Wer heutzutage eine Social-Media-App starten will, der kommt um Google und Apple nicht herum. Die beiden Unternehmen bestimmen, was in ihre jeweiligen App-Stores für iPhones und Android kommt – und damit auch, worauf Milliarden Menschen via Smartphone-App Zugriff haben. Das musste auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump Anfang des Jahres zur Kenntnis nehmen, als seine neue "Truth Social" genannte Twitter-Alternative von beiden Unternehmen abgelehnt wurde.
Rückkehr
Nun kommt aber die Kehrtwende – zumindest in der Google-Welt: Truth Social ist ab sofort im Google Play Store verfügbar. Der Hersteller habe die ursprünglich erhobenen Kritikpunkte mittlerweile ausgeräumt, begründete Google diesen Schritt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Vor allem der Mangel an Moderation war es, der Google – und auch Apple – Sorgen bereitete. Befürchtete man doch, dass über die Plattform Gewaltaufrufe und andere Hassinhalte verbreitet werden könnten. Mittlerweile hätten die Entwickler aber "wirksame Systeme zum Melden und Entfernen unerwünschter Inhalte" eingebaut, heißt es.
Vorgeschichte
Truth Social ist ein ziemlich offensichtlicher Twitter-Klon, der nicht zuletzt ein Refugium für politisch weit rechts stehende Personen bieten soll, die von Twitter gesperrt wurden. Zu diesen zählt nicht zuletzt Donald Trump selbst, wurde dieser doch am Ende seiner US-Präsidentschaft von der Plattform geworfen.
Trotz der Werbung durch Trump blieb der Erfolg für Truth Social bisher aus, unter den sozialen Netzwerken ist es eine absolute Randerscheinung. Offiziell wirbt man damit, eine Plattform für "offenen, freien und ehrlichen globalen Diskurs" zu sein. Die letztere Behauptung entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, ist der Service doch derzeit gezielt auf die USA beschränkt.
Parler ist auch zurück
Erst vor kurzem hatte Google eine weitere App für Rechts-außen in den Play Store zurückkehren lassen. Parler wurde nach dem Sturm auf das US-Kapitol im Jänner gesperrt, da die Angreifer zum Teil offen über die Plattform zu Gewalt aufgerufen hatten und der Anbieter darauf nicht reagierte.
Die Rückkehr in den Play Store mag ein wichtiger Schritt für Truth Social sein, die Plattform sieht sich derzeit aber noch allerlei anderen Herausforderungen gegenüber. So läuft derzeit etwa eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht gegen die dahinterstehende Trump Media and Technology Group (TMTG), in deren Zentrum angebliche Wertpapierverstöße eines Managers stehen. Zudem kehren die bisherigen Geldgeber dem Trump-Netzwerk zunehmend den Rücken, und auch der anvisierte Börsenstart steht mittlerweile in Zweifel.
Twitter?
Eine weitere Gefahr für Truth Social: Sollte Tesla-Chef Elon Musk die angekündigte Twitter-Übernahme wirklich abschließen, dürfte das den Weg für eine Rückkehr von Trump auf Twitter freimachen – und für viele seiner Fans. Das würde dann Truth Social schnell die Nutzerbasis entziehen. (apo, 13.10.2022)