Sebastian Kurz will nicht in die Politik zurück. Aber er will jeden Profit, der ihm noch möglich scheint, aus dieser Zeit herauskitzeln. Nach seiner Mitarbeit bei dem weit rechts stehenden US-Investor Peter Thiel gründet er nun eine Cybersicherheitsfirma – ausgerechnet mit Shalev Hulio, Mitgründer einer der berüchtigtsten Spionagefirmen weltweit: der israelischen NSO Group. Kurz soll Hulio dabei unterstützen, "die Tür zu europäischen Regierungen und Infrastrukturfirmen zu öffnen". Im Gespräch mit der israelischen Globes erzählt der Ex-Kanzler gleich: Es habe mehrere Cyberangriffe in Österreich gegeben, von denen die Öffentlichkeit nie erfahren habe.

Indem Kurz das bei seinem ersten Interview über sein neues Start-up sagt, verrät er viel über seinen Umgang mit sensiblen Informationen. Angriffe auf kritische Infrastruktur werden in der Regel geheim gehalten, wenn sie die Sicherheit auch künftig gefährden könnten. Daher sollte Kurz das für sich behalten. Sollte es keine kritische Infrastruktur gewesen sein, dann war der Angriff entweder nicht bedeutend oder aber Betroffene hätten informiert werden müssen. So oder so ist Kurz’ Aussage höchst fragwürdig.
Sie zeigt vor allem eines: Er handelt immer noch mit derselben Skrupellosigkeit wie schon in seiner Zeit als ÖVP-Chef. Die österreichische Politik bleibt jedenfalls erst einmal von ihm verschont. Man kann nur hoffen, dass die Türen auch in der österreichischen Verwaltung verschlossen sind. (Muzayen Al-Youssef, 14.10.2022)