Verhütungsspiralen der spanischen Firma Eurogine sind schadhaft, ihre Ärmchen können abbrechen. Das kann sehr schmerzhaft und gefährlich sein.

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Verhütung ist vielfach leider immer noch Frauensache. Denn außer dem Kondom und der Sterilisation gibt es nach wie vor keine Verhütungsmöglichkeit, die auch der Mann anwenden kann – und das Präservativ ist keineswegs die zuverlässigste Methode, die Sterilisation ist sehr endgültig. Deshalb kümmern sich sehr oft die Frauen um die Geburtenkontrolle.

Das kann aber durchaus unerwünschte Folgen für ihre Gesundheit haben. Hormonelle Verhütungsmethoden etwa können Auswirkungen auf die Psyche und die Libido haben. Und es kann infolge der Pilleneinnahme sogar zu Lungenthrombosen kommen, die potenziell lebensgefährlich sind.

Eine Möglichkeit, nicht hormonell, aber trotzdem sehr sicher zu verhüten, ist die Kupfer- oder Goldspirale. Etwa vier Prozent der Frauen greifen in Österreich zu dieser Möglichkeit. Doch nun sorgt ein fehlerhaftes Produkt für Aufregung. Bei der Kupfer- oder Goldspirale des spanischen Medizinprodukteherstellers Eurogine ist es vermehrt zu Brüchen der Seitenarme gekommen. 28.502 dieser potenziell schadhaften Spiralen wurden in Österreich verkauft, laut Berechnungen eines Innsbrucker Gynäkologen, der dieses Verhütungsmittel eingesetzt hat, waren 68 Prozent davon fehlerhaft. In Österreich könnten also 19.000 Frauen von dem Gesundheitsrisiko betroffen sein.

Spirale oft ausgeschieden

Von 2014 bis 2017 wurden die Spiralen mit dem Materialfehler produziert. Sie wurde aus einer Mischung aus Polymer und Bariumsulfat hergestellt, einem Material, das die Spirale für Röntgenstrahlen undurchlässig macht. Dadurch ist sie auf Röntgenbilder besser sichtbar. Das Material wurde jedoch nicht korrekt hergestellt, wodurch es zur zufälligen Bildung von Bariumsulfat-Agglomeraten an besonders kritischen Stellen gekommen ist. Das hat das Material spröde gemacht und oft auch zum Bruch geführt, wie das Unternehmen in einer Aussendung vom September 2019 an Gynäkologinnen und Gynäkologen mitteilte. Als der Fehler 2018 bekannt wurde, passte man das Material an, die seither eingesetzten Spiralen sind davon nicht betroffen.

Was genau bedeutet das in der Praxis? Gynäkologin Eva Lehner-Rothe erklärt: "Eine Spirale hat eine T-Form, die Ärmchen sind nötig, damit sie in der Gebärmutter verbleibt. Der lange Stab der Spirale ist mit Kupfer umwickelt, die Ärmchen sind nur aus Kunststoff." Durch den porösen Kunststoff brach oft ein Ärmchen ab, dass dann im Normalfall mit der Monatsblutung ausgespült wurde – von den betroffenen Frauen unbemerkt.

Lehner-Rothe erklärt weiter: "Die Spirale war dann nicht mehr gut eingehakt und wurde ebenfalls mit der Blutung ausgeschieden. Wurde dann die kaputte Spirale mit dem abgerochenen Ärmchen gesehen, aber das fehlende Teil nicht gefunden, löste das natürlich Sorge aus." Verbleibt das Ärmchen in der Gebärmutter und wird nicht ausgeschieden, kann es Schmerzen hervorrufen und muss dann operativ entfernt werden. Lehner-Rothe beruhigt aber: "Das Ärmchen kann im Grunde nicht viel Schaden anrichten."

Kaum Alternativen

Der österreichische Verbraucherschutzverein (VSV) hat nun einen Aufruf gestartet, rund 1.000 Frauen haben sich bisher gemeldet. Für jene Frauen, die über eine Rechtsschutzversicherung verfügen, werden individuelle Klagen eingebracht. Für Betroffene, die keinen Rechtsschutz haben, wurde nun mit Unterstützung der Frauenorganisation Soroptimist Austria ein Crowdfunding zur Prozessfinanzierung ins Leben gerufen.

Lehner-Rothe weist aber noch auf ein weiteres, sehr reales Problem hin: "Die Kupferspirale ist durch diesen Skandal sehr in Verruf geraten. Sie ist aber die im Grunde einzige wirklich zuverlässige Verhütungsmethode, die ohne Hormone auskommt, und viele Frauen sind sehr zufrieden damit. Denen muss man jetzt dringend wieder die Verunsicherung nehmen." (kru, 12.10.2022)