Suu Kyi auf einem Bild aus dem Jahr 2019, als sie Regierungschefin in Myanmar war.

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Naypyitaw – Ein von der Militärjunta kontrolliertes Gericht in Myanmar hat weitere Haftstrafen gegen die entmachtete Regierungschefin Aung San Suu Kyi verhängt. Sie wurde in zwei Fällen der Korruption schuldig befunden und erhielt dafür zwei Gefängnisstrafen von je drei Jahren, die allerdings gleichzeitig vollstreckt werden sollen, wie mit dem Prozess vertraute Personen am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mitteilten.

Insgesamt wurde die 77-Jährige damit wegen verschiedener angeblicher Vergehen – darunter Anstiftung zum Aufruhr – zu 26 Jahren Haft verurteilt.

Suu Kyi hatte die Vorwürfe gegen sie als absurd bezeichnet und jedes Fehlverhalten von sich gewiesen. Sie befindet sich seit Juni in Einzelhaft in einem Gefängnis in der Hauptstadt Naypyidaw, nachdem sie nach dem Militärputsch vom Februar 2021 zunächst unter Hausarrest gestellt worden war. Die Verfahren finden unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, Suu Kyis Anwälte dürfen nicht mit Medienvertretern sprechen. Beobachter sprechen von Schauprozessen.

Chaos und Gewalt

Die Generäle hatten ihren Umsturz mit angeblichem Betrug bei der Wahl im November 2020 begründet, die Suu Kyi mit ihrer Partei Nationale Liga für Demokratie klar gewonnen hatte. Beweise legten sie keine vor. Seither versinkt das frühere Burma in Chaos und Gewalt. Der Gefangenenhilfsorganisation AAPP zufolge wurden seit dem Putsch mehr als 2.300 Menschen getötet und mehr als 15.800 festgenommen.

Gegner der Militärregierung werfen der Junta vor, Suu Kyi mit den Verurteilungen für immer von jeglicher politischen Tätigkeit in Myanmar ausschließen zu wollen. Sie war von 2016 bis zum Putsch im Jahr 2021 Regierungschefin des südostasiatischen Landes. Seit Beginn ihrer politischen Karriere war Suu Kyi insgesamt 15 Jahre unter Hausarrest gestanden, 1991 erhielt sie den Friedensnobelpreis. In ihrer Regierungszeit wurde die ehemalige Regierungschefin aber auch stark für ihren Umgang mit der Verfolgung der muslimischen Minderheit der Rohingya kritisiert. (Reuters, red, 12.10.2022)