Award für die beste Rechtsabteilung ging an Samsung. Das Unternehmen habe "Maßnahmen im Bereich der Karriereentwicklung und der flexiblen Arbeitsgestaltung frühzeitig unterstützt und gefördert". Mit dem 21st-Century-Award für die beste Rechtsanwaltskanzlei wurde Greiter Pegger Kofler aus Innsbruck ausgezeichnet. Die Kanzlei habe Vorbildfunktion bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und sozialem Leben unabhängig von Alter und Geschlecht.

Der Arbeitsmarkt verändert sich derzeit von arbeitgeberzentriert zu arbeitnehmerzentriert, sagt Sophie Martinetz von Women in Law. "Kanzleien und Unternehmen ändern sich und bauen Strukturen um, damit sie neue und bestehende Talente besser einsetzen können." Die Jury, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern mehrerer Rechtsabteilungen, Kanzleien und dem Justizministerium zusammensetzt, ist "sehr streng", betont die Initiatorin. "Gender-Washing" werde schnell ausgeschieden. "Es geht darum, ernsthafte und echte strukturelle Veränderungen in Richtung neuer Arbeitswelt zu prämieren", sagt Martinetz. (japf, 12.10.2022)