Die Gnade des Vergessens: Sie wird nicht jedem zuteil. Die Bilder des Null-Schmähfizits als blinkende Laufschrift, die von "Sponsoren" finanzierte Homepage des Finanzministers, das Verscherbeln des Staatseigentums, der Buwog-Deal. Der ewige Prozess.
Als zu jung, zu schön und zu reich bezeichnete eine anonyme Fanbriefschreiberin den ehemals blauen Karl-Heinz Grasser. Den Brief las der gekränkte Ex-Finanzminister ausnahmsweise selbst im Fernsehen vor. Mit Fragezeichen versehen sind die Attribute der Untertitel der Doku-Reportage "Der talentierte Herr Grasser", die Mittwoch auf ORF 1 lief.
Es erinnerten sich Journalistinnen am Wörthersee und im Justizpalast, ein Blattmacher vor einem Bücherturm, ein Ex-Berater vor seinem Schwedenofen und allerlei Weggefährten des Autohändlersohns an die auch nicht so guten alten Zeiten von Buberlpartie, Porsche-Kanzler und kristalliner Hochzeit. Grassers Sessel blieb in der Doku leer. Er lebt laut "Krone"-Interview vom letzten Ersparten in Tirol. (Colette M. Schmidt, 13.10.2022)