Mag: Aufmerksamkeit. Mag nicht: Kritik. Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk.

Foto: APA/AFP/POOL/BRITTA PEDERSEN

Eines kann man Elon Musk wahrlich nicht unterstellen: Dass er eine Abneigung gegen öffentliche Aufmerksamkeit hegt. Geschickt wie sonst nur Donald Trump versteht er es, sich selbst – und damit auch seine jeweiligen Projekte – zum Thema zu machen.

Ob bei der Rettung eines thailändischen Fußballteams oder beim Ukraine-Krieg, immer ist er mit eigenen Ideen zur Stelle. Ideen, die allerdings nach Abflauen des öffentlichen Applauses mit einer gewissen Regelmäßigkeit in handfeste Kontroversen münden. So scheint es nun auch bei der Satelliteninternetversorgung für die Ukraine zu sein.

Abzug

Wenige Tage nachdem Musk für einen umstrittenen – und sehr russlandfreundlichen – "Friedensplan" für die Ukraine unter scharfe Kritik gekommen ist, will er nun die Finanzierung für das Starlink-Projekt in der Ukraine zurückziehen. Das berichtet CNN in einem aktuellen Artikel.

Laut Musk hätte die von ihm geleitete Raumfahrtfirma SpaceX bisher 20.000 Starlink-Basisstation an die Ukraine gespendet. Der Betrieb habe bisher 80 Millionen US-Dollar gekostet, bis Ende des Jahres sollen es gar 100 Millionen Dollar sein. Das könne man sich einfach nicht mehr leisten, also soll das US-Verteidigungsministerium fortan die Kosten übernehmen. Immerhin würden diese Systeme auch von der ukrainischen Regierung und vom Militär genutzt, so die Argumentation.

Widerspruch

Eine Darstellung, die aber selbst schnell auf Widerspruch traf. So zeigt sich etwa der ukrainische Softwareentwickler Dimko Zhluktenko, der seit Monaten Spenden für eine bessere technische Ausrüstung des ukrainischen Militärs sammelt, zwar ganz allgemein von Starlink begeistert. Dieses sei ein "Gamechanger" auf dem Schlachtfeld, wo oftmals andere Wege zur Datenübertragung nicht verfügbar sind.

Der Anfang des Twitter-Threads von Dimko Zhluktenko.

Die Behauptungen von Musk könne er aber ganz und gar nicht nachvollziehen. Ihm sei kein einziger Fall bekannt, wo Starlink-Terminals von Regierungen oder gar SpaceX selbst gekauft wurden, betont Zhluktenko. Stattdessen seien es immer Freiwillige, die sowohl Anschaffung als auch Betrieb finanzieren. Und dieser Betrieb sei etwa mit 60 Dollar monatlich auch nicht billiger als für andere in der EU.

Selbst wenn er natürlich keinen vollständigen Überblick über das gesamte Land haben könne, wundere er sich doch über die Kalkulation. Insofern wäre Transparenz wichtig, um zu klären, wie sich diese behaupteten Kosten wirklich zusammensetzen, betont der Softwareentwickler.

Kreative Rechnung

Einen kleinen Einblick gewährte kurz später Musk selbst auf Twitter – und der verwundert dann doch. So verwies er etwa auf die Kosten für die Entwicklung sowie die Wartung der Starlink-Satelliten, aber auch Verteidigungsmaßnahmen gegen Hackerattacken. All das verursache einen Aufwand in der Höhe von 20 Millionen Dollar pro Monat. Musk scheint hier also einfach den gesamten Betrieb von Starlink einzurechnen – der aber ohne Einsatz in der Ukraine kaum billiger wäre. Vor allem geht es hier um Infrastruktur, die auch später noch erhalten bleibt.

Unterdessen widerspricht Musk gegenüber CNN der Darstellung, dass das Ende der – angeblichen – Finanzierung für den Starlink-Einsatz in der Ukraine irgendetwas mit der aktuellen Debatte zu tun hat. Bereits im Vormonat habe man entsprechende Dokumente ans Pentagon geschickt, diese soll auch CNN eingesehen haben.

Musks Groll

Das schließt aber natürlich nicht aus, dass Musks einst so öffentlich vorgetragene Leidenschaft für die Unterstützung der Ukraine schon zuvor erkaltet ist. Tatsächlich gibt es jemanden, der sehr wohl einen direkten Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen herstellt – und der sollte eigentlich wissen, wovon er redet: Musk selbst.

Ebenfalls via Twitter betonte zunächst Journalist Jason Jay Smart, dass der Rückzug der Starlink-Finanzierung nur wenige Tage nach einem herzhaften "Fuck off" des ukrainischen Botschafters in Deutschland, Andrij Melnyk, kommt. Musks Antwort darauf ist eindeutig: "Wir folgen ja nur seiner Empfehlung." (red, 14.10.2022)