Der am 19. Oktober für 18.15 Uhr in der Akademie-Aula am Schillerplatz angesetzte Vortrag "A Ceaseless Drive: Structural Forces behind Climate Disaster and How to fight Them" und die anschließende Diskussion wurden gestrichen.

Foto: Helmut Wimmer

Wien – Die Akademie der bildenden Künste Wien hat den für 19. Oktober geplanten Auftritt des schwedischen Klimaaktivisten Andreas Malm nach Protesten abgesagt. Malm hätte im Rahmen des viele Veranstaltungen umfassenden universitären Klimaaktionstags einen Vortrag halten und sich anschließend einer von Rektor Johan F. Hartle geleiteten Diskussion stellen sollen. Protestiert wurde jedoch nicht gegen seine radikale Position zu Klimaterrorismus, sondern zur Israelfrage.

Der an der Universität Lund lehrende Humanökologe Malm, spätestens seit seinem im Vorjahr auch auf deutsch erschienenen Buch "Wie man eine Pipeline in die Luft jagt – Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen" mit seinen Thesen zur Notwendigkeit eines auch vor Sachbeschädigungen nicht zurückschreckenden Klimaaktivismus umstritten, soll sich in der Vergangenheit bei Veranstaltungen lobend über die islamistische Hamas geäußert und Israel als "zionistische Entität" bezeichnet haben. Damit stelle er "offenbar das Existenzrecht Israels infrage", hatte Eva Blimlinger, Ex-Rektorin der Bildenden und Kultursprecherin der Grünen im "Standard" dazu angemerkt. "Klimaschutz und Klimaaktionstage müssen ohne Antisemitismus und Antizionismus gehen."

Starke Einwände

Rektor Hartle hatte vergangene Woche in einem "Standard"-Gastkommentar Malms Haltung zu Israel und Palästina "falsch und gefährlich" genannt: "Diese Position ist nicht die Position der Akademie. Sie ist auch nicht meine Position." Dies sei aber kein Grund, eine Debatte über seine viel diskutierten Thesen zu verschiedenen Formen des Aktivismus und deren Legitimität im Zusammenhang mit der Klimakatastrophe abzusagen. "Wer sich Debatten wünscht, in denen es keine Ambivalenz gibt, wünscht sich in Wahrheit gar keine." Am Dienstagnachmittag wurde jedoch in einem internen Rundmail die gemeinsam mit Malm beschlossene Absage des Termins kommuniziert.

"Es gab starke Einwände. Der Diskurs hat sich verschoben und bei Vorhaltungen und Vorwürfen eine Eigendynamik entwickelt", erläuterte Hartle im Gespräch mit der APA die Absage, die versuche, "einen Reputationsschaden abzuwenden". "Wir wollen uns auf die Diskussion zur Klimaproblematik konzentrieren. Das wäre nun nicht mehr möglich gewesen." Laut Malm wäre es das erste Mal gewesen, dass ein Auftritt zu Klimafragen aufgrund seiner Israel-Palästina-Positionen in Kritik geraten sei oder abgesagt werden musste. Malms Auftritt sei innerhalb der Akademie durchaus kontroversiell diskutiert worden, doch "Interventionen kamen überwiegend von außen", betonte Hartle, stellte aber auch klar, dass das Ministerium keinen Einfluss genommen habe: "Wir haben das selbstständig entschieden."

Klimaaktivismus und der Kapitalismuskritik

Der am 19. Oktober für 18.15 Uhr in der Akademie-Aula am Schillerplatz angesetzte Malm-Vortrag "A Ceaseless Drive: Structural Forces behind Climate Disaster and How to fight Them" und die anschließende Diskussion wurden gestrichen. Eine Ersatzlösung für diesen Programmpunkt ist jedoch knapp vor Finalisierung. Fragen des Klimaaktivismus und der Kapitalismuskritik würden dort jedenfalls diskutiert werden, sagte Hartle.

Der Aktionstag findet am 19. Oktober ab 10 Uhr im Akademiegebäude am Schillerplatz, im Secessionsgarten und in der Eschenbachgasse statt und ist Teil eines Schwerpunktmonats, bei dem die Akademie als "zukunftsgerichtete Ausbildungsstätte" ihrer "Rolle als Trägerin sozialer Transformation und als Ort des Experimentierens" nachkommen möchte. Ziel des Aktionstags ist es, "den internen Lern- und Gestaltungsprozess zu Fragen der Nachhaltigkeit weiter zu vertiefen und die Öffentlichkeit zur Teilnahme einzuladen", heißt es in der Ankündigung. "Mit Workshops, Vorträgen, Diskussionen, mobiler Solarküche, Werkstätten und diversen Kunstaktionen werden Überlegungen zum nachhaltigen Agieren, zivilem Ungehorsam und alternativen Formen der Aneignung von öffentlichen Räumen verhandelt." (APA, 12.10.2022)